Hypnotherapie – und wahrscheinlich jede Therapie – ist Lenkung der Aufmerksamkeit. Das ist, als ob ich eine Kamera so lenke und einstelle (und den Film nachher so bearbeite und schneide), dass der Zuschauer (respektive Klient) etwas wahrnimmt, was er so noch nicht gesehen hatte und was einen Sinn ergibt. Wobei Sinn nicht immer bedeuten muss, dass er etwas versteht, was er vorher nicht verstanden hat. Er könnte stattdessen auch lernen, etwas nicht zu verstehen, was er vorher verstanden hat. Oder meinte, verstanden zu haben – was bedeutet schon verstehen? Er könnte neu lernen, sich zu verwundern, zu staunen, sich zu freuen. Oder er könnte lernen, die Welt wieder auf eine früher bekannte Art zu sehen – mit den Augen eines Kindes, mit den Augen eines Liebenden, mit den Augen eines begeisterungsfähigen Menschen. Therapie ist Aufmerksamkeits- fokussierung. Wie Filmemachen. Und manchmal ist sie wie die Arbeit eines Trickkünstlers. Wobei nicht nur der Therapeut ein Trickkünstler ist. Auch die Klienten beherrschen diese Kunst auf ihre Art: Das Glück, und die dafür notwendigen Sicht- und Verhaltensweisen auf überraschende Art verschwinden und wieder auftauchen zu lassen.

„Die Menschen wissen nicht, wo sie gerade sind. Doch weiß ich es für sie“, begann der Taschenspieler zu erzählen. „Wenn ich sie nach ihrem Namen frage, dann sind sie bei sich: Ich kann das Geldstück in den Ärmel stecken. Wenn ich sie frage, wie viel sie verdienen, dann sind sie außer sich: Ich kann es in die Hose gleiten lassen. Wenn ich sie frage, ob ich ihnen nun zu nahe getreten sei, dann sind sie in sich: Ich kann es durch die Hose in den Schuh gleiten lassen. Wenn ich ihnen die Hand zeige und frage, wo ihr Geldstück nun sei, sind sie in meiner Hand: Ich kann das Geldstück durch das Loch in der Schuhsohle zu Boden gleiten lassen. Wenn ich nun meinen Schuh anhebe, sind sie bei dem Geldstück und fragen sich: Wie kann es da sein?“