Interessenverschiebung

Nach einer langen Zeit im Koma kehrte mein Onkel Dennis mit einer geistigen Behinderung ins Leben der Menschen zurück. Vieles hatte er vergessen und vieles war ihm gleichgültig geworden. Oft deutete er mit dem Finger zum Himmel: „Schau, eine F-14 Tomcat Maschine! Sieh mal, ein Apache-Helicopter!“ Und er beschrieb die Triebwerkstypen, Leistung, Traglast, Cockpitausstattung, Besatzung und Bewaffnung der vorbei fliegenden Maschinen. „Er war im Koreakrieg“, sagte seine Frau. „Aber ich wusste nicht, dass etwas darüber weiß. Wir sind seit 30 Jahren verheiratet, und er hat sich nie dafür interessiert.“

Die Geschichte kann in der Beratung dazu dienen, um deutlich zu machen, dass die Menschen in unserer Umgebung verborgene Fähigkeiten haben, von der die Umgebung nichts weiß – manchmal über Jahrzehnte hinweg. Wir können nicht beurteilen, was ein anderer nicht kann bzw. nicht weiß, und wir haben nur bruchstückhafte Information darüber, was er kann und weiß. Dies gilt besonders bei der Arbeit mit verhaltensauffälligen Kindern, mit „psychisch Kranken“ und „Behinderten“.

Faktum

Sie war außer sich vor Wut: „Kannst du dich nicht mal ein bisschen bewegen? Mal ein paar Gewohnheiten verändern? Warum machst du das denn immer wieder?“ „Ich bin halt so“, antwortete er.

„Ich bin halt so“ ist ein Argument, das sparsam eingesetzt werden sollte. Wer störende Kleinigkeiten herzhaft verändert, kann oft Großes erreichen. Gesten des liebevollen Umgangs neu zu entdecken, kann viel bedeuten. Aber die Mühsal, die eigene Persönlichkeit ändern zu wollen, um dem Partner zu gefallen, lohnt sich oft nicht.  Hat der eine Partner große Anstrengungen zu leisten, um kleine Schritte zu gehen, erscheint dem anderen seine Leistung auf dem Weg der Veränderung noch eher dürftig. Zorn, Verzagtheit, Groll und Härte halten Einzug in den Alltag mancher Paare, von denen einer „sich ändert“, um den anderen zu behalten. Besser ist es oft, mit dem Vorfindlichen auf neue Arten umgehen zu lernen, ohne es im Kern zu verändern. Besser ist es, dem störenden Verhalten einen neuen Kontext, neue Deutungen und neue Reaktionen zu schenken. Und gelten zu lassen:

„Ich bin halt so.“

Täter und Opfer – viele Fragen

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Eine Distel ist eine Distel ist eine Distel. Blüten und Stacheln. Wer entscheidet, was Kraut ist und was Unkraut? Nach welchen Kriterien?

Wenn ich einen Konflikt moderiere – für wen ergreife ich Partei? Für die Opfer? Was ist, wenn beide sich für Opfer halten?

Was ist, wenn der Reigen sich dreht? Die Opfer von einst sind die Täter von jetzt sind die Opfer von einst. Die Täter von einst sind die Opfer von jetzt sind die Täter von von einst.

Wie viele Täter sind Opfer von Tätern, die Opfer sind von Tätern, die Opfer sind…?

Wieviele Opfer bleiben Opfer oder werden Täter, weil es im Schatten des Leids ein Verlust an Bedeutung wäre, weder Opfer noch Täter, sondern Nichts zu sein? Wieviele Opfer sühnen, ohne satt zu werden?

Indem ich die Opfer unterstütze, beginne ich, sie zu Tätern zu machen. Wer sagt mir, dass sie auf halbem Wege Halt machen?

Indem ich die Täter bekämpfe, beginne ich, sie zu Opfern zu machen. Wer sagt mir, dass sie auf halbem Wege Halt machen?

„Des einen Nutzen ist des Anderen Schaden, des einen Lob des anderen Tadel, des einen Hilfe ist des anderen Strafe.“ – Wenn der Berater ausbricht aus diesen Gedanken, nur dann durchbricht er den Kreislauf der Schuld.

