Immer wieder habe ich gestaunt, in wie kurzer Zeit ein Fernsehkoch die leckersten Gerichte zubereiten kann. Das Geheimnis ist dies: Wenn er beginnt, dann ist sein Arbeitsplatz aufgeräumt, die Zutaten liegen schon auf dem Tisch in der Ordnung, in der er sie braucht, das Werkzeug liegt bereit und alles ist bereits gesäubert und geschnitten… Das eigentliche Kochen dauert dann nur noch wenige Minuten. Nun könnte jemand sagen: Dafür dauern eben die Vorbereitungen umso länger. Tatsächlich bin ich jedoch überzeugt, dass die gesamte Arbeit auf diese Weise weniger Zeit beansprucht und die Qualität des Ergebnisses in vielen Fällen besser ist. Ein Fernsehkoch kann ganz gelassen arbeiten. Bei ihm brennt ganz sicher nichts an.
Der Fernsehkoch“ zeigt, wie gut geplantes, effektives und entspanntes Arbeiten oft dasselbe ist und suggeriert per Beispiel eben dieses Verhalten.
Therapeutisches Modellieren in der Traumatherapie – praxisorientierte Einführung
Datum: 10. Juli 2021 Seminarzeit: Samstag 10:00 – 18:00 Uhr – insgesamt 8 UE Unterrichtseinheiten (á 45 Min). Zielgruppe: Die Seminarinhalte können in Therapie und Beratung, ambulant wie stationär gewinnbringend angewandt werden. Referent: Stefan Hammel, HSB Kaiserslautern Veranstalter: HypnoSystemische Kompetenz Werkstatt Eichstätt, 85072 Eichstätt, Gottesackergasse 6 Seminarort: Corona bedingt kann dieses Seminar nur ONLINE angeboten werden. Anmeldung: Schriftliche Anmeldung per Email oder Fax an: ANMELDUNGs – E-Mail:Psychoprax-stimpfle@t-online.de Fax: 0 84 21 / 9 00 37 47 Seminarkosten: 150 € Preise für Ausbildungskandidaten und Studenten auf Anfrage
Fortbildungspunkte sind bei der Bayerischen Psychotherapeutenkammer beantragt
Seminarinhalt: Das Seminar zeigt Möglichkeiten, in einem erweiterten Sinn mit „Anteilen“ oder „Optionen“ kreativ und sicher im Kontext von Trauma zu arbeiten. Als traumatisch verstehen wir dabei wir Erlebnisse, bei denen wir einer überwältigenden Bedrohung unseres Lebens oder unserer körperlichen und seelischen Unversehrtheit hilflos ausgeliefert sehen – wenn dieses Erleben dauerhaften Schaden bei uns hinterlässt.Beim Therapeutischen Modellieren werden personifizierte Lebensoptionen (ähnlich „Anteilen“ – „Ego-States“)
• aus dem Klienten herausgestellt (dissoziiert), • in den Raum geholt (assoziiert) und mit dem Erleben des Klienten identifiziert, • in weitere Optionen (z.B. gute Intention / ungute Umsetzung) unterteilt oder • in lösungsassoziierte Personen transformiert.
Symptomatische Reaktionen wie ein stockendes Sprechen oder eine erstarrte Mimik werden im Verlauf der Arbeit genau beobachtet, woraus Rückschlüsse auf traumatische Belastungen wie auch im Verlauf der Arbeit auf den Therapiefortschritt möglich werden. Belastungsreaktionen werden suggestiv dekonstruiert, hilfreiche Reaktionen verstärkt und stabilisiert. Zuweilen wird auch transgenerational gearbeitet, um Belastungen aus der Familiengeschichte, soweit diese eine Rolle spielen, aufzulösen. Ausgehend von einer praktischen Demonstration werden Anamnesetechniken und Interventionen aus dem Therapeutischen Modellieren vorgestellt und Hinweise zur Stabilisierung und Ausweitung der Ergebnisse gegeben. Die Techniken können anschließend im therapeutischen Setting mit Klienten bzw. Patienten eingesetzt werden.
