Wenn es in der Savanne brennt, ist das eine Katastrophe. Alles geht zugrunde. Alles, so scheint es jedenfalls. Savannenbrände sind ja gar nicht so selten, und tatsächlich gibt es im südlichen Afrika Pflanzen, deren Samenkapseln sich überhaupt erst öffnen, wenn sie vom Feuer erhitzt wurden. Wenn die Glut verglommen ist, öffnen sich die Kapseln, der Samen fällt heraus und fällt auf die Asche. Das Leben beginnt! Wir haben das erlebt: Auf einer Wanderung durch einen südafrikanischen Naturpark kamen wir durch eine Gegend, wo ein Buschfeuer gewütet hatte. Das Gras, die Erde, die Termitenhügel: Verkohlt war alles ringsumher. Doch aus der schwarzen Asche erhoben sich, fast wie der Vogel Phoenix, tiefleuchtend rote Blüten. Auf hohen Stängeln saßen sie und wiegten ihre Köpfe. “Erster!” schienen sie zu rufen. Nicht einmal Blätter hatten diese Pflanzen, die würden dann wohl später kommen. Schon luden sie Insekten ein, und bald würden ihre Samen sich weithin in der Savanne verbreiten.
Die Geschichte erzähle ich Menschen, die in einer schweren Krise viel (im subjektiven Erleben vielleicht alles) verloren haben oder die befürchten, vor einem solchen Verlust zu stehen. Die Metapher kann auch sterbenden und trauernden Menschen erzählt werden, um metaphorisch eine Hoffnung auszudrücken, die über den Tod hinausreicht.
Diese Geschichte stammt von mir, Stefan Hammel, und ist in dem Buch „Wie das Nashorn Freiheit fand. 120 Geschichten zu Krise und Entwicklung.“ zu finden. Die Geschichte gehört zum Kapitel “ III Das Ganze: Krisenbewältigung und Entwicklung in einer lokal und global vernetzten Gesellschaft “.