Aus dem Artikel „Dringend“ vom 17. Februar hat sich ein Gespräch darüber ergeben, wie man jemandem helfen kann, dem scheinbar nicht zu helfen ist, und wie man dabei verhindern kann, selbst immer tiefer in das Problem hinein gezogen zu werden. Aus diesem Grund schreibe ich in den nächsten Tagen ein paar Gedanken dazu. Ich fange schon mal an.
Ein Rettungsschwimmer sagte zu mir: „Wenn ein Ertrinkender in Panik um sich schlägt, kannst du ihn nicht ans Ufer bringen. Du musst warten, bis er nicht mehr schlägt. Dann kannst du ihn retten.“
danke!!!
glaubst du es gibt menschen, die immer wieder das moor aufsuchen, weil es so sehr ein bestandteil ihres lebens geworden ist, dass sie ohne das gefühl, stets kurz vor dem versinken zu sein ihre eigene identität icht mehr wahrnehmen können?
ich muss im augenblick an münchhausen denken. der zog sich selbst aus dem moor…
kann man sich alleine aus dem eigenen inneren moor ziehen, oder ist das genauso unmöglich, wie das, von dem münchhausen behauptet, es sei ihm gelungen?
eine anmerkung zu dem rettungsschwimmer. ich habe damals gelernt, dass es sinnvoll sein kann, mit dem ertrinkenden unterzutauchen, wenn er sich zu sehr an den retter klammert, denn dann wird er loslassen. wie verhält sich das im falle eines suizidgefährdeten?
Ich habe mir angewöhnt, nicht zu beurteilen, was jemand „nicht kann“ oder was „nicht möglich ist“. Worte wie „unheilbar“, „unbelehrbar“ gibt es für mich nicht. Ich weiß nur, dass mir zu einem Zeitpunkt manchmal keine Hilfe einfällt. Wie gesagt, vielleicht zu einer anderen Zeit, oder mit Hilfe eines anderen Menschen…
Ich denke allerdings, dass es ungünstige Verhaltensmuster gibt, die jemand regelmäßig wiederholt, auch ungünstige Beziehungsmuster zwischen zwei Menschen, die sich jahrelang wiederholen.
Dann ist es gut, sich von professionellen Helfern unterstützen zu lassen.
Selbstschutz hat Vorrang. Wenn die vermeintliche Hilfe schadet, ist aber oft das vermeintlich Zerstörerische Rettung. So etwas probiere ich in winzigen Dosen aus und erhöhe, wenn die Reaktion gut ist, die Dosis.
Wenn etwa ein suizidaler Mensch auf meine Aufmunterungsversuche hin noch depressiver und selbstzerstörerischer wird, probiere ich in kleiner Dosis ihm Recht zu geben. Wenn er daraufhin lebensfreundlicher redet, rede ich weiter hoffnungslos. Meistens ist es noch besser, alles ambivalent zu formulieren. Das heißt, ich versetze alle meine Versuche, ihm Hoffnung zu machen, mit einer Portion Skepsis oder Verständnis für das Sterben. Ich rede immer weiter in Aussagen, die beide Seiten berücksichtigen. Dabei erhöhe ich in winzigen Schritten und sehr allmählich die Portion positive Aussagen, aber nur, soweit das geht, ohne dass er protestiert, und meistens sehr langsam.
Ich muss mich aufmachen, was arbeiten…
DANKE!!!
wie weit hilft körperlicher kontakt?
ich könnte mir vorstellen, dass ein körper, der oft gehalten wird eher lebensbejaende signale an das gehirn weiterleitet, als ein körper ohne halt!
liege ich da richtig?
Im Allgemeinen ja.
Wenn Sie’s genau wissen möchten (aber damit brauchen Sie sich nicht ständig, sondern allenfalls ab und zu beschäftigen):
Was hilft und gut tut, finden Sie aus den Reaktionen heraus. Auch Therapeuten und andere professionell helfende können nichts Besseres tun, als gut beobachten, gut zuhören und gegebenenfalls nachfragen.
Wenn Sie es genau wissen möchten, was gut tut und keine verbale Antwort haben (oder sich aus irgendwelchen Gründen meinen, nicht auf die Antwort verlassen zu können), dann schauen Sie, wie sich die Gesichtszüge, die Körperhaltung, die Bewegungen, die Stimme, der Atem eines Menschen ändert, achten Sie darauf, wann er die Muskeln anspannt oder entspannt, wann er anfängt und aufhört, zu husten, achten Sie darauf, wann er sich das Auge reibt, als ob er weinte oder wann er beschwert oder erleichtert seufzt.
Gleichen Sie die Reaktion ab mit dem, was Sie vorher gesagt oder getan haben und achten Sie darauf, ob wiederholt die gleichen Stress- oder Entspannungsreaktionen auf die gleichen Signale von Ihnen kommen.
Auf diese Art können Sie feststellen, was einem Menschen gut tut, auch wenn er es gerade nicht äußern kann oder mag.
wahrscheinlich muss der betroffene letzten Endes lernen, sich selbst zu halten. auf die dauer kann kein einzelner mensch die kraft aufbringen, sich selbst und eine zweite person zu halten, ohne dass dabei eine mehr oder minder schwerwiegende abhängigkeit entsteht.