Dieses Beispiel illustriert, wie wir frühere positive Lebenserfahrungen nutzen können, um plausibel zu machen, dass eine aktuelle Krise bewältigt werden kann – und um diese dann auch tatsächlich gut zu bewältigen. Entscheidend ist nicht, ob die frühere Erfahrung tatsächlich enge Parallelen zur aktuellen Situation aufweist, sondern ob der Vergleich beider Situationen überzeugend vorgetragen wird.
Vor einiger Zeit klagte die Tochter einer Kollegin, sie habe Gedächtnisschwierigkeiten. „Wenn ich zu einer Prüfungsfrage zehn Antworten wissen muss, fallen mir meistens nur fünf oder sechs ein.“ „Bist du dir sicher“, fragte die Mutter, „dass es immer dieselben fünf oder sechs Antworten sind, oder könnten es auch jedes Mal verschiedene sein, die dir einfallen, so dass du insgesamt vielleicht tatsächlich alle Antworten weißt?“ „Ich denke, es sind jedes Mal andere Antworten, die fehlen. Vielleicht weiß ich insgesamt alle. Aber was nützt mir das? Es fehlen ja trotzdem jedes Mal welche.“ „Ich denke auch, dass du insgesamt alle Antworten weißt. Und darum werden dir in der Prüfung, wenn es darauf ankommt, auch alle einfallen. Jetzt, wo es noch nicht darauf ankommt, weiß dein Kopf, dass du nicht alle Antworten sagen brauchst und sagt nur einen Teil. Aber in der Prüfung sagt er dir alle Antworten.“ „Und woher weiß ich das?“ „Erinnerst du dich daran, wie wir in Kolumbien waren und überfallen wurden? Damals bist du so schnell gerannt wie noch nie in deinem Leben. Und du hast hinterher gesagt: ‘Ich wusste gar nicht, dass ich so schnell rennen kann’. Du konntest da so schnell rennen, weil du es brauchtest. Vorher brauchtest du es nicht, und darum ging es nicht. Genauso ist das mit dem Gelernten und deiner Prüfung.“ „Meinst du wirklich?“ „Wirklich!“ Die Tochter schien beruhigt und setzte ihre Vorbereitungen fort. Sie absolvierte ihre Prüfung und wusste alle Antworten.