Ein Freund hat mich eben angerufen. Er erzählte, dass seine Frau gerade mit ihrem Sohn skypte. „Setz dich nicht wieder auf mein Strickzeug“, sagte sie. Er setzte sich auf den Sofaplatz nebendran. Unter ihm zerbrach ihre Brille. „Du bist scheiße…“ sagte sie. Um die Wogen zu glätten zog er sich einen Gummihandschuh über den Kopf und wartete ab, wie er beim Hochrutschen seine Augenbrauen und Stirn in komische Formen zog. Das half. Der Sohn verwendete ein Programm, das die Bildübertragung in Fratzen verzerrte, so dass sie sich bald mit einer Gesichtspyramide, bald mit einem Tunnel unterhielt. Bald waren sie nur noch am Lachen.
„Ich kenne das Vorgehen“, sagte ich, „aber ich glaube, ich habe es noch nie angewendet. „Ich kenne es von einer Frau, die gerade am Bügeln war, während ihre Kinder anfingen, sich zu streiten. Sie hat sich dann eine Unterhose ihres Mannes über den Kopf gezogen und weitergebügelt. „Ihre Tochter wurde ganz still. „Du hast eine Unterhose auf dem Kopf.“ „Ich weiß“, sagte sie und zog sich noch eine darüber. Bald hatten sie die unterschiedlichsten Kleidungsstücke auf dem Kopf, und keiner wusste mehr, worüber sie sich hatten streiten wollen.“
„Man müsste eine neue Therapieform daraus machen“, sinnierte der Freund. Und er erzählte mir von einem Bekannten, der Anwalt sei und für verschiedene größere Firmen arbeite. Früher habe er noch Familienrecht gemacht, und in dieser Zeit habe ihm seine Frau einmal einen Nikolaus geschenkt, den er mit einem Saugnapf an der Windschutzscheibe seines Autos befestigen solle. Aus stilistischen Gründen konnte er sich aber dann doch nicht entschließen, das Ding in die Windschutzscheibe seines Jaguars zu hängen, und so lag es auf seinem Schreibtisch herum. Es kam zu ihm ein Ehepaar, das sich scheiden lassen wollte. Noch bevor sie richtig miteinander ins Gespräch kamen, begannen die beiden Partner sich gegenseitig zu beschimpfen und waren damit so beschäftigt, dass sie ihn kaum überhaupt noch zu bemerken schienen. Der Anwalt spuckte in den Saugnapf, klebte sich den Nikolaus an die Stirn und begann damit zu wackeln. Seine Mandanten wurden augenblicklich still und starrten ihn fassungslos an. Das weitere Gespräch verlief völlig störungsfrei.