Nebenbei mal eine Fortsetzungsgeschichte, als Begleitprogramm sozusagen. Einige von euch werden sie aus dem Grashalm-Buch kennen… ein bisschen Redundanz ist erlaubt, denke ich… ihr könnt sie überlesen oder halt geduldig mit mir sein, oder euch nochmal daran erfreuen! Ich erzähle euch die Geschichte vom Geschichtenerzähler…
In den früheren Zeiten lebte in unserem Land ein alter Mann, der wusste viele Geschichten zu erzählen, so dass man von ihm sagte: Dieser Mann gleicht einer unausschöpflichen Quelle. Doch dies war nicht das Größte an ihm, sondern er hatte die Gabe, jede Geschichte so zu erzählen, dass sie dem galt, der sie hörte. Oft hatte er viele Zuhörer, und manchmal hörte er, wie sie sich nach einer solchen Geschichte zankten, weil jeder unter ihnen meinte, die Geschichte habe ihm persönlich gegolten und sei nur für ihn erzählt worden, während ein anderer dasselbe behauptete. Die Leute kamen zu ihm mit vielerlei Anliegen. Da war ein Junge, den seine Mutter der Trägheit bezichtigte. Und der Junge sagte, er könne nicht arbeiten, wenn sie so rastlos umhergetrieben in den Räumen des Hauses umhereile. Da war eine Frau, die sich beklagte, dass sie ihren Mann immerzu ermahnen müsse, nicht zu viel zu trinken. Und der Mann erklärte, nur wenn er getrunken habe, könne er ihre Ermahnungen ertragen. Da waren Kinder, die zu wenig aßen oder zu viel, da waren Kranke, die gesund werden wollten und Leidende, die von ihren Schmerzen befreit sein wollten. Da waren Paare, die gern zusammenfinden wollten und andere, die auseinander finden wollten, und noch so viele andere Menschen. Ihnen allen half er auf die eine oder andere Weise.
Eines Tages trat vor den Geschichtenerzähler ein junger Mann, der sagte: „Ich möchte gerne bei dir in die Lehre gehen.“ Der Alte schaute ihm in die Augen. Sie erzählten von dem Wunsch des Jungen, wie dieser Meister erzählen zu können und Menschen von ihren Leiden zu befreien, und sie erzählten von der Furcht, abgewiesen zu werden und niemals diesen Weg gehen zu dürfen. Der Alte nickte. „Du kannst bei mir wohnen, solange du lernst. Bezahlen kannst du später, wenn du mit deiner Lehre zufrieden bist.“ Der Junge freute sich über diese Antwort, und so begann seine Lehrzeit.
Und morgen geht’s weiter.