Erickson-Geschichten X

Erickson erzählt: Im Juni 1919 machte ich meinen Abschluss an der High School. Im August hörte ich, wie im Nebenzimmer drei Ärzte zu meiner Mutter sagten: „Der Junge wird den Morgen nicht erleben.“ (Erickson hatte seine erste Polioinfektion im Alter von siebzehn Jahren.) Da ich ein normales Kind war, nahm ich das übel. Unser Landarzt hatte zwei Ärzte aus Chicago hinzugezogen, und sie sagten zu meiner Mutter: „Der Junge wird den Morgen nicht mehr erleben.“ Ich war wütend. Dieser Einfall, einer Mutter zu erzählen, ihr Sohn würde am nächsten Morgen tot sein! Das ist unerhört! Später kam meine Mutter mit ausdruckslosem Gesicht in mein Zimmer. Sie glaubte, ich sei im Delirium, da ich darauf bestand, dass sie die große Kommode in meinem Zimmer umstellte, damit sie in einem anderen Winkel zu meinem Bett stand. Sie stellte sie neben mein Bett und ich sagte ihr, wie sie sie hin- und herrücken sollte, bis ich zufrieden war. Die Kommode verstellte mir den Blick durch das Fenster – und ich wollte verdammt noch mal nicht sterben, ohne den Sonnenaufgang zu sehen. Ich sah nur die Hälfte davon. Ich war drei Tage lang bewusstlos. Meiner Mutter habe ich nichts davon erzählt. Und auch sie hat mir nichts davon erzählt. (Rosen, 61f.)

Antike Sprichworte VII

Iß nicht bei einem Neidischen und wünsche dir von seinen feinen Speisen nichts; denn in seinem Herzen ist er berechnend; er spricht zu dir: Iß und trink!, und sein Herz ist doch nicht mit dir. Die Bissen, die du gegessen hast, musst du aussspeien, und deine freundlichen Worte sind verloren. (Spr. 23,6-8)

Kopfschmerzen auflösen

Zwei schöne Methoden bei psychogenem Kopfschmerz habe ich gefunden.

Louise L. Hay schreibt: „Kopfschmerzen entstehen durch Selbstverletzung. Wenn Sie das nächste Mal Kopfschmerzen bekommen, halten Sie ein, und fragen Sie sich, wo und wie Sie sich gerade unrecht getan haben. Vergeben Sie sich, lassen Sie davon ab, und der Kopfschmerz wird sich in das Nichts auflösen, aus dem er gekommen ist. Migräne bekommen Leute, die vollkommen sein wollen und sich selbst unter Druck setzen. Migräne bedeutet eine Menge unterdrückten Ärger zu haben. Interessanterweise kann man Migräne durch Masturbation lindern, wenn Sie damit beginnen, sobald Sie die Migräne spüren. Die sexuelle Entspanntheit löst die Anspannung und den Schmerz. Sie mögen es nicht als Masturbation empfinden, aber es ist sicher einen Versuch wert. Sie können nichts dabei verlieren.“ (L.L.Hay, Gesundheit für Körper und Seele, 170)

Es ist sicher unnötig, zu erwähnen, dass es auch zahlreiche organische Ursachen für Kopfschmerzen gibt, die man gegebenenfalls ärztlich abklären sollte. Weitere hypnotische Interventionen bei Kopfweh und anderen Schmerzen finden Sie hier.

Eine Sammlung mit vielfältigen Hausmitteln und Methoden zum Nachmachen findet ihr in einem Video von Home & Relax.

Erickson-Geschichten VII

Erickson erzählt: Ein Mann aus Philadelphia, dessen Kopfschmerzen ich geheilt hatte, schickte seine Tante und seinen Onkel zu mir. Er sagte: „Diese beiden haben sich an jedem Tag ihrer Ehe gestritten. Sie sind seit über dreißig Jahren verheiratet.“ Sie suchten mich auf, und ich sagte: „Habt ihr nicht genug vom Streit? Warum fangt ihr nicht an, das Leben zu genießen?“ Und sie hatten ein sehr angenehmes Leben. Und die Tante des Mannes versuchte, ihre Schwester zum Kommen zu überreden, da sie – die Mutter des Mannes – sehr unglücklich war. (Rosen, S. 65)