Geschwistertherapie

Eine Mutter wollte ihren Sohn in Therapie bringen, weil er bei den häufigen Streitigkeiten mit seiner Schwester diese regelmäßig blutig kratzte. Auch gegenüber der Mutter sei er ungehorsam, fühle sich regelmäßig im Unrecht, beschimpfe sie mit groben Worten und versuche sie zu schlagen. Der Junge ginge in den Kindergarten, seine Schwester in die erste Klasse. Auch im Kindergarten sei der Junge aggressiv und habe daher wenige Freunde, obwohl die Erzieherinnen und die Kinder sich lange bemüht hätten, ihn zu integrieren. Der Vater der Kinder sei meistens beruflich unterwegs, die Mutter fühle sich mit dem schwer zu kontrollierenden Jungen überfordert.

Ich bat die Mutter darum, zur ersten Stunde beide Kinder zur Therapie mitzubringen. Ich ließ die Kinder erklären, auf welche Arten und aus welchen Anlässen sie sich stritten. Zur zweiten Stunde bat ich die Mutter, nur die Tochter mitzubringen. Ich fragte das Mädchen: „Was meinst du? Wenn du es wirklich wolltest – auch wenn du sonst vielleicht gar nicht so bist – würdest du es irgendwie hinkriegen, deinen Bruder richtig auf die Palme zu kriegen?“ „Na klar!“ „Echt? Das kriegst du hin? Wie würdest du das denn schaffen?“ „Ach, zum Beispiel würde ich ihm so eine Grimasse machen… und dann würde ich so gucken… und dann würde ich ihm die Zunge rausstrecken…“ „Und das funktioniert?“ „Ja, das klappt gut! Und dann würde ich ihm die Zunge rausstrecken…“ „Toll… und was könntest du machen, angenommen du wolltest tatsächlich einmal, dass er dich blutig kratzt?“ „Das geht ganz leicht. Da kann ich solche Gesichter machen, oder ich kann ihm seine Malstifte verstecken.“ „Toll! Könntest du sonst noch irgendetwas machen, wenn du ihn wirklich einmal so weit bringen wolltest, dass er dich kratzt?“ „Ach, da gibt es ganz viele Möglichkeiten. Ich kann ihn zum Beispiel ‚Arschgesicht‘ nennen oder ihm meinen Hintern zeigen, oder kann ihm sagen, dass er dumm ist…“

Ich fragte noch eine Weile weiter, während die Mutter mit großen Augen daneben saß und ihre Tochter aus dem Nähkästchen plaudern hörte. Schließlich gab ich den Versuch auf, mir alle Methoden nennen zu lassen; es kam kein Ende in Sicht. „Müsste deine Mutter das mitkriegen, wenn du das machst, oder könntest du es auch so hinkriegen, dass sie gar nichts davon bemerkt?“ „Das mache ich ja im Kinderzimmer, da ist die nicht.“ „Und was passiert dann?“ „Dann läuft mein Bruder in die Küche und heult, und meine Mutter fragt was passiert ist.“ „Und dann sieht sie deine zerkratzten Arme, und du sagst, du hast nichts gemacht.“ „Ja“, sagte das Mädchen etwas leiser. „Ist das schön, wenn dein Bruder bestraft wird und du nicht?“ „Klar“, sagte sie. Ihre Augen leuchteten.

Ich bat die Mutter, im Fall von Streitigkeiten zwischen den Kindern zukünftig immer beide oder keinen zu bestrafen. Vielleicht sei das manchmal ungerecht gegenüber dem Mädchen, aber der Junge habe schon zu viele Strafen zu Unrecht bekommen. Im Schnitt sei so jedenfalls mehr Gerechtigkeit zu erreichen.

In der folgenden Stunde ließ ich den Jungen allein kommen. Ich erzählte ihm die Geschichte von Gregor, dem Drachen.

