Eine Methode, um passende Geschichten zu finden, besteht darin, während der Beratung in sich Traumbilder aufsteigen lassen. Man könnte geradezu selbsthypnotisch vor Sitzungen mit sich vereinbaren, die assoziativen Bilder, die einem da kommen, vermehrt bewusst werden zu lassen. Was da alles zu Tage käme! Wer mit sich vereinbart, solche Traumbilder auf einer Art „innerem Foto“ festzuhalten, wird viele traumhafte Metaphern finden, die die Situation bildhaft beschreiben und Lösungen beinhalten.
Oft genügt es, zu sagen: „Ich sehe zu dem, was Sie erzählen, dieses Bild vor mir… wie beschreibt das Ihre Situation?“ Man kann seine Traumbilder den Gesprächspartnern beschreiben und sie mit ihnen kraftspendend weiter denken. Man muss nur fragen: „Wie könnte jemand darauf reagieren?“ Dann kann man diese inneren Bilder zu einer Alltagsgeschichte, einem Zeichentrickfilm oder einem Computerspiel ausfabulieren. Wer nicht mehr weiter weiß, fragt die Gesprächspartner, wie sie sich einen guten Ausgang der Geschichte vorstellen. Wir sind jeden Tag voller Träume,voller Bilder Metaphern und Beispiele. Wir merken es nur manchmal nicht, weil die Eindrücke unseres Alltags unsere Träume überdecken. Anders gesagt:
Anna ist zwei Jahre alt, und sie hat viele Fragen. „Wo sind die Sterne am Tag?“ fragt sie zum Beispiel ihren Vater. „Am Himmel“, antwortet er, „so wie in der Nacht.“ „Sind sie dann ausgeschaltet? Sie leuchten ja gar nicht!“ „Doch, doch! Sie leuchten weiter. Nur ist die Sonne so hell, dass man ihr kleines Licht nicht mehr sieht. Das ist so, wie man eine leise Musik nicht mehr hört, wenn plötzlich jemand eine laute Maschine einschaltet. Die leise Musik ist noch da, man hört sie nur nicht mehr. Die Musik wird übertönt und die Sterne werden überstrahlt.“ Sie denkt kurz nach und sagt: „Jetzt weiß ich auch, wo meine Träume sind am Tag, wenn ich wach bin.“
(Der Grashalm in der Wüste, S. 49)