Die Stadt Chelm wurde zur Brutstätte einer seltsamen Epidemie. Und das kam so. Angesichts der vielen und vielfältigen Erkrankungen in seiner Stadt bedachte Feivel der Arzt einmal, wie viel schneller und leichter es in Anbetracht der wenigen wirklich gesunden Bürger sein dürfte, anstatt zu untersuchen, welcher der Bürger an welcher Krankheit litte, umgekehrt festzustellen, wer von einer Gesundheit befallen sei und, damit die Arbeit nicht unangemessen einfach würde, mit welcher Art seine Gesundheit sei.
Bei einem Patienten, der keinen Beinbruch hatte, stellte er eine Knochengesundheit fest, bei einem weiteren eine Herzgesundheit, bei einem dritten eine schwere Hautgesundheit, und so fort. Bei Schlemihl stellte er eine unentzündliche Gesundheit des Zahnfleisches fest. Auf Schlemihls Nachfrage, was das sei, murmelte der Arzt, der sich bereits seinem nächsten Patienten zugewandt hatte: „Morbus Feivel, Krankheitszerfall im fortgeschrittenen Stadium.“
Schlemihl verstand nicht genau die Bedeutung dieser Worte. Er wollte jedoch seine Unwissenheit nicht durch Nachfragen offenbaren, und so ließ er die Diagnose auf sich beruhen.
Als seine Frau ihn zuhause fragte, was der Arzt bei ihm festgestellt hätte, antwortete er knapp: „Ansteckende Gesundheit“.
Schlemihls Frau wunderte sich, wie es möglich sei, dass sie und die Kinder, obwohl sie doch auf engstem Raum mit Schlemihl zusammen lebten, noch erkältet seien. Als sie Feivel fragte, klärte er sie auf: „Das liegt an der Inkubationszeit. Diese Art der Infektion bricht erst einige Tage nach ihrer Übertragung voll aus.“
Tatsächlich begannen Schlemihls Frau und Kinder am folgenden Tag in raschen Schritten zu gesunden. „Wir haben eine ansteckende Gesundheit“, erklärten sie ihren Nachbarn. „Wir haben uns bei Schlemihl angesteckt.“
In den nächsten Tagen wurden auch die Nachbarn von der Gesundheit ergriffen. Von da aus breitete sich der Morbus Feivel in Windeseile in der ganzen Stadt aus. Bald kamen Bürger aus dem Umland, um sich mit Schlemihls Seuche zu anzustecken.
Am Ende war das ganze Land von ihr infiziert. So jedenfalls erzählt es Schlemihl.
(Stefan Hammel, Handbuch des therapeutischen Erzählens, 54)
Diese Geschichte hat meine geschätzte Kollegin Bettina Betz geschrieben. Gerne möchte ich sie (mit ihrer Erlaubnis) mit euch teilen…. Gruß Stefan Hammel
Emil stand im Flur und hielt einen Brief in der einen Hand. Mit der anderen fasste er sich an den Kopf.
„Neiiin!“, schrie er. „Ich hab’s versäumt, und jetzt ist es zu spät!“
Seine Frau kam dazu.
Sie wusste nicht, worum es ging.
Sie fragte auch nicht.
Stattdessen bückte sie sich und biss herzhaft in sein Hinterteil.
„Das war eine Dienstleistung“, erklärte sie ihm. „Ich hatte gerade den Eindruck, du würdest dich am liebsten in den Hintern beißen. Das kannst du schließlich nicht selbst.“
Mein Kollege Frieder Ittner hat mich letzte Woche in Heidelberg zur Methode des therapeutischen Modellierens interviewt und die Methode gleich selbst ausprobiert . Ich finde, das Interview – oder sollte ich sagen, die Sitzung? – ist sehr anschaulich und lebendig geworden!
„Lebensmöglichkeiten entdecken“ – Veränderungen durch Therapeutisches Modellieren
Klett-Cotta (Reihe Leben Lernen). 270 Seiten, August 2019 Preis 32,00 €.
– Ein kreativer, lehr- und lernbarer Ansatz – Geeignet für Einzel-, Paar- und Familientherapie
Das „Modellieren von Lebensmöglichkeiten“ bietet die Chance, mit noch nie aktualisierten oder neu kombinierten Identitäten der eigenen Person Erfahrungen zu sammeln. Der Ansatz hat sich bei einer großen Anzahl an Störungen bewährt, da unwillkommene Symptome so „verabschiedet“ werden, dass sie nicht durch die Hintertür wieder hereinkommen müssen.
Psychische und psychosomatische Belastungen entstehen nie zufällig. Im hypno-systemischen Arbeitskontext – und weit darüber hinaus- sind Störungen suboptimale Versuche von Problemlösungen. Doch wie gelingt es dann, unerwünschte Symptome wieder zum Verschwinden zu bringen?
