Wellenreiten

Wenn ich in der Flut der Probleme stecke, als bedrohter Mensch oder als Helfenwollender, dann kann es wichtig sein, nicht zu sehr gegen die Probleme zu kämpfen, da, wo sie übermächtig sind. Das verbraucht sehr viel Energie. Wenn es mir gelingt, stattdessen nur da zu handeln, wo ich Energiereserven und Gestaltungsmöglichkeiten bemerke, spare ich Kraft. Wenn ich im Spüren der Möglichkeiten bleibe – manchmal kann ich die Kraft des Problems für eine Rettung nutzen.

Als Kinder badeten wir einmal an einem Strand mit einer starken Brandung. Zwei Meter und noch höher türmten sich die Wellen, bevor sie donnernd auf dem Sand zerbrachen. Um nicht von ihnen umgeworfen zu werden, lernten wir, uns von den Wellen emporheben zu lassen. Es galt, auf eine solche Welle zu warten, bis ihre Schaumkrone beinahe über uns stand. Sprangen wir zu früh, dann sanken wir in die Welle hinein. Dann mussten wir lange die Luft anhalten, bis die Welle mit ihrer Wucht vorüber war. Sprangen wir zu spät, konnte es passieren, dass wir gar nicht mehr nach oben kamen. Die Welle presste uns mit auf den Strand. Wir lagen hilflos auf dem Grund, bis sie vorüber war. Sprangen wir aber in dem Augenblick, wenn die Welle uns ein klein wenig nach oben hob und nutzten wir ihre Kraft für unseren Sprung, dann trug sie uns hoch bis auf ihren Kamm, zog mit einem kleinen Platsch an unserem Gesicht vorbei und ließ uns sanft auf ihrem Rücken zu Tal gleiten. Allmählich lernten wir, Welle um Welle zu meistern.

10 Gedanken zu „Wellenreiten

  1. meist erspürt ein kind in einer solchen lage eher die den weg, den es gehen muss, da es die unschuld und die ahnung seines ursprunges noch nicht verloren hat. hierzu eine kleine geschichte:

    Lange vor unserer Zeit lebten an den Ufern eines großen Meeres in einer geschützten Bucht Menschen eines wilden, freien und doch friedvollen Stammes. Sie waren die Nachkommen der großen ozeanischen Mutter und die Tiere des Meeres waren ihre Brüder.
    Einmal im Jahr kamen Delfinherden dicht an das Ufer, wo diese Menschen lebten. Die Delfine nutzen die fischreiche Bucht, um sich auf ihrem Zug durch die großen Ozeane auszuruhen und sich eine dicke Fettschicht anzufressen, denn wenn sie schließlich weiterzogen, konnte es geschehen, dass sie lange Zeit keine fischreichen Gewässer passierten.
    Über viele Generationen ehrten die Menschen des Stammes die Delfine und sahen sie als ihre Brüder und Freunde an. Sie feierten ein großes Fest zur Begrüßung und ein großes Fest zum Abschied ihrer Brüder. Und stets suchten sie ihren Kontakt, wenn Probleme auf ihnen lasteten.
    Doch mit den Generationen verloren sie den Respekt vor ihren Brüdern und in einem Jahr, als die Ernten schlecht ausfielen und die Tiere des Landes von Seuchen dahin gerafft wurden. Machte sich eine Gruppe von Jägern auf, die Delfine zu jagen. Nur wenige des Stammes versuchten, die Jäger von ihrem Vorhaben abzubringen, bei diesen Wenigen handelte es sich nur um die Alten, so wurden sie nicht beachtet, denn im gleichen Maße, wie bei den Delfine hatten die Menschen des Stammes auch den Respekt vor den Alten verloren.
    So begann eine Zeit des grausamen Jagens und in jedem Jahr färbte sich das Wasser der Bucht rot vom Blut der Delfine, auch jetzt feierte der Stamm große Feste in der Zeit der Delfine, doch diese Feste hatten einen neuen Charakter gewonnen, sie waren rauschhaft und ausartend. Die Menschen hatten sich verändert – waren nun weniger friedvoll.
    Es kam ein Jahr da blieben die Delfine aus und im Jahr darauf ebenfalls.
    Die Veränderung, die den Stamm schon erfasst hatte, mehrten sich. Verbrechen, die früher nicht existierten, waren nun an der Tagesordnung, es wurde gestohlen, Gewalt angewandt und auch gemordet und immer mehr Menschen verließen ihre Heimat, um an anderen Orten nach ihrem verlorenen Frieden zu suchen. Bis eines Tages kein Mensch des Stammes die Bucht noch bewohnte, erst da kamen die Delfine zurück!

  2. wie viele menschen nicht zu retten sind! der druck wird einfach viel zu groß, dann ist es nicht mehr zu ertragen…

  3. am sonntag fuhren wir nach einem schönen tag in der gartenschau nach hause. unterwegs fiel mein blick auf ein wildschwein am waldrand. ich zeigte es meiner tochter. dann machte mein lebensgefährte mich auf den zu dem wildschwein gehörenden unfall aufmerksam. ein motorrad war mit dem tier zusammengestoßen. der fahrer und seine beifahrerin lagen am straßenrand, ic ielt meiner tochter die augen zu, sie waren schon erstversorgt und so fuhren wir weiter. am montag stand in der zeitung, dass die frau noch im krankenwagen verstorben ist. das ende eines schönen tages….

  4. seit einiger zeit beschäftigte mich die frage, in wie weit wir menschen eine freie entscheidung treffen können und in wie weit wir durch das göttliche determiniert sind. wenn ich recht überlege, beschäftigt mich diese frage schon seit der 11 klasse, denn damals wurde sie von unserem religionslehrer in mir wachgerüttelt. gestern gab meine mutter mir eine antwort, ohne dass ich sie mit dieser frage konfrontieren musste. im gespräch ließ sie plötzlich diesen satz fallen: „ich denke, die wahre freiheit, die wir menschen haben, ist unser schicksal mit einer in uns ruhenden gelassenheit hinzunehmen!“

    danke

  5. Das Spüren der Möglichkeiten dürfte die Kunst sein,
    die dich dazu führt, frei zum Sprung in die richtige Richung loszulassen.

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