Liebe Leserin, lieber Leser,
Einst waren Erbsen „hybrid“, dann Rosen, später Autos und jetzt auch Seminare.
Was ist eigentlich „hybrid“? Erfunden hat das Wort Gregor Mendel, der Vater der Vererbungslehre. Manchmal taten seine Erbsen nämlich nicht, was sie sollten.
Das Geschöpf lehnte sich gegen seinen Schöpfer auf, so sah es Gregor Mendel als Mönch. Er nannte das „Hybris“, und die Erbsenpflanzen, die sich so verhielten, waren für ihn „hybrid“.
Seit März 2020 bieten wir alle Seminare hybrid oder online an. Das ist auch eine
Auflehnung, allerdings nicht gegen höhere Mächte, sondern gegen die höhere Gewalt abwechselnder Untätigkeit und Hektik im Umgang mit dem Virus. Die Haltung den Erfordernissen der Zeit anpassen und für Beständigkeit sorgen – mit Contenance und Kontinuität durch unruhige Zeiten, sind Leitworte, denen die Hypnosystemische Ausbildung in Kaiserslautern folgt.
„Wie kann ich das nutzen?“ ist ein anderer Satz, der mich begleitet, das Leitmotiv der Erickson’schen Utilisation. Neue Mikrofone, Stative, Lichtquellen, Lautsprecher, Laptop, Mischpult kaufen und passende Verträge mit Anbietern digitaler Dienstleister abschließen war eine Antwort. Menschen motivieren, in Kontakt und in Bewegung zu bleiben eine zweite. Videos aufnehmen und Bücher schreiben eine dritte. Im letzten Frühjahr konnte ich mit Astrid Vlamynck und Claudia Weinspach das Buch veröffentlichen: „Ängste entzaubern, Lebensfreude finden. Die besten Interventionen aus 9 Therapierichtungen.
Im Mai 2022 kommt „Hypnosystemische Therapie. Das Handbuch für die Praxis“ heraus. Auf meinem Youtube-Kanal gibt es nun eine Hommage an Paul Watzlawicks 100. Geburtstag entstanden und eine 18teilige Videoserie: „Mit Geschichten durch die Krise“. Und, ehe ich‘s vergesse: Spazieren gehen, die Pflanzen in Haus und Garten versorgen und sich mit Freunden draußen treffen ist Antwort Nummer vier.
In zwei Jahren Corona-Maßnahmen ist in Kaiserslautern kein Seminar ausgefallen. Auch die meisten auswärtigen Seminare konnten gehalten werden. Die Masken werden auch 2022/23 bleiben: In den Sommern werden wir hören, die Pandemie sei überstanden, um uns dann im Herbst wieder von der 6. oder 7. Welle überraschen zu lassen. Das ist keine Krise, es ist eine Wende. Es wird nicht „wie früher“. Wichtig ist, dass wir unter den gegebenen Umständen unsere neue Normalität entdecken. Dazu gehört, das Leben zu genießen und uns beruflich und persönlich weiterzuentwickeln.
Die Seminarlandschaft hat sich verändert. Vor die Wahl gestellt, physisch oder digital teilzunehmen, sagen zwar viele „physisch ist schöner“, zwei Drittel aber entscheiden sich für die digitale Teilnahme. Die einen, um von Zürich, Rom, Wien oder Berlin aus teilzunehmen, andere, um auf Kleinkinder aufzupassen, sich um den kranken Hund zu kümmern oder auch, um Kosten für die Fahrt und Unterkunft zu sparen. Manche entscheiden: „Ich bin am Freitag digital dabei, am Samstag physisch und am Sonntag wieder digital“. Andere fragen: Ich kann am Samstagnachmittag nicht. Kann ich die Kamera mitlaufen lassen und es später ansehen?“ Kein Problem… Für bevorzugt „physische“ Teilnehmer gibt es aber immer noch (in lock-downfreien Zeiten) das Erlebnis von Kleingruppen im weitläufigen Garten, von Snacks und Getränken unter dem Glasdach des Wintergartens, von gemeinsamen Abenden im Restaurant oder am Lagerfeuer sowie Übernachtung und Frühstück in der insitutseigenen kleinen Pension.
„Hybrid“ nennen wir Veranstaltungen, bei denen die Menschen im Seminarraum und die auf dem großen Bildschirm so miteinander sprechen, dass die Unterschiede verschwimmen und eine vertrauensvolle Gruppe aus allen wird. Wenn ich einen der Teilnehmer nach Monaten zum ersten Mal physisch sehe, meine ich dann tatsächlich, wir hätten uns schon oft getroffen.
Ich wünsche euch Neugier und Freude beim Durchstöbern des Prospekts, bei all dem, was Sie sonst so tun und auch, wenn sich die Lebensgeschichten verweben und wir uns – vielleicht – auf die eine oder andere Art begegnen!
In diesem Sinne grüßt euch herzlich
Stefan Hammel