„Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“, fragte Paul Watzlawick. Und wies damit darauf hin, dass Wirklichkeit von jedem Menschen anders konstruiert wird. Wer von Wirklichkeit spricht, muss hinzufügen, wessen Wirklichkeit er meint, und genauso genommen auch, zu welchem Zeitpunkt. Wirklichkeit wird immer wieder neu konstruiert, auch innerhalb ein und desselben Lebens. Milton Erickson, der Begründer der modernen Hypnotherapie sagte dazu einmal: „Wenn ich Ihnen viele Jahre des Irrtums ersparen könnte, dann würde ich Ihnen gerne sagen, dass jeder einzelne Mensch auf der Welt jede einzelne Sache auf der Welt unterschiedlich sieht.“
Den Umstand, dass es beliebig viele richtige Sichtweisen der Wirklichkeit zu geben scheint, macht sich die systemische und hypnotherapeutische Beratungsarbeit bei der Technik des Reframing zunutze. Reframing ist eine zentrale Technik in der Familientherapie und in der Hypnotherapie: Die gewohnte Wirklichkeit des Beratenen wird unter einem ungewohnten Aspekt betrachtet und dadurch neu gedeutet. „Aus Scheiße Rosen machen“, nannte das Virginia Satir, eine der Begründerinnen der Familientherapie.
Genau genommen werden hier zwei Schritte in einem gebündelt: Wirklichkeitsdekonstruktion und Wirklichkeitsrekonstruktion. Wer die Neudeutung der bisherigen Weltsicht etwas allmählicher in Gang bringen will, kann auch in diesen zwei Schritten vorgehen: Zunächst sät der Berater Ungewissheit darüber, wie zuverlässig die bisherige Deutung der Wirklichkeit ist, danach sucht er gemeinsam mit dem Beratenen alternative Deutungsmöglichkeiten. Diesen Zweischritt wählte Salvador Minuchin, ein anderer Mitbegründer der Familientherapie immer wieder: Erst an der alten Wirklichkeit rütteln, dann neue Wirklichkeiten vorschlagen.
Bei einem solchen zweischrittigen Vorgehen ist es möglich, sehr demokratisch verschiedene neue Wirklichkeitsdeutungen anzubieten und es den Beratenen zu überlassen, welche sie wählen möchten. „Wir sind Realitätenkellner“, meint Gunther Schmidt, der Erfinder des Begriffs der „hypnosystemischen“ Beratung.
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Gar nicht so abwegig. Wenn man Scheisse genug verdünnt riecht sie irgendwann nach Rosen.. googelt mal Skatol
Tatsächlich… wer hätte das gedacht!
Allein die Dosis…
Ich bin beeindruckt! 🙂