In der dritten Stunde ließ ich das Mädchen wieder kommen. Ich leiß sie Stofftiere aussuchen jeweils für ihren Bruder, für ihre Mutter, für ihren Vater und für sich, außerdem eines für „den Ärgerer, der sich freut, wenn es den anderen schlecht geht“. Ich ließ sie die Familienfiguren aufstellen. Den Ärgerer nahm ich selbst. Ich erzählte dem Mädchen, dass sich der Ärgerer freut, wenn die Familie nicht zusammenhält, und dass er denkt, das bestimmt kein Tier hilft, wenn er ihre Mutter angreift. Und ich ließ den Ärgerer das Tier angreifen, das ihre Mutter darstellte. Natürlich wurde der Ärgerer in die Flucht geschlagen und war ziemlich enttäuscht. Doch er berappelte sich und versuchte Vater und dann sie selbst anzugreifen. Jedesmal zog er den kürzen. Dann sagte der Ärgerer: „Ihren Bruder hat sie ja selbst oft geärgert. Den wird sie bestimmt nicht beschützen. Zu ihm hält sie bestimmt nicht, wenn ich ihn angreife.“ Doch wieder wurde er aufs Schlimmste zurückgeschlagen. Der Ärgerer redete das Tier an, das sie selbst darstellte und versuchte ihm mit vielen Listen zu erklären, dass ihr Bruder doch doof sei, und man ihn ärgern dürfe, ja, dass er ihr doch nur helfen wolle, ihn zu ärgern, und dass sie doch gemeinsam viel Spaß haben könnten. Doch auf keine dieser Listen fiel das Schwester-Tier herein. Der Ärgerer versuchte es auf alle Weisen, doch es zeigte sich, dass alle in der Familie zusammenhielten, und auch die Schwester ihren Bruder in jeder erdenklichen Weise unterstützte. Enttäuscht und gedemütigt musste der Ärgerer schließlich abziehen. Das Mädchen aber baute aus Seilen zwischen den Möbeln des Therapiezimmers ein Familiennetz, durch das kein Ärgerer jemals wieder eindringen konnte.

In der vierten Therapiestunde ließ ich nochmals die Mutter und den Sohn kommen. Ich ließ den Jungen mit zwei Seilen zwei Länder auf den Boden legen. Das Land des Ärgerns und – was wäre das Gegenteil? „Das Land des Schmusens“ meinte der Junge. Ich ließ ihn einige Tiere aussuchen, die im Land des Ärgerns lebten und andere, die im Land des Schmusens Lebten, und er legte sie in die jeweiligen, mit den Seilen markierten Zonen.

„Was machen denn die Tiere im Ärgerland alles miteinander?“, fragte ich den Jungen. „Und was machen die Tiere im Schmuseland?“ Dann wollte ich wissen: „In welchem Land sind die Tiere wohl glücklicher?“ Mich interessierte: „Meinst du, dass die Tiere aus dem Land des Ärgerns in das Land des Schmusens kommen wollen, oder wollen eher die Tiere aus dem Schmuseland ins Ärgerland hinüber?“ Es gab, wie erwartet, eine einseitige Emigrationstendenz. Ich fragte weiter: „Aber die Tiere aus dem Schmuseland werden die Tiere aus dem Ärgerland ja sicher nur hereinlassen, wenn die Tiere aus dem Ärgerland es hinkriegen, sich so zu verhalten, dass sie zu den Schmuse-Tieren passen, oder?“ Und dann: „Was machen denn diejenigen Tiere, die ins Schmuseland hereingelassen werden, in das alle Tiere aus dem Ärgerland gerne hineinwollen? Und wie kriegen sie das hin? Und was können sie noch alles tun, um hineinzudürfen? Und was machen sie alles dort, um da bleiben zu dürfen und nie wieder herausgeschmissen zu werden? Und wer darf alles jetzt schon rein ins Schmuseland, weil er schon gelernt hat, das so zu machen? Und was meinst du, wer darf als nächstes?“ Und immer mehr Tiere durften aus dem Ärgerland ins Schmuseland hinüber, weil sie es gelernt hatten, wie Schmusetiere zu leben. Schließlich stritten sich im Ärgerland nur noch ganz wenige, und bald danach war das Ärgerland leer.

