Schöne Grüße aus dem Himmel

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“Ich habe etwas Seltsames erlebt”, erzählte ein Therapeut bei einem Treffen mit Kollegen. “Eine Familie hat mich aufgesucht – Vater, Mutter und eine Jugendliche. Sie haben erzählt, dass sie ständig Streit haben, weil die Eltern meinen, dass die Tochter keine Schulaufgaben macht, wenn sie sie nicht ständig ermahnen und die Tochter sagt, das ständige Ermahnen nervt so, dass sie keine Lust mehr darauf hat – ohne diese Aufforderungen würde sie sie viel eher machen. Ich habe ihnen gesagt: “Nehmt euch eine 1-Euro-Münze und werft sie jeden Morgen zusammen. Wenn der Adler fällt, dürfen die Eltern die Tochter nicht ermahnen und die Tochter kann beweisen, dass sie die Schulaufgaben trotzdem und noch viel besser macht, wenn die Eltern nichts sagen. Wenn die Zahl fällt, dürfen die Eltern so viel ermahnen, wie sie wollen und die Tochter darf sich nicht darüber beklagen und soll möglichst so reagieren, als ob ihr die Ermahnungen gar nichts ausmachen.” Eine Woche später kamen sie wieder. “Wir hatten eine großartige Woche. Überhaupt kein Streit!”, berichteten die Eltern. “Aber es ist ja auch siebenmal der Adler gefallen”, warf die Tochter ein. Ich schaute sie überrascht an. “Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert, ist – lasst mich rechnen – 1:128, kleiner als ein Prozent. Das ist sicher nicht zufällig so gekommen. Wie hast du das gemacht?” Die Tochter lächelte mich an und sagte: ‘Ich habe jedesmal, bevor ich die Münze geworfen habe, mit meiner gestorbenen Oma geredet und ihr gesagt: ‘Lass den Adler fallen!’’ ‘Jetzt, wo deine Eltern deinen Trick kennen, können sie ja auch mit deiner Oma sprechen. Wer weiß, was sie dann macht… Obwohl, so wie ich Omas kenne, hört sie wahrscheinlich mehr auf ihre Enkelin als auf ihren Sohn…’ ‘Es ist schon komisch mit meiner Mutter”, warf der Vater der Familie plötzlich ein. ‘Ein paar Tage nach der Beerdigung stand ich nochmal abends an ihrem Grab. Es war ein sonnenloser, trüber, verhangener Tag. ‘Gib mir ein Zeichen, wenn du irgendwo bist’, habe ich laut gesagt. ‘ In diesem Moment ist ein kleines Wolkenfenster aufgerissen, genau da, wo die Sonne war. Die Strahlen haben mich und das Grab für ein, zwei Sekunden hell beleuchtet. Dann ging das Wolkenfenster zu. Verwundert und verwirrt bin ich zum Auto gegangen.” 

“Mir ist etwas Ähnliches passiert”, ergriff ein Kollege das Wort. “Eine Frau kam zu mir, weil sie ein Coaching-Business eröffnen wollte, aber es kam nicht in die Gänge. In unserem Gespräch hat sie mir von ihrem Cousin erzählt, ein Tausendsassa, der alles konnte, dem alles leichtfiel, immer gut gelaunt, von allen hoch gelobt, der Liebling der Erwachsenen. “Ich stand in seinem Schatten. Ich war so froh, als er mit zwölf von einem Lastwagen überfahren wurde.” “Respekt”, habe ich gedacht. “Die Frau ist ehrlich.” Laut habe ich gesagt: “Wenn Sie sich Ihren Cousin jetzt vorstellen, irgendwo im Himmel oder wo er auch ist, wie sieht er aus?” “Der sitzt auf einer Palmeninsel, schlenkert mit den Beinen, ist lässig drauf und lässt sich’s gut gehen.” “Ihr Cousin ist doch so begabt. Könnten Sie den nicht vielleicht mal fragen, ob der Ihnen ein paar Aufträge an Land zieht?” “Ja, warum nicht. Der hilft bestimmt gern…” 

Die Woche darauf hat sie mich angerufen: “Ich kann leider nicht kommen. Der Neckermann-Konzern hat eine Serie von Sitzungen für ihre Mitarbeiter gebucht, und dann wollen eine Anzahl Bekannte und Kollegen von früher Coachings haben. Außerdem hat der WDR angefragt, ob sie nächste Woche ein Radio-Feature mit mir machen können. Da muss ich mich vorbereiten.” 

“Ich war abends nach den Therapien ein bisschen müde und hab mich in den Garten gesetzt und den Sternenhimmel angeschaut”, sagte der dritte Kollege.” Dabei habe ich an meinen verstorbenen Großvater gedacht. ‘Hallo Großpapa’, habe ich gesagt. Ich hatte noch keine Viertelsekunde ausgeredet, da ist ein Meteor über den Himmel gesaust. ‘Das ist komisch’, habe ich gesagt. ‘Als hättest du geantwortet. Ich nehme es als einen Gruß vom Himmel.’ Seltsam berührt habe ich nochmal gesagt: ‘Hallo Großpapa!’ Und nochmal – keine Viertelsekunde später kam aus derselben Richtung ein Meteor über den Himmel geschossen. Ein drittes Mal habe ich es versucht. Vielleicht fand der Himmel dann, es langt jetzt mal. Jedenfalls blieb er dunkel.” 

Diese Geschichten haben sich so ereignet bzw. wurden so von Klienten berichtet. Sie können eingesetzt werden, um Klienten einzuladen, in Krisen ihre spirituelle Seite wiederzuentdecken und mit Möglichem zu rechnen, welches den Bereich des Wahrscheinlichen überschreitet. Sie können auch erzählt werden, um trauernden Menschen die Sichtweise nahezubringen: “Der Tag, an dem dein Partner (Vater, Mutter, Kind, etc.) gestorben ist, ist der erste Tag eurer unsichtbaren Beziehung.” 

Diese Geschichte stammt von Stefan Hammel und ist in dem Buch Wie das Nashorn Freiheit fand. 120 Geschichten zu Krise und Entwicklung.“ zu finden. Die Geschichte gehört zum Kapitel “ II Die Gruppe: Krisenbewältigung und gemeinsame Entwicklung in Partnerschaft und Familie, Schule, Beruf und Freizeit “.

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