Früher dachten die Menschen, der Mond, die Sonne, die Sterne und Planeten kreisen um die Erde.
Heute wissen wir: Nur der Mond kreist um die Erde, und selbst das stimmt nicht ganz, sondern Mond und Erde kreisen um ihren gemeinsamen Schwerpunkt. Weil der im Erdinneren liegt, merken wir davon nicht viel, außer dem Rhythmus der Gezeiten.
Die Menschen von früher verbanden viele Geschichten mit dem seltsamen Tanz der Planeten um die Erde. Sie wussten nicht, dass die Planeten sich in Wirklichkeit um die Sonne drehen.
Vielleicht denken wir heute noch manchmal, dass das Leben sich um uns dreht. Uns interessieren die Meinungen der anderen über uns, auch wenn die anderen gar nicht oder nur gelegentlich und ganz am Rande mit uns beschäftigt sind.
Die Meinungsumlaufbahnen der anderen ziehen ihre Kreise nicht um uns. Es sind Bahnen um die Sonne, um die uralten Fragen von Zugehörigkeit und Sinn, Gewinn und Verlust, Leben und Tod. Wie Planeten ziehen andere Menschen mit ihren Meinungen an uns vorbei. Wenn sie relativ nahe vorbeiziehen und ihr Gravitationsfeld sich mit unserem trifft, kann man die Wirkung manchmal spüren. Und dann ziehen sie wieder weiter auf ihrer Meinungsumlaufbahn.
Wir können uns Gedanken darüber machen, was andere über uns denken, meistens aber wird man es nicht erfahren, und man braucht es auch gar nicht zu wissen: Stattdessen können wir andere Menschen, die womöglich eine Meinung über uns haben, sehen, wie die Asteroidenbewohner im Buch vom kleinen Prinzen, die ab und zu isoliert an einem vorbeiziehen und sich wieder entfernen.
Diese Geschichte stammt von Stefan Hammel und ist in dem Buch „Wie das Nashorn Freiheit fand. 120 Geschichten zu Krise und Entwicklung.“ zu finden. Die Geschichte gehört zum Kapitel “ II Die Gruppe: Krisenbewältigung und gemeinsame Entwicklung in Partnerschaft und Familie, Schule, Beruf und Freizeit “.