Vorangekündigte Bewegungen

Auf meinem Heimweg vorhin bin ich auf einen Zebrastreifen zugefahren. Auf dem Bürgersteig – noch etwas davor – ging eine Passantin. Ich hielt an. Ob jemand vorhat, die Straße zu überqueren, sieht man bereits einige Meter bevor die Person anhält oder sich umschaut. Schon eine Weile vorher macht sie nämlich mit dem Körper oder mit dem Kopf eine kleine Drehbewegung, die die beabsichtigte Drehung vorwegnimmt.

Diese vorangekündigten minimalen Bewegungen vor der eigentlichen Bewegung zu beobachten, kann sehr nützlich sein. Zum Beispiel in Gremiensitzungen oder bei Seminaren: Man bittet um einen Freiwilligen. Für sehr lange Zeit meldet sich keiner. Alle warten, ob nicht ein anderer mehr Lust hat als sie selbst und ihnen zuvorkommt. Wer sich zuletzt nach vielen Ermunterungen doch meldet, das ist der- oder diejenige, wer sich schon ganz am Anfang gerührt hat: Mit einer kleinen Vorwärtsbewegung des Oberkörpers, mit einem kurzen Öffnen des Mundes, mit einem Auseinanderschlagen der Beine und tiefen Ausatmen, mit einer beliebigen Bewegung, die auch einen Wortbeitrag nonverbal einleiten könnte. Wenn ich den Prozess um einige lästige Minuten abkürzen möchte, frage ich gezielt die Person, die sich nach dem Stellen der Freiwilligen-Frage als erste bewegt hat, ob sie die Aufgabe übernehmen würde. Die Erfahrung zeigt: Sie sagt immer ja.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert