Heute ist er mir wieder begegnet. Diesen Text liebe ich sehr.
Ich gehe eine Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren.
Ich bin ohne Hoffnung.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos, wieder hinauszukommen.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben,
schon wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch.
Ich falle schon wieder hinein…
aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen.
Ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine Schuld.
Ich komme auch sofort wieder heraus.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch.
Ich gehe darum herum.
Ich gehe eine andere Straße.
(Sogyal Rinpoche)
Dieses Gedicht habe ich zum ersten Mal in einer Klinik gehört im Rahmen der Therapie in der Suchtgruppe. So, wie die Ärztin diesen Text auslegte und ihn uns Teilnehmer der Gruppe näherbrachte, habe ich gelernt, mit meinen Problemen anders umzugehen, damit es nicht noch einmal einen Rückfall gibt.
Ja, ich denke, es ergibt eine viel bessere Entwicklung, wenn wir Rückfälle als Teil der Heilung oder des Lernens ansehen, oftmals weniger Rückfälle und vor allem der Wirkung nach weniger schlimme Rückfälle. Ich denke, das Dramatisieren von Rückfällen ist nicht besser als das Bagatellisieren, und meistens ist eine Kombination aus Ernstnehmen und nicht zu schwer nehmen das Beste.
Vor allem: Alles Lernen vollzieht sich in einem Immer-seltener-auftreten oder Immer-schwächer-werden der vorher bestimmenden Muster. Alles Lernen ist also ein Seltener-werden oder Schwächer werden der sogenannten „Rückfälle“. Vielleicht kann man auch sagen: In einem guten Wahrnehmen und Nutzen derselben für die Verfeinerung des Gelernten.
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