Ein Mensch ging über eine Wiese, plötzlich machte es laut „krrrk!“ unter seinem Schuh. Der Mensch sah sich um. Was sah er? Er hatte eine Weinbergschnecke zertreten. Was tat dieser Mensch? Er nahm die Schnecke mit nach Hause. Mit einer Pinzette nahm er die kleinen Schalenstücke weg. Die größeren legte er wieder in die richtige Position. Dann bestreute er den Boden eines Einmachglases mit etwas Gartenkalk, setzte die Schnecke darauf, deckte sie mit Löwenzahn- und Brennesselblätter zu.
Am nächsten Morgen hatte die Schnecke das Unmögliche geschafft: Den größten Teil ihres Hauses hatte sie bereits repariert, und am übernächsten Tag konnte sie schon in die Freiheit entlassen werden.
Eine Schnecke kann, was ein Mensch nicht für möglich hält. Manchmal braucht es Hilfe von außen, aber der wesentliche Teil der Arbeit kommt wie von selbst von innen.
Die Geschichte verwende ich im Gespräch mit Eltern, die sich Sorgen um ihre seelisch verletzten Kinder machen, um sie zu ermutigen, den Fähigkeiten ihrer Kinder zu Heilung und Entwicklung zu vertrauen. Daneben verwende ich sie auch im Gespräch mit Menschen, die selbst Verletzungen erlitten haben, um ihr Zutrauen in die Möglichkeit ihrer Seele, sich selbst zu heilen und dabei auch von der therapeutischen Arbeit zu profitieren, zu stärken. (Die Informationen zur Schneckenhaus-Reparatur stammen aus https://mamamisas-welt.blogspot.com/2016/07/schneckenhaus-reparieren.html; 18.11.2021)
Diese Geschichte stammt von Stefan Hammel und ist in dem Buch „Wie der Tiger lieben lernte. 120 Geschichten bei psychischem Trauma“ zu finden. Die Geschichte gehört zum Kapitel „Geduld und Zuversicht im Überwinden„.