Ich ahne ansatzweise, wie tief Ihre Ratlosigkeit und Ohnmacht ist, und Ihre Wut auf Ihren Mann oder Ex- Mann oder Noch- Mann und auf diese Frau, bei der er jetzt wohnt.
Ich verstehe, dass Sie gleichzeitig Ihren Mann behalten und wegschicken wollen, zurückerobern und zerstören. Dazu kommt mein Gedanke…
Stellen Sie sich bitte einmal vor, Sie könnten Ihr inneres Bild von Ihrem Mann aus sich herausstellen, dort hinüber..
Nun schieben Sie aus dem, der da steht, nach links einen heraus, sodass zweie aus ihm werden. Schieben Sie ganz nach links den heraus, der Ihnen nicht gut getan hat, den, um den es nicht schade ist, dass er gegangen ist. Können Sie sich vorstellen, wie er da steht und wie er schaut?
Dann steht rechts der, den Sie gerne behalten wollten, der, um den es eigentlich sehr schade ist.
Teilen Sie den bitte nochmals in zwei auf. Schieben Sie nach halb links den, von dem Sie manchmal träumen, bis Sie denken: „Scheiße, er ist ja weg, es ist ein großes Unglück“ – und in ein Loch fallen! Wie Rausch und Kater – erst ist es wunderschön, und dann kommt der Schmerz. Können Sie sich den vorstellen?
Etwas nach rechts schieben Sie bitte den, von dem Sie ruhig sagen können: Danke! Ich nehme Gutes mit. Es war eine gute Zeit. Ich denke gern daran. Du kannst mich in Gedanken manchmal begleiten. Schauen Sie einmal: Wie sieht er aus?
Schauen Sie sich die drei an:
Der, um den es nicht schade ist, wenn er weg ist, den der Schmerzen schafft, weil es schade ist, und den, an den Sie mit guten Gedanken denken können.
Wenn es Ihnen recht ist, öffne ich die Tür. (Oder möchten Sie es gerne selber tun?) Dann erlauben wir den beiden ersten, zu gehen.
Und wenn es für Sie so passt – den dritten dürfen Sie gerne behalten. Wie ist das für Sie?
Das Erleben, einen Menschen weder behalten noch loslassen zu können, ihn gewissermaßen gleichzeitig zu lieben und zu hassen, kann äußerst zerstörerisch wirken. Verstärkt wird es oftmals von widersprüchlichen Familienbeziehungen sowie von Verlusterfahrungen in der Kindheit. Der Klientin wird angeboten, die Starre und Verwirrung zu durchbrechen, indem sie sich verhält, als handle es sich bei ihrem Mann um mehrere Personen, mit denen sie deshalb jeweils unterschiedlich umgehen kann.
Diese Geschichte stammt von Stefan Hammel und ist in dem Buch „Wie der Tiger lieben lernte. 120 Geschichten bei psychischem Trauma“ zu finden. Die Geschichte gehört zum Kapitel „Die Starre lösen„.