So wurde mein Buch von Kollegen beschrieben: „Stefan Hammel entfaltet mit dem „Therapeutischen Modellieren“ hier seinen ideen- und variantenreichen Ansatz, der sich in der Praxis bereits bewährt hat. Dies geschieht in Form einer Arbeit mit Stühlen, die jeweils Repräsentanzen der Lebensmöglichkeiten darstellen. Belastendes oder Symptome werden herausgesetzt, Ressourcen und Befreiendes wird hereingeholt und durch hypnotherapeutische Interventionen verstärkt. Dieses kreative Vorgehen ist bei einer großen Bandbreite an Störungen und besonders auch bei chronifizierten, schwer durchschaubaren inneren Konflikten geeignet, gute Lösungen herbeizuführen.“
Am Montag hat es bei mir geklingelt, und der Postbote hat ein riesengroßes Paket gebracht, dessen Existenz ich mir… zumindest hier, an meiner Tür… nicht erklären konnte… „Ich hab‘ doch gar nichts bestellt…“ Aber es stand mein Name drauf, und so habe ich es angenommen und geöffnet. Drinnen fanden sich die Belegexemplare des Buches „Lebensmöglichkeiten entdecken. Veränderung durch Therapeutisches Modellieren.“ Richtig, das hatte ich ja mal geschrieben, und das sollte ja irgendwann auch rauskommen… Wenn ihr also wollt, könnt ihr das Buch ab sofort im Handel erwerben. Oder auch in meinem Shop, da bekommt ihr eines der Exemplare aus dem ominösen Paket vom Montag. Und allen, die es sich kaufen oder schenken lassen, wünsche ich schon einmal viel Spaß beim Lesen!
Stefan Hammel: Lebensmöglichkeiten entdecken. Veränderung durch Therapeutisches Modellieren. Klett-Cotta, Stuttgart 2019. 292 Seiten. 32,00 € (D).
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Wenn ich in mir eine Stimme höre, die spricht: „Das geht nicht“, dann meldet sich traditionell als nächstes eine zweite, die fragt: „Woher weißt du das? Gibt es Beweise?“ Und dann meldet sich eine dritte Stimme in mir, die fragt: „Wie ginge es, wenn es doch ginge? Wie geht es, wenn es geht?“ Dann bin ich in der Suche. Und meistens geht es doch. Ich wünsche mir ein ähnliches Stimmenkonzert, wenn ich mich sagen höre. „So etwas gibt es nicht.“ Es könnte sich nämlich so verhalten wie mit den Bananen. Besucher, die unsere große Bananenstaude sehen, haben mich immer wieder gefragt: „Habt ihr schon Bananen geerntet?“ Zuletzt war das mein Cousin, der letzten Sommer aus den USA kam, um uns zu besuchen. Ich habe dann immer geantwortet: „Ich glaube nicht, dass diese Art von Stauden Früchte tragen, jedenfalls nicht in unseren Breiten. Ich habe noch niemanden kennengelernt, der in Deutschland Bananen geerntet hat.“ Als mein Cousin das fragte, waren die Bananen wahrscheinlich schon da. Bananen wachsen nämlich sehr langsam. Als ich dann Anfang des Jahres die Staude umgedreht habe, damit sie wieder gerade wächst, war ich überrascht: Da wuchsen Bananen an meiner Staude! Im März waren sie dann goldgelb und reif. Fünf Bananen haben wir geerntet und gegessen. Und wenn ich das nächste Mal sage oder denke: „So etwas gibt es nicht“, dann werde ich vielleicht vorsichtiger sein. Hoffentlich.
Letzten Herbst habe ich in Glasgow ein Seminar über „The Art of Therapeutic Storytelling“ gehalten. Jetzt habe ich Auszüge daraus veröffentlicht: Vier Stunden Einführung ins Therapeutische Erzählen in englischer Sprache als Audio-CD. Einen ganz kleinen Ausschnitt gibt es auch als Film. In dem Video unten erkläre ich ein bisschen, wie wir uns unsere Realität basteln – aus Erwartungen, die in die Zukunft projizierte Erinnerungen sind und aus aus „tatsächlichen“ Erinnerungen die mit fiktiven Vergangenheiten (sozusagen „alternativen Fakten“) farbenfroh ausdekoriert wurden. Ich wünsche euch viel Spaß beim Anschauen und Anhören!
Hier habe ich einen Beitrag meines sehr geschätzten Kollegen Jean-Otto Domanski, der als hypnosystemischer Coach und evangelischer Pfarrer in Berlin-Tegel arbeitet, gemeinsam mit Violetta, die ihm mit Rat (und eher selten Tat) zur Seite steht.
Die DVD enthält ein Workshop bei der Jubiläumstagung des Milton Erickson Institutes Innsbruck „Begegnungen auf Augenhöhe“ Juli 2018.
Der Workshop gibt Impulse, wie man…
– Jederzeit therapeutische Geschichten für Klientinnen und Klienten findet
– Erzählungen therapeutisch wirksam formuliert und ins Gespräch einbettet
– Problemmetaphern von Klienten in Lösungsmetaphern transformiert, die von den Beratenen unwillkürlich in ihre Wirklichkeit reintegriert werden.
Viel Spaß beim Zuschauen, ich wünsche euch ein schönes Wochenende!
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