Ein Scheich hatte zwei Söhne. Als er merkte, dass für ihn die Zeit kam, dass er sterben musste, rief er die beiden zu sich. „Ihr wisst, es sind widrige Zeiten. Alles, was ich hatte, haben Hungersnot und Teuerung gefressen. Von meiner ganzen Herde sind mir nur diese zwei Kamelstuten geblieben. Nehmt jeder ein Tier und geht weise damit um, so werdet ihr euer Leben erhalten. Bald darauf starb der Scheich. Der ältere Sohn ging hin, verkaufte die Kamelstute und kaufte eine Hütte dafür. Er besserte das Dach aus, verputzte sie und kaufte Hausrat. Dann machte er sich auf die Suche nach einer gut bezahlten Arbeit. Der jüngere Sohn verhandelte mit einem Kamelzüchter. „Lass dein bestes männliches Tier meine Stute besteigen, in diesem Jahr und in den nächsten sechs Jahren. Du sollst dafür das erste Tier aus ihrem Nachwuchs haben.“ Der Mann war damit einverstanden und der junge Sohn hatte nach einigen Jahren eine stattliche Herde. Er verkaufte einige Tiere, doch stets weniger, als ihm geboren wurden. Nach fünf Jahren kaufte er ein Haus. Nach sieben Jahren heiratete er. Nach acht Jahren stellte er sich einen Stallknecht an. Für die Stellung bewarb sich sein großer Bruder.
Das Kamel“ handelt vom guten Umgang mit knappen oder verletzlichen Ressourcen. Eine Übertragungsmöglichkeit sei hier ausgeführt: Viele Menschen, die fremden oder eigenen Anforderungen nicht genügen, „korrigieren“ das Misslungene sofort verbal, indem sie sich entschuldigen und gute Vorsätze und Versprechungen fürs nächste Mal äußern. Diese verbal erzeugte symbolische Selbstentlastung mindert das Leiden an der Situation solchermaßen, dass dauerhaft nichts geändert wird. Der Vorgang lässt sich beliebig oft wiederholen. Um das Muster zu durchbrechen, müssen die Vorsätze und Entschuldigungen verschwiegen werden, bis an ihre Stelle konkrete Veränderungen getreten sind. Lassen Sie Ihre guten Vorsätze im Stall, bis sie sich ausreichend vermehrt und Nachwuchs hervorgebracht haben!
Zielgruppe: Die Seminarinhalte können in Therapie und Beratung, ambulant wie stationärgewinnbringend angewandt werden.
Seminarort: Corona bedingt kann dieses Seminar nur ONLINE angeboten werden. Wir sehen es als Appetizier Seminar an: wer hängt schon gerne zu lange am Computer rum? Drum eine kurze Einführung, sobald möglich folgt für Interessierte dann eine Präsenzfortsetzung.
Anmeldung: Schriftliche Anmeldung per Email oder Fax an:
Sie sind ja sozusagen der Chef in Ihrem Körper. Der Chef kann nicht alles selbst machen, aber er kann Anweisungen an die Angestellten in den Abteilungen weitergeben. Sagen Sie doch bitte den Leuten im Angstzentrum, die sollen mehr Personal anstellen, zum Beispiel 24 Leute anstatt nur einem, so dass jeder, der dort arbeitet, eine Stunde Schicht und 23 Stunden frei hat. Dann können sie sich richtig erholen. Oder sie sollen das so anpassen, wie es für sie noch besser ist. Ist das in Ordnung so?