Nach der vierten Sitzung rief die Mutter der beiden Kinder an, dass kein weiterer Therapiebedarf bestehe, weil sich die Probleme in der Familie wie auch im Kindergarten weitestgehend aufgelöst hätten.

Metaphernseminar beim Milton-Erickson-Institut Heidelberg

In gut anderthalb Wochen, vom 2. bis 3. Oktober halte ich beim Milton-Erickson-Institut Heidelberg ein Geschichten-Erzähl-Seminar. Der Titel des Seminars lautet:

Die Kraft von Metaphern im System und mit System – Geschichten entwickeln als wirksame Intervention für Therapie, Coaching, Unterricht und Seelsorge.

Das Seminar wendet sich unter anderem an System- und Hypnotherapeuten, die lernen möchten, während der Beratung spontan therapeutische Geschichten zu entwickeln und diese sofort ins  Gespräch einzubringen – oder auch zuhause in aller Ruhe für die Klienten Metaphern zu erdenken und ihnen diese dann vorzutragen. Die Fortbildung ist anerkannt als C-Seminar im Rahmen des M.E.G.-Curriculums.

Der Teilnehmerbeitrag liegt bei 250 Euro, und es sind noch einige Plätze frei. Die Resonanz bei einem ähnlichen Seminar im vergangenen Jahr war äußerst positiv, und ich denke, wir werden wieder viel Spaß miteinander haben. Wer sich also jetzt anmelden möchte, hat noch die Möglichkeit. Der offizielle Ausschreibungstext lautet so:

Therapeutisches Erzählen ist seit jeher ein zentraler Bestandteil von Hypnotherapie, Systemik und vielen anderen Beratungsformen. Der Einsatz von Metaphern- und Beispielgeschichten ist aus dem alten Orient bekannt und ist bis heute eine der wirksamsten Beratungsformen. Die Geschichten werden vom Berater erzählt oder vom Klienten eingebracht und vom Berater reframed, oder sie werden von den Gesprächspartnern gemeinsam entwickelt. Nur, wie entdecke ich eine nützliche Geschichte und wie erzähle ich sie? Per Musenkuß? Das Seminar vermittelt die Techniken, um individuelle Geschichten in der Beratung spontan zu entwickeln und sie therapeutisch wirksam zu erzählen.

Ziel des Seminars ist es also, zu lernen, wie man…
• therapeutische Geschichten für Klientinnen und Klienten findet
• jederzeit Beispielgeschichten für einzigartige Lebenssituationen erfindet
• Erzählungen therapeutisch wirksam formuliert und ins Gespräch einbettet
• Problemmetaphern von Klienten in Lösungsmetaphern transformiert, die von den
Beratenen unwillkürlich in ihre Wirklichkeit reintegriert werden
• motivierende, warnende, Such- und Lernhaltungen aktivierende Geschichten aufbaut.

Weitere Infos und die Möglichkeit, euch anzumelden, findet ihr hier.

Nachtrag: Stefan Hammel im SWR-3-Fernsehen

Am 26. Mai hat das SWR-Fernsehen ein Live-Interview mit mir gesendet. Inzwischen habe ich das Video erhalten und habe es mit Hilfe von Freunden technisch aufbereiten und in die Seite einbinden können. Das freut mich, weil solche Sendungen auf den Internetseiten der Sender immer nur zwei bis drei Wochen lang aufbewahrt werden, der Beitrag also nicht mehr im Internet abrufbar war.

