Der heutige Buchtipp, für den Monat Februar, gilt meinem Kollegen, Andreas Steiner, mit seinem Buch „Die Kunst der Familienaufstellung. Ein Praxislehrbuch der Empirischen Psychotherapie„.
Kohlhammer, 2019. 398 Seiten mit 219 Abb., 8 Tab., kartoniert, 232mm x 155mm x 20mm, ISBN 978-3-17-035821-8
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Methode tut not, insbesondere da die Systemische Therapie die sozialrechtliche Anerkennung bekommen hat. Oft hoffen von Leid betroffene Menschen auf schnelle Hilfe, und leider wurde dieses Verfahren häufig dafür verwendet. Dabei besteht die Gefahr, dass an Symptomen herumkuriert wird, aufrechterhaltende Muster jedoch weiter bestehen. Diese zu ändern erfordert eine Veränderung des Lebensstils und der dahinterstehenden Einstellungen. Dies erfordert Zeit, Eigenaktivität, Umgewöhnung und Übung. Steiner plädiert für ein in einen therapeutischen Prozess integriertes Vorgehen, das Auswirkungen achtsam berücksichtigt. Er beschreibt die Entstehungsgeschichte des Familienstellens, wobei es vor allem um das Verändern verinnerlichter Konzepte (Lebensskript) geht, was ohne Zeit, Achtung und Empathie nicht möglich ist Steiner zeigt Lösungen, die Aussöhnung, Demut und Dankbarkeit erfordern, auf und stellt den Nutzen narrativer Interventionen dar. Weiterhin findet man Anleitungen zur Skript-Diagnostik und kreative Interviews zur Lebensgeschichte.
Die seriöse Form der Aufstellung und ihre Rahmenbedingungen werden konkret erläutert, (Setting, Raum, Teilnehmerzahl, Ablauf) Fallbeispiele zu konkreten Krankheitsbildern wie Ängste, Depression, Süchte, Zwänge, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen, Essstörungen, ADHS, Autismus, Psychosomatik bis hin zu Inzest, Gewalt und Mord und praktische Anleitungen, wie Workshops konzeptionell aufgebaut werden können, geben einen tiefen Einblick in die Aufstellungsarbeit.
Besonders beachtenswert sind die Kapitel über Fallstricke und Irrwege und darüber, wie Aufstellungsarbeit seriös erlernt werden kann. Problematische Fallstricke können etwa Erschaffen „falscher“ Wirklichkeiten, episches Ausweiten der Aufstellung, Fehler einer durchgängigen Linie, Nebelhaftigkeit, Apodiktisches Dirigieren, dysfunktionale Bündnisse, egozentrisches Ausblenden sowie Mogelpackungen sein. Das seriöse Erlernen dieser Methodik erfordert mit Sicherheit Wissen, Beobachtung, Einüben und Erfahrung.