Letzte Woche rief mich eine Kollegin an: “Ich bräuchte mal schnell eine Geschichte für Leute vom Werksschutz, die genervt sind von… Erzähl mir mal eine.â€? Um in Beratungssituationen jederzeit Geschichten abrufbar zu haben, ist es gut, eine Methodik des Geschichtenfindens zu haben. In einigen Seminaren vermittele ich, wie man Suggestivgeschichten nicht mehr zufällig, sondern zielstrebig findet. Ich möchte in der nächsten Zeit in ungefähr wöchentlicher Folge Hinweise geben, wie man systematisch Geschichten findet, die in die jeweilige Situation passen.

Einen Hinweis für die Nützlichkeit einer Geschichte liefert das Erleben einer Pointe. Fast alle Geschichten mit einer guten „Pointe“, wie auch einige pointelose Geschichten, können therapeutisch eingesetzt werden. Das Überraschungsmoment, das die Pointe ausmacht, entsteht nämlich meist so, dass das bis dahin Gehörte einer Neudeutung (einem „Reframing“) unterworfen wird und dadurch aus einem neuen Blickwinkel betrachtet wird. Dadurch wird die Zahl der Möglichkeiten, die Welt zu deuten und sich zu ihr bzw. in ihr zu verhalten, vermehrt. Ist eine solche Geschichte auf das Leben der Klienten anwendbar, so steht im Raum, dass die Neuinterpretation, die die Pointe bietet, analog im Leben des Beratenen Gültigkeit hat. Bewusst oder unbewusst wird der Beratene die Geschichte als Aufforderung verstehen, vergleichbare Lösungen für sein Leben zu prüfen.

Wer darauf achtet, worin die Pointe einer Geschichte besteht und auf analoge Strukturen in anderen Lebensbereichen achtet, etwa in therapeutischen und medizinischen Kontexten, wird zahlreiche „therapeutische“ Geschichten finden.

Gibt das Erleben einer Pointe Hinweise auf die Verwendbarkeit einer Geschichte für die Beratung, braucht der Hörer mit sich nur noch ein inneres Signal (einen Anker) zu vereinbaren, um bei jeder Pointe darauf zu achten, nicht ob, sondern wo und wie die Geschichte einsetzbar ist.