Den Fernsehbeitrag über therapeutisches Geschichtenerzählen könnt Ihr hier sehen:

Handbuch des therapeutischen Erzählens

Gestern habe ich das erste Exemplar in der Hand gehabt: Das „Handbuch des therapeutischen Erzählens“, in dem auch viele der Geschichten aus diesem Blog enthalten sind, ist frisch erschienen. Mit fast 370 Seiten ist es umfangreicher geworden, als ursprünglich geplant. Wie die Lektorin nach getaner Arbeit zu mir sagte: „Der Titel beschreibt das Konzept genau; es ist wirklich ein ‚Handbuch‘.“ Das heißt, es fasst als Grundlagen- und Nachschlagewerk gleichzeitig umfassend und kompakt möglichst alles Wesentliche zum Thema zusammen. Die bibliographischen Angaben des Buches lauten:

Stefan Hammel: Handbuch des therapeutischen Erzählens. Geschichten und Metaphern in Psychotherapie, Kinder- und Familientherapie, Heilkunde, Coaching und Supervision. Klett-Cotta, Stuttgart 2009 (Reihe Leben Lernen).

Stefan Hammel: Handbuch des therapeutischen Erzählens

Das Handbuch enthält:

  • Über 230 kommentierte Geschichten
  • Psychotherapie, Kinder- & Familientherapie, Heilkunde, Coaching
  • Detaillierte Erklärung der Methodik des therapeutischen Erzählens
  • Register zu Symptomen, Problemen, therapeutischen Methoden
  • 367 Seiten

Es kostet in Deutschland 34,90 € (Schweiz 59,00 SFr), und hat die ISBN 978-3-608-89081-5.

Der Verlag selbst beschreibt das Buch so: Weiterlesen

Fortbildungstipp: Hypnose und Medizin

Vom 19.3. – 22.3.2009 findet in Bad Kissingen der Jahreskongress der Milton Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose statt. Er steht unter dem Thema: „Hypnose und Medizin – Therapeutische Kommunikation“. Die Kongressorganisation schreibt dazu: „Viele renommierte Ärzte – darunter auch mehrere Medizinprofessoren – werden darüber berichten, wie sie Hypnose in der Schmerztherapie, zur Stärkung der körpereigenenen Abwehr, zur Operationsvor- und nachbereitung, zu Zwecken einer sanften Geburt, zur Linderung von Allergien, zur Senkung des  Blutdrucks, bei Magen- und Darmspiegelungen, bei Epilepsie, etc. einsetzen… Vor  allem steht auch eine effiziente Arzt-Patient-Kommunikation in vielen medizinischen Situationen im Mittelpunkt der Betrachtung dieser Tagung“.

Nähere Informationen gibt es auf der Kongress-Website. Die Anmeldung erfolgt über: Congress Organisation, Claudia Winkhard, Holtzendorffstr. 3, 14057 Berlin, 030-36284040, cwcongress @ aol.com.

Ich werde hingehen und freue mich, wenn ich möglichst viele von euch dort wieder sehe…

Konrad, die Raupe

Hier noch eine therapeutische Geschichte von einer meiner Ausbildungsteilnehmerinnen. Die Geschichte ist unter anderem einsetzbar bei Patienten, die somnolent bzw. im Wachkoma sind, bei Patienten im Rahmen einer Rehabilitation nach Schädel-Hirn-Trauma oder anderen Schädigungen des Gehirns, aber auch bei ADS-Kindern, bei Kindern mit einem Asperger-Syndrom oder solchen, die aus einem anderen Grund in einer Traumwelt leben…

Habe ich Dir schon mal von Konrad erzählt? Ich kenne Konrad schon lange und mag ihn sehr.
Er ist glücklich und zufrieden. Meistens ist er auch fröhlich und nur manchmal ein klein wenig traurig.
Ja, den Konrad kenne ich schon sehr lange. Früher war er, glaube ich, so etwas wie eine Raupe. Vielleicht war er auch etwas anderes. Aber er hat ziemlich nach Raupe ausgesehen, finde ich.
Damals war er schon ein richtiger Schlingel und hat sein Raupenleben genossen. Ist an den Stielen hochgeklettert, hat sich den Bauch mit Blättern vollgeschlagen und hat dann in der Sonne gedöst.
Mit dem Kopf war Konrad immer wo anders und hat auch nie richtig zugehört. Seine Eltern und die Lehrer in der Raupenschule versuchten vieles , damit sie ihn  erreichen , um ihm Dinge zu erklären. Aber er lebte in seiner eigen Welt.
Selbst Frau Marienkäfer und Herr Maikäfer, zwei berühmte Doktoren hatten keine Chance bei Konrad.
Es war ja nicht so, dass Konrad nicht wollte, doch in seiner Welt und in seinem Kopf gab es so viele Dinge und Gedanken, dass er einfach keine Zeit hatte.

