Seelenwäsche

Quelle: Pixabay

Stell dir vor, es gibt eine jenseitige Welt, wo sich die Verstorbenen aufhalten. Irgendwann werden wir alle da drüben sein, auch deine Schwester, die dir einerseits viel bedeutet und die dich andererseits so verletzt hat, dass es schwer ist, ihr zu begegnen. Ich weiß nicht, was sie erlitten oder versäumt hat, dass sie zu einer geworden ist, die dir so weh getan hat, wie es Geschwister niemals miteinander tun dürften. Aber stell dir vor, in dieser jenseitigen Welt gibt es eine Art Seelenwaschmaschine, durch die sie durch muss – oder darf, wenn man so will – um sich von allem Seelendreck zu reinigen, mit dem sie sich im Leben beschmutzt hat. Ist es in Ordnung, sich das einmal so vorzustellen? Wie sieht diese Seelenwaschmaschine aus? Sind es verschiedene Becken mit Flüssigkeiten? Sind es Bürsten wie bei einer Autowäsche? Ist es eine große Wäschetrommel oder sind da Heilige, die die Leute abreiben wie in einem orientalischen Bad? Wenn deine Schwester da so lange drin ist, bis aller Erdendreck von ihrer Seele entfernt ist und sie sauber ist. Wie sieht das aus? Wenn du dir vorstellst, dass sie danach noch einmal zu dir kommt, wie sieht sie aus? Was sagt sie zu dir? Wie fühlt sich das an?

Die Geschichte nimmt beides ernst, das Schlimme, was ein Klient von einem Familienmitglied erlitten hat und den Wunsch oder die Notwendigkeit, zumindest den Seelenfrieden zu finden, der bedeutet dass die inneren Bilder der Familienmitglieder im Heute keinen Schaden mehr im Klienten anrichten.

Diese Geschichte stammt von Stefan Hammel und ist in dem Buch „Wie der Tiger lieben lernte. 120 Geschichten bei psychischem Trauma“ zu finden. Die Geschichte gehört zum Kapitel „Aussöhnung, Güte, Selbstversöhnung„.

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