Manche Dinge dürften nicht sein. Und ich kann zehnmal denken, sie dürften nicht sein, und dann sind sie doch so. Wenn ich durch einen Park gehe und die ganze Hundekacke sehe, denke ich, die Hundebesitzer müssten das einsammeln. Sie tun es offenbar nicht. Was kann ich da machen? Ich kann nur herausfinden, wie ich mit dem umgehe, was ich nicht ändern kann. Die Herausforderung ist eine doppelte: Ich muss gleichzeitig zusehen, wie ich nicht in die Haufen trete und die Haufen so gut wie möglich ignorieren, um den Spaziergang zu genießen.
Das klingt schwieriger als es tatsächlich ist. Einen Waldspaziergang kann ich schließlich auch genießen, ohne über Steine und Baumwurzeln zu stolpern. Und auch im Wald gibt es Knoddeln von Rehen, Hasen und Wildschweinen, auf die ich nicht treten will. Nur, da stört es mich nicht, weil ich dort nicht die Idee pflege, jemand hätte meine Rechte missachtet, indem er den Kot nicht beseitigt hat.
Wenn es mir gelingt, die Hundehaufen als eine Art Wurzeln oder Steine anzusehen und sie mit Gleichgültigkeit oder Interesse zu betrachten, kann ich gelassen spazieren gehen.
Einer Frau, die unter krankhafter Eifersucht (wohl auch mit psychotischen Aspekten) gegenüber ihrer Nachbarin litt, schlug ich vor, sie könne das ihrer Meinung nach provokative Verhalten der Nachbarin zu betrachten, wie Hundekacke im Park. Das leuchtete ihr ein.
Diese Geschichte stammt von mir, Stefan Hammel, und ist in dem Buch „Wie das Nashorn Freiheit fand. 120 Geschichten zu Krise und Entwicklung.“ zu finden. Die Geschichte gehört zum Kapitel “ III Das Ganze: Krisenbewältigung und Entwicklung in einer lokal und global vernetzten Gesellschaft “.