Diesem dissoziativen Gruß wird eine Metapher vorangestellt, wonach der bewusst sich erlebende Klient der „Chef“ einer Firma mit vielen Angestellten ist, worunter offensichtlich unbewusst agierende (also für den Chef nicht ständig sichtbare) Instanzen zu verstehen sind. Das Unbewusste wird gebeten, die Angst in 24 Teile aufzuspalten, die abwechselnd arbeiten, so dass zu jeder Zeit nur ein 24stel der Gesamtangst aktiv ist. Das ist unter anderem bei Prüfungsangst, die sich über Wochen hinzieht, bei generalisierten Angststörungen und bei Menschen, die unentwegt in Sorge zu sein scheinen, äußerst hilfreich.
Hier ist ein Interview über therapeutische Methoden zur Reduzierung von Angst, das Radio Dreyeckland vor einigen Tagen mit meiner Kollegin Astrid Vlamynck aus Berlin geführt hat. Zusammen mit Astrid und unserer Münsteraner Kollegin Claudia Weinspach habe ich letztes Jahr bei Klett-Cotta das Büchlein herausgebracht:
„Ängste entzaubern – Lebensfreude finden. Die besten Interventionen aus 9 Therapierichtungen“.
Im Interview erzählt Astrid unter anderem, wie sie mit Techniken aus der Bonding-Therapie, aus dem NLP und der Energetischen Psychologie mit ihren Klopftechniken Menschen hilft, Ängste zu überwinden.
Wer weniger als eine Stunde Zeit hat, kann einfach ca. alle 10 Minuten reinhören – damit bekommt ihr schon einen guten Eindruck von einigen Techniken und der Haltung dahinter!
Das Tiger-Buch ist da! Dieses Buch, gemeinsam mit meiner Kollegin Katharina Lamprecht und meinen schweizer Kollegen Adrian Hürzeler und Martin Niedermann, ist eine Sammlung von Geschichten zum Umgang mit psychischem Trauma, für Therapeuten und andere Fachleute, Helfer, Betroffene und Angehörige. Hier stelle ich das Buch kurz vor:
Der Aufbau ist vergleichbar dem der Bücher „Wie das Krokodil zum Fliegen kam“ und „Wie der Bär zum Tanzen kam“ – nur geht es diesmal nicht um therapeutische Geschichten zu grundlegenden Lebensthemen (Krokodil-Buch) oder zu Gesundheitsthemen (Bäre-Buch), sondern zu allem, was mit der Prävention, Bewältugung und Heilung von Trauma zu tun hat.
Also erstmal eine gut nachvollziehbare Einleitung dazu, wie Trauma entsteht und was Trauma ist, was bei der Therapie zu beachten ist, wie Geschichten dort zum Einsatz kommen und was sie bewirken. Dann gibt es Geschichten zu den Hauptanliegen der Therapie, zum Beispiel: Prävention und Erstversorgung, Beziehungen heilen, Starre lösen, Triggerreaktionen auflösen und neue Reaktionen ermöglichen, Selbstversöhnung und – wo es passt und möglich ist – Versöhnung.
Zu jeder Geschichte gibt es Stichwörter und einen Kommentar, die verdeutlichen, wo und wie diese Geschichte im therapeutischen Kontext eingesetzt werden kann.
Ein Stichwortregister mit Anliegen, Diagnosen und anderen wichtigen Begriffen, ein Geschichtenverzeichnis und ein Literaturverzeichnis ergänzen das Werk.
Die wichtigsten Daten zu dem Buch:
Katharina Lamprecht, Stefan Hammel, Adrian Hürzeler, Martin Niedermann: Wie der Tiger lieben lernte. 120 Geschichten zum Umgang mit psychischem Trauma. München, Ernst Reinhardt Verlag 2021.
