Als in der Bibel die Städte Sodom und Gomorra durch einen Regen von Feuer und Schwefel (also wohl durch einen Vulkanausbruch) vernichtet wird, gelingt Lot und seiner Frau durch Gottes Hilfe die Flucht. Es wird geschildert (Genesis 19, 24-26):
Da ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra und vernichtete die Städte und die ganze Gegend und alle Einwohner der Städte und was auf dem Lande gewachsen war. Und Lots Frau sah hinter sich und ward zur Salzsäule.
Ein Freund hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass diese Beschreibung einer posttraumatischen Belastungsstörung entspricht: Aus der Position, bereits gerettet zu sein, blickt ein Mensch zurück auf die Katastrophe, erstarrt in deren Anblick und wird (zumindest für eine Weile) gefühllos, handlungsunfähig, unlebendig.
Die Geschichte ist nützlich, um sie traumatisierten Menschen zu erzählen. Man kann erwähnen, dass Menschen nicht wirklich zu Salz werden, sondern sich nur so fühlen (oder eben gerade gar nichts fühlen). Man kann darauf hinweisen, dass reale Salzsäulen wie Felsformationen die Fantasie der Menschen angeregt haben, sich zu überlegen, wie die Säule wohl so eine Form bekommen haben mag. Aber Salz bleibt Salz und Mensch bleibt Mensch – wie gut: Es ist zweierlei. Man kann mit den Gesprächspartnern Strategien zu entwickeln, was Frau Lot tun kann, anstatt sich umzudrehen, oder auch: Was sie und andere tun können, damit Frau Lot möglichst schnell entkrustet. Max und Moritz haben sich in einer ähnlichen Situation von innen durch den Brezelteig geknabbert – wie würde Frau Lot anfangen, sich wieder zu bewegen? Mit Atmen? Fingerbewegungen? Lippenbewegungen? Zungenbewegungen? Spürt sie zuerst ihre Hände oder Zehen, und wie beginnt das Spüren sich dann in ihrem Körper auszubreiten?
Und während man über rettendes Verhalten redet, hat das Erlernen dieses Verhaltens in Körper und Seele schon begonnen.
Selbst der Meister des Erstarrens, das Gürteltier, taut nach einer Weile auf, wenn die Gefahr vorüber ist. Lasst uns – zusammen mit Frau Lot – herausfinden, wie das Entstarren vor sich geht, wie es beginnt, wie es verstärkt und beschleunigt werden kann.
Hallo Stefan,
nur ein paar spontane Gedanken und Querverweise.
In der TCM gehört Salz / salzig zum Element Wasser / mit dem Organpaar Niere-Blase und der Emotion Angst.
Die Niere wird als Träger der Urenergie (Jing) gesehen. Sie ist mitverantwortlich für Prozesse wie Altern, Krankheit und Tod.
In der Bachblütentherapie gibt es die Schockblüte (Star of Bethlehem).
Man ordnet sie dem Nieren und Blasenmeridian zu.
In der Homöopathie gibt es ein großes Polychrest (Arzneimittel) namens Natrium muriaticum oder auch Natrium chloratum, auf deutsch Kochsalz.
Es gilt als großes Kummermittel. Die Menschen die es benötigen gehen auf Rückzug, sind ernst, verschlossen und können nicht mehr richtig fühlen.
Somit sehe ich in der alttestamentarlichen Erzählung eine noch größere Symbolkraft des Salzes als lediglich nur die reine Salzsäule.
Wenn nun diese Dinge bekannt sind, und man weiß wie die Meridiane verlaufen, könnte man sich das doch zum Nutzen machen.
So läuft der Blasenmeridian beidseits von den Füßen über die Beine und den Rücken über den Schädel zur Stirn.
Somit könnte man beginnen dem Klienten den Rücken zu stärken. Das kann man nun im wörtlich oder vielmehr auch im übertragenen Sinn tun.
Und ist man nicht mutiger mit Rückendeckung?
So könnte es doch sein, dass „Frau Lot“ nun den Mut aufbringt, sich zu entstarren.
Erstarrung heißt Stagnation. Nach Paracelsius fließt die Lebenskraft (Archeus,Qi, Ki, Prana) nicht mehr, was zu Krankeit auf allen Ebenen führt.
Bringt man die Lebenskraft zum Fließen, beginnt die Heilung.
Sie beginnt schon mit der kleinsten Bewegung (Veränderung), da das Fließen wieder beginnt.
Ein schmales Rinnsal, das immer weiter anschwellen kann und dann, irgendwann den Damm durchbrechen kann.
So das war es. Ein Gedanke zum Thema Entstarren. Vielleicht eine Möglichkeit zum Ausprobieren.