Gestern bin ich mit zwei Freundinnen bei Kaffee und Kuchen zusammen gesessen. Eine der beiden hat erzählt:
Vor ein paar Tagen habe ich meinen Bruder mit dem Auto abgeholt. Auf dem Hinweg ist mir ein Entenpaar über die Straße gewatschelt. Und ich hab beim Weiterfahren gedacht: Hoffentlich passiert denen nichts. Auf dem Rückweg habe ich geguckt, ob ich sie wieder sehe. Da waren sie: Sie sind den Bürgersteig entlanggewatschelt. Dann kam der Zebrastreifen. Genau am Zebrastreifen haben sie die Straße überquert. Ich habe angehalten und sie die Straße überqueren lassen. Auf der Gegenseite kam ein Auto. Die Frau darin hat auch gehalten; sie hat sich vor Lachen nicht mehr eingekriegt. Das Entenpaar hat also den Zebrastreifen überquert. Wir haben so lange gewartet und sind dann weiter gefahren.
Manche machen’s intuitiv richtig, auch wenn man ihnen das nicht zutrauen würde. Man könnte die Geschichte zum Beispiel besorgten Eltern erzählen, die sich Gedanken machen, weil ihre Teenies ihre erste Liebe gefunden haben, und dass sie nicht zu früh anfangen mit dem Verkehr, und wenn sie damit anfangen (man kann sie ja nicht dran hindern), dass sie’s dann sicher machen, dass da nichts passiert…
Wir haben noch besprochen, wieso die Enten so schlau waren. Vielleicht hat es den Enten gut gefallen, dass der Bürgersteig am Zebrastreifen abgesenkt ist und man so bequem auf die Straße kommt. Vielleicht haben sie bei Wiederholungen bemerkt, dass dort öfter Autos für sie anhalten. Vielleicht haben sie es sich auch bei den Menschen abgeguckt. Die Vögel gucken sich viel bei den Menschen ab. Seit Jahren fliegt ein Trupp Schwalben beim Zug in den Süden durch den Gotthardtunnel. Vielleicht trauen wir den Vögeln im Verkehr zu wenig Grips zu…