Daher kam es, dass Konrad eines Tages in einem Kokon aufwachte und sehr verwundert war. Seine Eltern und Lehrer hatten zwar davon gesprochen , wollten ihn darauf vorbereiten und sie hatten ihm auch gesagt, was man in einem Kokon machem muss, aber Konrad war wieder mal zu beschäftigt gewesen und hatte nichts mitbekommen.

Konrad saß nun in diesem Kokon und wusste gar nicht genau was passiert war. Irgendwie fühlte er sich anders, konnte seine Arme und Beine nicht mehr so bewegen wie frühe und das sprechen fiel ihm schwer. Alles erschien ihm eng und dunkel.
Zunächst glaubte Konrad er hat einen schlechten Traum und wache bald auf. Dann dachte er, er sei beim Versteckspielen vergessen worden oder er habe sich verlaufen.
Konrad hatte eine Idee und wollte ganz laut um Hilfe rufen, aber niemand verstand ihn.
Da bekam er große Angst und weinte. Nach einer gewissen Zeit wurde er sehr zornig und dann war er wieder enttäuscht.
Niemand holte ihnaus dem Kokon heraus. Konrad versuchte zwar sich durch die Wände zu knabbern, aber er kam nicht weit und gab bald auf.

So kam es , dass er lange lange Zeit in diesem Kokon saß. Er hörte den Regen auf den Kokon tropfen ( mit Finger Regentropfen imitieren), wurde vom Sturm durchgeschüttelt ( schütteln zeigen)und hörte den Wind pfeifen ( Wind imitieren). Im Winter konnte es kalt werden und im Sommer heiß.
Eines Tages stellte Konrad fest, dass er ja noch immer Konrad war und er genau wie früher in seinem Kopf seine eigene welt entstehen lassen könnte. Konrad erinnerte sich plötzlich, dass es nicht so wichtig war, wo er war, sondern wer er war.

So begann Konrad sich vorzustellen, wie es ist, wenn man Arme und Beine bewegt, wie es sich anfühlt, wenn die Muskeln die Gelenke beugen und strecken. Oder versuchte seiner Stimme einen neuen Klang zu geben, neue nützliche Dingen auszuprobieren.

Konrad war so damit beschäftigt, sich Dinge auszumalen, sie dann zu probieren oder seinem Körper zu sagen, was er tun müsse, dass der  gar nicht merkte,  wie der Kokon Risse bekam.

Eines Tages platze der Kokon auf und Konrad kam heraus.
Natürlich war er nicht mehr die Raupe Konrad, denn es ist eine Tatsache, dass man aus einem Kokon anders herauskommt als man hinein gekommen ist.

Wie gesagt, ich kenne Konrad schon lange. Er ist glücklich und zufrieden.

(Alexandra Spitzbarth, Ärztin in Würzburg)

Das Lied der Wüste

Gestern schrieb mir eine Teilnehmerin der Otterberger Hypnotherapie-Ausbildung die folgende Geschichte, die sie für einen (oder mehrere?) ihrer Patienten geschrieben hat:

„Als ich die Beduinen auf  ihrer Reise durch die Wüste begleitete lagerten wir manchmal mitten in der Wüste und manchmal in Oasen. Aber immer wurden an den Feuern alte Lieder gesungen und Geschichten erzählt. Als ich einmal über die Beschwernisse der Wüste klagte, lachte unserer Führer und erzählte uns die alte Geschichte vom Lied der Wüste…

