Ich kann mich von überschüssigen Nahrungsmitteln nicht trennen. „Essen wirft man nicht weg!“, habe ich gelernt. Zumindest nicht, solange es noch essbar aussieht. Die Lebensmittel, die mich nicht reizen, bewahre ich also, damit sie lange halten, im Kühlschrank auf. Eine, zwei, drei Wochen, einen Monat lang. Wenn sie dann die ersten Schimmelflecken zeigen, werfe ich sie mit beinahe gutem Gewissen weg. Sie sind ja nun nicht mehr genießbar. „Warum wirfst du diese Sachen nicht gleich in den Abfall?“, fragte mich neulich ein Freund. „Wenn du sie am Anfang nicht essen magst, werden sie dir später sicher auch nicht besser schmecken.“ „Wer weiß?“, fragte ich.
Die Macht der Bilder-
Einmal habe ich meinem Partner einen vorgestellten Beziehungskorb in seinen Flur gestellt. So einer, wie man ihn zu Hochzeiten geschenkt bekommt, mit Champagner, Obst, Kaviar und Pralinen. Manche Sachen hatten das Haltbarkeitsdatum schon überschritten, das Obst hatte bereits Durckstellen. Um diesen Korb hatte ich mich solange alleine gekümmert dass mir von seinem Anblick ganz übel wurde. Also sollte mein Partner die Sache mal übernehmen. Zum Beispiel aus dem Obst und dem Champagner eine leckere Bowle machen, ein paar abgelaufenen Konserven durch frische ersetzen oder sowas.
Drei Tage stand unser Beziehungskorb in seinem Flur im Warmen, Obstfliegen nisteten sich ein und es roch nach überfälliger Dauerwurst. Dann hat mein Partner den gesamten Inhalt „in die Tonne gekloppt“.
Die Macht der Bilder hat mich umgehauen.
Liebe Dagmar, was kann eigentlich alles ablaufen? Mir fallen jetzt Menschen ein, die eine Beziehung, einen Job, eine Wohnung zu lange aufrecht erhalten haben, Gewohnheiten, die überfällig wurden, Sichtweisen, Weltanschauungen, Unterlassungen, Groll, Nichtvergeben, Rituale aus einer anderen Zeit, …