Eine Seminarteilnehmerin, die als Trainerin für Reitsport und im Heiltherapeutischen Reiten ausgebildet ist, erzählte mir von einer Frau, die sich nach jahrzehntelanger Pause sehnlich wünschte, wieder zu reiten und vor allem auch zu galoppieren, die aber zugleich große Angst davor hat. Die Reitschülerin berichtete, dass sie einmal vom Pferd gefallen sei, daran müsse sie nun denken. Als sie im Schritt an der Longe ritt, schlug die Lehrerin ihr vor etwas sehr Ungewöhnliches, ein bisschen Verrücktes zu probieren. Sie fragte: „Wie sieht denn die Angst, die du vor dem Angaloppieren hast, aus?“ „Sie guckt sehr streng, sie ist schon etwas älter und sie schüttelt den Kopf, wenn ich an Galopp denke“. „Da kannst du froh sein, eine so gute Aufpasserin zu haben, die dich davor beschützen will, etwas Dummes zu unternehmen!“. Die Reiterin strahlte: „So habe ich das noch gar nicht gesehen!“ „Die Angst will dich beschützen. Sie wird aber im Moment nicht wirklich gebraucht, weil ich ja da bin und du auch an der Longe bist. Wohin in der Halle kannst du die Angst denn setzen?“ Die Reiterin überlegte eine Weile und sagt: „Da auf die Bande!“ „Wie guckt denn die Angst dich an?“ „Sie sieht nicht froh aus, ist aber auch neugierig und interessiert.“ „Und wie fühlst du selbst dich jetzt, als Reiterin ohne Angst in dir, da die ja jetzt auf der Bande sitzt?“ „Ja, ich kann jetzt angaloppieren“, sagte die Reitschülerin, und ohne dass die Lehrerin etwas unternahm, galoppierte sie das Pferd an, strahlte begeistert und rief: „Das geht ja wirklich!“ Sie reitet das Pferd seitdem frei auch im Galopp und setzt ab und zu noch „eine kleine Angst“, wie sie es nennt, auf die Bande.
(Vielen Dank an Ursel Kübler…)