Stellen Sie sich doch einmal ihr Büro vor – Ihren Chef, Ihre Kolleginnen und Kollegen und natürlich die Räumlichkeiten, in denen Sie sich aufhalten: Den Fußboden, die Wände, die Fenster…
Stellen Sie sich einmal vor, Sie können Ihren Arbeitsplatz umgestalten und wie in einer Moschee schöne bunte Teppiche auslegen, so dass der ganze Fußboden davon bedeckt ist. Die Wände malen Sie in schönen Farben an, vielleicht in einem Raum ein helles Zartorange mit einem Hauch von Rosa, woanders goldgelb oder pastell blauviolett – wie es Ihnen gefällt. Natürlich werden Sie, der Chef und die Kollegen sich nur barfuß auf den schönen Teppichen bewegen. Am Eingang können Sie einen Bereich einrichten, wo sie ihre Schuhe ablegen und sich die Füße waschen, bevor sie das Büro betreten. Vielleicht können sie dort ihre Hände in kleine Schalen mit Zitronen- oder Rosenwasser tauchen, bevor sie das Büro betreten.
Stellen Sie sich vor, wie das aussähe, wenn alle in weiten, wallenden, leuchtend farbigen Gewändern durchs Büro schreiten. Zu Beginn der Arbeit würde jeder erst einmal ein Glas Mokka serviert bekommen, und ein kleines Stück Nougat mit Pistazien dazu. Welchen Unterschied macht das für Sie?
Und wenn Sie morgen zur Arbeit gehen, möchte ich Sie bitten, dass Sie in Ihrem Kopf das Büro, den Chef und die Kollegen so anpassen und sich vorstellen: Es ist schon anders, nämlich so, wie Sie es vor Ihrem inneren Auge sehen. Die anderen haben es nur noch nicht bemerkt, weil sie – im Moment jedenfalls – das Büro noch mit ihren alten Augen ansehen. Stellen Sie sich vor, Sie wissen es bereits: Das Büro hat sich schon verändert. Sie sehen es jetzt schon mit den wissenden Augen ihres Geistes; die anderen werden es vielleicht dann später merken! Wenn Sie mit diesem Bild durch den Tag gehen – welchen Unterschied wird es für Sie machen? Was werden Sie schneller oder langsamer tun, leichter oder häufiger oder seltener als vorher oder gar nicht mehr?
“Egal, wieviel ich mache, mein Chef möchte, dass ich mehr mache”, berichtete mir eine Frau. “Wenn ich ihm erzähle, dass ich mit der Arbeit gut vorankomme, gibt er mir sofort mehr Arbeit. So bin ich immer in der Tretmühle.” Ihre Stimme klang hektisch, ihr Atem war unruhig. Sie schien außer Atem.
Nach einigen Gedanken darüber, wie sie es anstellen kann, genau so viel oder wenig zu arbeiten, dass sie am Ende eines Arbeitstages weder gelangweilt noch erschöpft ihr Büro verlässt, bat ich sie, im Geiste diese Büro-Neugestaltung vorzunehmen. Die Resonanz war äußerst positiv…
Diese Geschichte stammt von Stefan Hammel und ist in dem Buch „Wie das Nashorn Freiheit fand. 120 Geschichten zu Krise und Entwicklung.“ zu finden. Die Geschichte gehört zum Kapitel “ II Die Gruppe: Krisenbewältigung und gemeinsame Entwicklung in Partnerschaft und Familie, Schule, Beruf und Freizeit “.