In der Savanne stand eine Nashornkuh mit ihrem Kind – und einem Zebra. “Warum steht das Zebra hier bei den Nashörnern und nicht bei seiner Herde?” fragte ich den Ranger, der uns durch den Park fuhr. “Das Zebra ist von seiner Herde verstoßen worden. Vielleicht hat es sich mit dem falschen Hengst gepaart. Bei den Zebras darf sich nur der Alpha-Hengst vermehren. Ihm gehören alle Stuten. Da ist es wahrscheinlich in Ungnade gefallen. Jetzt ist es meistens bei den Nashörnern und manchmal auch bei den Giraffen.” “Es möchte wohl nicht gerne allein sein.” “Das zum einen. Zum anderen ist es auch gefährlich, allein zu sein. In der Gemeinschaft anderer Tiere fällt es nicht so leicht den Raubtieren zum Opfer.” “Das heißt, es sucht Schutz bei den Nashörnern, und sie stören sich nicht daran.” “Den Nashörnern ist das Zebra wahrscheinlich willkommen. Wir haben nur wenige Nashörner. Diese Mutter müsste alleine aufpassen – wenn sie nicht das Zebra hätte!” “Also ein Babysitter! Kann denn das Zebra etwas tun, um das kleine Nashorn zu beschützen?” “Unterschätzen Sie Zebras nicht! Der Tritt eines Zebras ist fünfmal so stark wie der eines Pferdes. Wenn er Sie trifft, bleibt von Ihrem Arm oder Bein nicht viel übrig.” “Die haben also einen Deal… Das Zebra beschützt das kleine Nashorn, und das große Nashorn beschützt das Zebra…” Der Ranger nickte. “Jeder hat jetzt mehr Sicherheit. Das heißt auch, mehr Freiheit.”
Die Geschichte erzähle ich Menschen, die durch den Verlust des Partners, eines Elternteils, ihrer Familie, ihrer beruflichen Existenz oder ihrer Heimat in eine Krise geraten sind und auf der Suche nach einer Gemeinschaft bzw. nach Lebensumständen sind, die ihnen neuen Halt bieten.
Diese Geschichte stammt von Stefan Hammel und ist in dem Buch „Wie das Nashorn Freiheit fand. 120 Geschichten zu Krise und Entwicklung.“ zu finden. Die Geschichte gehört zum Kapitel “ II Die Gruppe: Krisenbewältigung und gemeinsame Entwicklung in Partnerschaft und Familie, Schule, Beruf und Freizeit “.