„Liebe kann vieles heißen – von Diakonie bis Puff.“ So hörte ich einen Pfarrer vor einiger Zeit sagen. Recht hat er: Es ist ein arg geschundenes Wort, und äußerst ungenau zudem. Bei der Diskussion der Frage, welche Werte ein guter Therapeut oder eine gute Therapeutin für die Arbeit mit den Klienten benötigt, möchte ich diesen Begriff trotzdem an die erste Stelle setzen. In der Kirche wird von Nächstenliebe gesprochen. Ich nenne es Liebe zu den Menschen, mit denen wir es zu tun haben, und Sorgfalt im Umgang mit ihren Anliegen.
Ich habe den Eindruck, dass für Psychotherapeuten ein fachkundiger, sachkundiger Umgang mit Störungsbildern (Krankheiten, problema-tischen Mustern) von Klienten im Vordergrund steht. Ich denke zwar, dass Sachkompetenz sehr wichtig ist, meine aber auch, dass jeder Mensch ein Individuum ist und es darum einen sachgerechten Umgang mit Menschen und ihren Problemen nicht gibt. Ich denke, dass Liebe zu Menschen die Hälfte von guter Psychotherapie ausmacht.
Allerdings ist Liebe für mich etwas anderes als Empathie. Denn Empathie oder Mitgefühl mit dem Leiden von Menschen kann sie sehr leicht schwächen. Sie können dadurch in einer passiven, erleidenden Rolle bestärkt werden, anstatt in eine aktive, gestaltende Rolle überzugehen. Sie können leicht Opfer ihres Schicksals bleiben, anstatt Täter ihres Lebens zu werden. Empathie ist auch für den Therapeuten riskant: Wer oft mitschwingt mit depressiven oder süchtigen Menschen, wird deren Haltung und Erleben zunehmend selbst spüren und kann davon gelähmt werden. Empathie ist in sozialen Berufen Burnout-Faktor Nr. 1.
Liebe bedeutet für mich nicht Empathie, sondern alles von der Seite der Ressource, der Chance, der Möglichkeit für die Klienten zu sehen. Es bedeutet, möglichst alles zu wertschätzen, was sie mir entgegenbringen und alles für die Umsetzung ihrer Ziele zu nutzen. Es bedeutet, für jeden Klienten zu sein und mich für jeden einzusetzen und mir seine Ziele auf meine Fahnen zu schreiben – wenn ich sie nur irgend ethisch vertreten kann und daran glauben kann, dass wir sie erreichen können. Und Liebe bedeutet, dass ich vom Klienten her denke: Was wünscht er sich, was sind seine Ziele, was entspricht seinen Werten, worüber ist er glücklich?
eine sehr schöne Beschreibung, dies wünschen sich mit Sicherheit alle Menschen auf der Welt. Nur leider gibt es in der heutigen Zeit unter den Ärzten kaum eine Ethik oder das wovon sie hier schreiben. Ärzte sehen nur eins: Was kostet diese Behandlung ?? Der Mensch steht erst an 2. Stelle. Doch gerade wenn man seine Patienten wertschätzt kann man ihnen mit Sicherheit am meisten helfen, nur damit kann keiner was verdienen und Geld spielt leider in Deutschland die größte Rolle.
Dieser Artikel gibt einem Mut, Freude und Dankbarkeit, Hoffnung und Zuversicht …. u. v. m. Ich denke, sie werden von Gott geführt. Wie sagt man so schön : Gott lenkt, der Mensch denkt !!
vielen dank, liebe frau rubey! zugleich machen sie mich nachdenklich… ich kenne viele ärzte, die sich danach sehnen, ihren patienten eine möglichst gute behandlung zukommen zu lassen. aber bezahlt werden sie nicht von den patienten, sondern von deren krankenkassen. und die kassen, vor allem die gesetzlichen, diktieren die regeln, nach denen sie die ärzte arbeiten lassen. und die regierungen der letzten jahre haben immer wieder den ärzten neue bürokratie aufgebürdet und gleichzeitig einnahmen weggenommen. es est schwierig geworden, eine arztpraxis zu führen, die sich rechnet. ich habe mehrere ärzte gecoacht, die mich gefragt haben (sinngemäß): was soll ich tun? ich muss meine arbeit nach den vorgaben der kassen so eng takten, dass ich nicht die medizin anbieten kann, die ich anbieten möchte. ich könnte versuchen, eine privatpraxis asufzumachen. wenn ich nur privatpatienten hätte, könnte ich mir pro person mehr zeit nehmen – ich bekäme für weniger leute das gleiche geld bezahlt. vielleicht auch etwas mehr oder weniger, aber das wäre mir egal. ich wäre die bürokratie los. nur: ich möchte arzt für alle sein, nicht nur für die reichen.
es ist sicher richtig, dass es auch viele Ärzte gibt, die auch Arme gerne behandeln. Trotzdem liegt es immer auch in der Verantwortung des Patienten, diese auch zu finden. Es gibt auch sehr gute Ärzte und weniger Gute. Der Patient möchte aber auch als Mensch respektiert werden und manche Ärzten haben dies leider vergessen. Ich kenne einen Hausarzt in Darmstadt, der behandelt auch die Menschen die auf der Straße leben. Er hat dafür extra Tage im Monat eingerichtet und eine extra Sprechstunde nur für sie. Dafür nimmt er kein Geld. Dies habe ich mit Ethik gemeint.
Liebe Grüße