Taschenbuch, 190 Seiten, 19,90 Euro in Deutschland, ISBN: 978-3-497-03017-0
Ich denke, Sie haben Recht, wenn Sie sagen: „Im Moment ist es gut“. Sagen Sie der vorsichtigen Instanz in Ihnen einen Gruß, es ist in Ordnung, dass sie genau hinschaut. Man weiß ja nie ganz sicher, wie lange die Therapiewirkung anhält. Ich finde sie sollte das beobachten. Zu sehen ist, dass es Ihnen jetzt viel besser geht als vorhin. Sie wirken viel entspannter, geradezu gelassen, auch, während Sie sich eine dieser bisher beängstigenden Situationen vorstellen. Ich glaube, morgen Nachmittag werden Sie an unsere Therapiestunde denken und bemerken, dass diese Gelassenheit schon über einen Tag angehalten hat, und wenn es schon seit mindestens einem ganzen Tag so ist, dann wird es auch noch mindestens einen Tag bleiben. Ich denke, übermorgen werden Sie bemerken, dass Sie schon seit zwei ganzen Tagen gelassen sind, und weil das so ist, werden Sie mit Recht erwarten, dass die Wirkung noch zwei weitere Tage anhalten wird. Nach vier Tagen wird Ihnen auffallen, dass die Wirkung schon vier Tage anhält, und Sie werden mit gutem Grund erwarten, dass es immerhin noch solange gut bleibt, wie es schon gut war. Nach einer Woche werden Sie erwarten, dass die gute Wirkung eine weitere Woche anhält, nach zwei Wochen, dass sie für einen ganzen Monat halten kann. Nach einem guten Jahr haben Sie Grund, ein weiteres gutes Jahr zu erwarten. Nach zehn guten Jahren ist es passend, sich auf ein weiteres gutes Jahrzehnt zu freuen. Ich denke, es ist in Ordnung, wenn Sie sich mit der Vorfreude ein bisschen Zeit lassen. Was denken Sie?
Auffällig häufig geht etwa drei Tage nach einer Sitzung ohne erkennbaren Anlass ein Teil der Therapiewirkung verloren, während der Rest dauerhaft erhalten bleibt. Der Grund ist wohl, dass nach einigen Tagen die Erinnerung an die Therapiestunde verblasst, so dass die Erwartungen statt aus frischen positiven Erinnerungen nun wieder stärker aus den Erinnerungen des Langzeitgedächtnisses konstruiert werden. Die Intervention zielt darauf ab, diesen Effekt zu neutralisieren. Die meisten Geschichten stellen reale oder fiktive Erinnerungen dar. Wir können aber auch Erwartungsgeschichten erzählen, die von unseren Befürchtungen und Hoffnungen erzählen. Diese Geschichte dient dazu, die Therapieergebnisse gegen skeptische Einwände innerer oder äußerer Stimmen (Gegensuggestionen) zu stabilisieren. Insbesondere bei vollkommenheitsliebenden (perfektionistisch oder zwanghaft anmutenden) und sich depressiv verhaltenden Menschen ist das von großem Nutzen .[1]
[1] Vgl. Hammel 2017a, 46f. Weitere Grüße zur Stabilisierung des Erreichten, zur Dekonstruktion von Skepsis und zur Erhöhung der Therapieeffizienz ibid., 54ff., 74ff.
Wenn man aus einem Zigarettenautomaten eine Packung herausholt, dann rutscht von oben der Stapel mit den anderen Packungen nach und alles ist wie vorher. Scheinbar jedenfalls. In Wirklichkeit ist da innendrin eine Packung weniger. Wenn so viele Mal eine Schachtel entnommen wird wird, wie Schachteln im Automaten sind, dann ist der Kasten leer. Beim Zigarettenautomaten kommt jemand zum Nachfüllen vorbei, bei Ihnen nicht mehr. Die Firma, die das früher gemacht hat, ist bankrott.
Manchmal fragen Klienten, warum sie trotz der offenbar erreichten Therapiefortschritte immer noch auf bestimmte Auslöser reagieren. Ich sage dann etwa: „Mein Eindruck ist, dass es andere Auslöser sind, an denen wir jetzt arbeiten als die von den letzten Stunden. Ihre Reaktionen sind zwar ähnlich, aber die Auslösesituationen sind verschiedene.“ Die Metapher des Zigarettenautomaten kann diesen Sachverhalt veranschaulichen.
Diese Geschichte stammt von Stefan Hammel
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