Während eines Sandsturmes hatte sich ein Kamel in einer Oase losgerissen und war kopflos in die Wüste gerannt. Als der Sturm sich gelegt hatte, merkte es, dass es sich verirrt hatte.
Von einer  Oase oder Menschen war nichts mehr zu sehen. Die Hufspuren hatte der Wind verweht.
Tapfer machte sich das Kamel auf, um an sicheren Platz zu kommen. So lief es Tag ein, Tag aus und ruhte in der Nacht.
Doch mit jedem Tag erschien es ihm, als ob die Sonne heißer vom Himmel brenne, die Hufe bei jedem Schritt tiefer in den Sand einsinken und die Nächte immer kälter werden.
Jeden Morgen dachte das Kamel, heute ist der Tag an dem ich meinen Platz finde, und jeden abend schloss das Kamel immer enttäuschter die Augen.
Und dann kam dieser eine Tag…

Das Kamel war nur noch wenig gelaufen, seine Höcker hingen zu beiden Seiten leer und schlaff herab, und es war müde, so müde.
Daher legte es sich früh nieder, schloss die Augen und dachte: Ach Wüste,ich kann nicht mehr, ich gebe auf, Du hast gewonnen, Du bist stärker als ich, niemals werde ich dich überwinden.

Vielleicht war das Kamel eingeschlafen und träumte, vielleicht war es aber auch wach. Aber ihm war als ob es eine feine Melodie hören würde. Erstaunt öffnete es die Augen, sah sich um und sah zunächst nichts. Doch als es genauer hinsah traute es seinen Augen nicht:
Zum ersten Mal nahm es die Schönheit der Wüste war, die unendliche Weite und Offenheit in wellenförmigen Dünen bis zum Horizont. Der noch warme Sand erschien ihm jetzt so weich und angenehm wie eine Decke. Der Wind strich sanft über sein Fell und verhieß Freiheit. Es blickte zum  Himmel und sah ein schützendes Zelt aus dunklem Samt bestickt mit abertausenden von Diamanten. Und das Licht der Sterne und des Mondes tauchten die Wüste in ein blau schimmerndes Licht. 
Während das Kamel immer mehr die Schönheit der Wüste wahrnahm und andächtig in den Anblick versank, hörte es immer deutlicher die Melodie, bis aus dieser ein Lied wurde und das Kamel die Worte verstand:

Schon ewig bin ich da und werde ewig sein. Ewig und ewig.
Doch bin ich dein Freund und nicht dein Feind. Ewig und ewig
Immer schon half ich Reisenden auf ihrem Weg. Ewig und ewig
Sie hörten mein Lied und fanden ihren Weg und ihre Stärke. Ewig und ewig
Deine Vorfahren lehrte ich, was sie tun müssen, um mit mir zu reisen. Sie gaben dieses Wissen weiter von Generation zu Generation. Ewig und ewig

Auch Du hast all diese Fähigkeiten bekommen. Deine Hufe sind so ausgerichtet, dass du nicht im Sand einsinkst. Du kannst  wochenlang ohne Nahrung und Wasser auskommen, und deine Nüstern vor dem heißen Wind verschließen.
Kraftvoll und stark bist Du ewig und ewig

Komm und reise mit mir. Ewig und ewig

Am nächsten Morgen erwachte das Kamel und hatte immer noch das Lied im Herzen.
Immer noch war die Wüste schön, Da schritt es aus im Takt der Melodie und lies sich vertrauensvoll von dem Lied der Wüste führen.
Da wurde dem Kamel bewusst, dass es seinen Weg gefunden hat, der es  zu seinem Platz führt.

Der alte Beduine schaute mich an und lächelte: „Wenn Du das Lied der Wüste hören kannst, ist die Reise nicht mehr beschwerlich, sondern sie erfüllt dich mit wundervollen Gaben. Reise mit der Wüste.“

(Alexandra Spitzbarth, Ärztin, Würzburg)

HYPS-Seminare 2009

Das Seminarprogramm für 2009 steht jetzt fest. Ich möchte hier schon mal einige Hinweise geben. Genauere Informationen gibt es auf der Seite des Instituts für Hypno-Systemische Beratung.

