Vor kurzem hatte ich eine Klientin hier zur Hypnose, der es neben einigen körperlichen Beschwerden um die Aufarbeitung verschiedener Verlusterfahrungen ging. Während sie in Trance war, begannen die Glocken der Kirche nebenan zu läuten. Ich erzählte ihr, es seien Abschiedsglocken, die sie dazu riefen, in einem inneren Ritual alte Dinge, die nicht mehr in ihr jetziges Leben passten, loszulassen.
Gleich darauf begannen die Glocken der anderen Konfession zu läuten. Was konnte das nun wiederum bedeuten? „Das sind die Glocken des Neubeginns“, erklärte ich, „die wie bei einer Taufe oder Hochzeit den Anfang ihres neuen Lebens verkünden. Feiern Sie, dass Sie das Alte hinter sich gelassen haben und nun etwas Neues beginnt!“
Ich glaube fest daran, dass alles, was uns begegnet, für etwas Gutes genutzt werden kann. Man braucht nur beständig sein Ziel im Auge haben, während man den vergangenen und aktuellen Ereignissen ihre Bedeutung gibt – die diesem Ziel dient.
Vielleicht ist es wichtig, sich bewusst zu machen: Wir verleihen den Dingen die Bedeutung, die sie dann für uns haben, und wir können uns entscheiden, welche Bedeutung wir ihnen geben. Und wenn wir diese Bedeutung als proklamieren, dann sind wir die Sinngeber für dieses kleine oder große Ereignis, für alle, die die dabei sind.
An Totensonntag wurde in einer Friedhofskapelle Abschied genommen von den Verstorbenen diesen Jahres.
Ein Kirchenlied hat mich tief berührt und so konnte ich endlich nach langen Jahren Abschied nehmen von meiner innig geliebten verstorbenen Mutter. Für Trauer war keine Zeit und nun endlich war der richtige Moment da.
Das Lied heißt:
VON GUTEN MÄCHTEN WUNDERBAR GEBORGEN
Von guten Mächten treu und still umgeben.
Behütet und getröstet wunderbar.
So will ich diese Tage mit euch leben.
Und mit euch gehen in ein neues Jahr.
Von guten Mächten wunderbar geborgen.
Erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiß an jedem neuen Tag.
Dieses Lied ist geschrieben von Dietrich Bonhoeffer (1944)1945/1951
Melodie Siegfried Fietz 1970