Manche von uns kennen Seiten an sich, mit denen sie sich lieber nicht befassen möchten. Wenn sie sie anschauen, ist es, als wäre ein riesiges Monster in einem Kleiderschrank versteckt. Mit wuchtigen Schlägen trommelt es gegen die Türen des Schranks, die schier zu bersten scheinen.
Wer es wagt – und das kann sehr viel Mut kosten – die Türen zu öffnen, der findet dahinter nicht, wie erwartet, ein schreckliches Monster, sondern ein verzweifeltes Kind, das nichts anderes wünscht, als endlich aus seinem Gefängnis befreit, in die Arme geschlossen und getröstet zu werden.
Die Geschichte setze ich ein, wo Menschen Seiten an sich ablehnen, hassen oder gar nicht anschauen mögen. Was wir an uns bekämpfen, ist möglicherweise dasselbe, was andere (mit denen wir uns mittlerweile vielleicht arrangiert haben) an uns bekämpft haben, während wir gelitten haben.
Diese Geschichte stammt von Stefan Hammel und ist in dem Buch „Wie der Tiger lieben lernte. 120 Geschichten bei psychischem Trauma“ zu finden. Die Geschichte gehört zum Kapitel „Zugehörigkeit erleben lassen„.