Wie bisher halte ich auf Burg Fürsteneck bei Fulda zwei Hypno-Systemische Seminare, die Teil der dortigen Ausbildungsreihe für Systemisches Coaching sind. Die Seminare heißen „Von Grashalmen und Oasen – Systemisches Mentalcoaching“ und „Wenn die Bilder laufen lernen – Systemische Metaphernarbeit“.

Ermutigt durch die sehr positive Resonanz biete ich ab September wieder die 25tägige Grundausbildung „Hypnotherapie nach Milton Erickson“ an. Die Ausbildung ist offen für Ärzte, Psychologen, Heilpraktiker und Angehörige angrenzender Berufe.

Neu hinzu kommt im Jahr 2009 die Ausbildung „Therapeutisches Geschichtenerzählen“. Die Ausbildung ist hypnosystemisch fundiert und wendet sich an Teilnehmer aus allen therapeutischen Schulen und Ausrichtungen. Die Ausbildung kann separat gebucht werden oder als Aufbaukurs zur obengenannten Hypnotherapie-Grundausbildung belegt werden. Auch diese Ausbildung dauert 25 Tage im Verlauf eines Jahres.

Für 2010 ist dann ein weiteres Kursjahr (Meisterkurs) in Planung, mit Schwerpunktthemen wie: Hypnotherapie bei Angststörungen, bei Schmerzen, bei Schlafstörungen, etc. Das Gesamtangebot umfasst dann 75 Tage Ausbildung in 3 Jahren.

Das Ärzte-Seminar „Privatpraxis gründen“ bieten wir im kommenden Jahr erstmals auch für eine größere Personengruppe an, die einem ärztlichen Verband angehören. Das bisherige Konzept sieht ein 1:1-Coaching mit 3 Trainern (Arzt + Steuerberater / Betriebswirt + Personal Coach) und 3 Coachees vor.

Seminare über therapeutisches Geschichtenerzählen beim Milton-Erickson-Institut Heidelberg und beim Institute for for Clinical Hypnotherapy and Psychotherapy in Mannheim runden das Programm ab.

Der Lohn guter Arbeit

Manchmal spreche ich mit Klienten darüber, welche Art von Arbeit vom Arbeitgeber und den Kunden tatsächlich belohnt und anerkannt wird – und vor allem, ob ihre Arbeitsweise wirklich in ihrem eigenen Interesse ist. Auch am Arbeitsplatz ist oftmals nichts so, wie es scheint. Manchmal erhoffen sich Menschen Anerkennung für die Arbeit nach ihren eigenen Werten statt nach denen der anderen und manchmal übersehen sie, dass der andere kein Verhältnis zum Vorteil beider Parteien anstrebt. Manchmal lassen sie sich täuschen und manchmal betrügen sie sich selbst. Manchmal verlangt der Betrieb etwas, was dem Betriebsklima, der Kundenzufriedenheit und dem Umsatz schadet, und manchmal verlangt er nur, dass die Arbeitenden sich selbst schaden. Gelegentlich gibt es auch die Kombination von weisen Chefs mit weisen Untergebenen und weisen Kunden. Ein genaues Hinschauen: „Was nutzt wem wie lange?“ lohnt sich aber doch immer wieder.

Es war in einem pfälzischen Dorf im 18. Jahrhundert. Der Ortsvorsteher erbat von der französischen Besatzung nach zehn Jahren gewissenhafter Amtsführung die Versetzung in den Ruhestand. Die Behörde prüfte das Ansinnen und antwortete: „Geehrter Herr, da Sie Ihren Dienst in all den Jahren so ausgezeichnet versehen haben, lehnen wir Ihre Entlassung in den Ruhestand ab.“