Hast du einmal Waldameisen dabei betrachtet, wie sie ihren Hügel errichten und instandhalten? Sie laufen vor und wieder zurück, nach rechts und nach links, dann wieder im Dreieck… Ihre Bewegungen scheinen oft überhaupt keinen Sinn zu ergeben. Und doch ist da dieser große Hügel, und wenn ihr Tun und Treiben ziellos wäre, dann wäre der Hügel ja nicht da, und das Volk der Ameisen auch nicht. Was uns so ungeordnet vorkommt, sind wahrscheinlich Suchbewegungen, mit denen die Ameisen verschiedene Möglichkeiten nacheinander ausprobieren, bis sie auf eine stoßen, die es wert ist, gewählt zu werden.
Die Geschichte kann Menschen in einer Krise erzählt werden, die den Eindruck haben, orientierungslos umherzuirren oder Eltern, die sich um ihre Teenager sorgen, die noch nicht den Weg in eine stabile Identität und eine Zukunftsausrichtung mit Plänen und Zielen gefunden haben.
Beispielsweise kann sie im Gespräch mit trauernden Menschen eingesetzt werden, um zu verdeutlichen, dass Trauer aus der Perspektive des Augenblicks betrachtet zwar ein chaotischer Prozess zu sein scheint, im späteren Rückblick aber erkennbar wird, dass sich darin das verletzte Selbst auf eine sinnvolle, wertvolle Weise neu organisiert.
Die Metapher kann auch Menschen erzählt werden, die von Sorgen um die Zukunft der Gesellschaft oder des Planeten gelähmt sind, verbunden mit der Idee, dass das Leben zwar in stetigem Umbau begriffen ist, aber bisher zumindest immer einen Weg gefunden hat, um sich weiter zu entwickeln.
Diese Geschichte stammt von mir, Stefan Hammel, und ist in dem Buch „Wie das Nashorn Freiheit fand. 120 Geschichten zu Krise und Entwicklung.“ zu finden. Die Geschichte gehört zum Kapitel “ III Das Ganze: Krisenbewältigung und Entwicklung in einer lokal und global vernetzten Gesellschaft “.