Lesenswert: Träume vom Überleben

Das Buch von Yaffa Eliach heißt mit vollem Titel: „Träume vom Überleben – Chassidische Geschichten im 20. Jahrhundert“.

Yaffa Eliach hat als kleines Kind den Holocaust überlebt, weil ihre erschossene Mutter auf sie fiel und sie vor den Augen der Mörder verbarg. Später hat sie Geschichten von anderen Überlebenden gesammelt und untersucht, mit welchen Glaubenshaltungen, mentalen Strategien und praktischen Vorgehensweisen sie ihr Leben bewahrt haben. Ihr Buch bietet eine kostbare Sammlung von Geschichten, wie Menschen sich in der Zeit des Grauens den Glauben an Sinn und Hoffnung bewahrt haben. Dabei treten die unterschiedlichsten Haltungen und Strategien hervor. Gemeinsam ist ihnen, dass sie Mut machen, selbst in katastrophalen Situationen auf Lösungen und sinngebende Antworten zu schauen. Geschrieben sind die Geschichten, die alle auf realenErlebnissen beruhen, im Stil chassidischer Legenden. Ein Anhang mit Endnoten zu jeder Geschichte beleuchtet den historischen Hintergrund.

Sehr eindrucksvoll!

Yaffa Eliach, Träume vom Überleben: Chassidische Geschichten aus dem 20. Jahrhundert
Freiburg, Basel, Wien (Herder) 1985

Lesenswert: Hundert chassidische Geschichten

Das Buch von Martin Buber ist ein Kleinod. Deswegen stelle ich es als erstes in dieser Serie von Buchtipps zu Geschichtensammlungen vor. Die Geschichten, die Buber aus der jüdischen Tradition erzählt, sind ganz kurz. Viele davon lassen sich in Beratungen und alltäglichen Situationen gut nacherzählen und sind voller Witz, Geist und Überraschungsmomente!

Bekannt ist die Erzählung „wie Sussja starb“:

Vor dem Ende sprach Rabbi Sussja: „In der kommenden Welt muss ich nicht verantworten, dass ich nicht Mose gewesen bin; ich muss verantworten, dass ich nicht Sussja gewesen bin.“ (S. 26)

Oft geht es darum, in scheinbar aussichtslosen Situationen, die Hoffnung zu bewahren, Lösungen und Auswege zu finden. In dem Buch finden sich viele Neudeutungen (Reframings) belastender Situationen. Vor allem lehrt das Buch, die Welt, die Menschen und alle Kreaturen zu lieben:

Wenn Rabbi Wolff zu Wagen fuhr, erlaubte er nicht, die Pferde zu schlagen. „Nicht einmal zu schelten brauchst du sie“, belehrte er den Fuhrmann, „wenn du sie nur anzureden verstehst“. (S. 72)

Ein wunderschönes Buch – auch als Geschenk sehr geeignet!

Und wenn Sie wissen möchten, was „chassidisch“ ist, schauen Sie sich rechts unter „Seiten“ die Fußnote an!

Martin Buber, Hundert chassidische Geschichten
Zürich (Manesse) 2003

Lesenswert: Anleitung zum Unglücklichsein

Die „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawick ist ein Klassiker, und ich bin mir nicht sicher, ob ich das Buch wirklich vorstellen muss. Aber sollte es unter den Lesern jemanden geben, der es noch nicht gelesen hat, so wäre ich dazu moralisch verpflichtet. Will sagen, wer als Berater, Coach, Therapeut oder Mensch die „Anleitung zum Unglücklichsein“ noch nicht gelesen hat, ist im Grunde unvollständig ausgebildet. Die Erzählungen sind längst legendär: Die Geschichte mit dem Hammer, die von den verscheuchten Elefanten und – weniger häufig tradiert, aber von grundsätzlicher Bedeutung – Watzlawicks Überlegungen über das Leben als Spiel. Paul Watzlawick sagt, es gibt zwei Arten von Spielen: Es gibt Spiele mit Gewinnern und Verlierern, wie Schach oder Mühle; Sie heißen Nullsummenspiele, weil das Glück des Gewinners verrechnet mit dem Unglück des Verlierers Null ergibt. Und es gibt Spiele mit nur Gewinnern, wie Puzzle spielen, Theater spielen, gemeinsam einen Hang herunter rollen; Sie heißen Nicht-Nullsummenspiele, weil die Glücksbilanz ungleich Null, und meistens positiv ist. Offenbar das allermeiste, was Menschen unternehmen, gleicht einem Nullsummenspiel. Das folgt den Regeln von Wettbewerb und Kampf: Dein Glück ist mein Unglück, dein Unglück mein Glück. Um das Glück auf der Welt zu vermehren, sind allerdings Nicht-Nullsummenspiele nötig. Deren Logik ist die von Freundschaft und Kooperation: Dein Glück ist mein Glück, dein Unglück mein Unglück.
Paul Watzlawick und ich meinen: Wenn ihr gerne richtig schön unglücklich werden wollt, und anderen dabei noch helfen wollt – dann spielt mehr Nullsummenspiele! Auf geht’s!

Paul Watzlawick, Anleitung zum Unglücklichsein
München, Zürich (Piper) 1983

Lesenswert: Therapie in Trance

Die NLP-Begründer Richard Bandler und John Grinder präsentieren mit dem Buch „Therapie in Trance“ eine ausgezeichnete Sammlung von praktischen Anleitungen zur Induktion von Hypnose für Anfänger und Fortgeschrittene. Sie geben grundlegende Hinweise, wie man in hypnotischer und selbsthypnotischer Trance Sichtweisen und Verhalten verändern kann und welche Risiken man dabei beachten sollte. Sie tragen damit zur Entmythologisierung und Erlernbarkeit von Hypnose bei. Das Buch gibt eine Gebrauchsanweisung. Es macht zugleich deutlich, dass Hypnose Respekt verdient wie ein Medikament, das sachkundig gebraucht werden muss, wenn es helfen und nicht schaden soll.

Über das Neuro-Linguistische Programmieren (NLP) ist viel diskutiert worden. Grinder und Bandler entwickelten die Methodik vor allem, indem sie die Vorgehensweisen des Hypnotherapie-Entwicklers Milton Erickson analysierten. Erickson hat sich kritisch über ihr Ergebnis geäußert: „Sie wollten mich in eine Nussschale packen. Jetzt haben sie die Schale.“ Spätere Kritiker haben betont, Weiterlesen

Das Hörbuch: Der Grashalm in der Wüste

Das Hörbuch: Der Grashalm in der Wüste

Eigentlich wollten wir das Hörbuch vom „Grashalm in der Wüste“ ja schon im Dezember herausbringen. Aber erst kamen Krankheitszeiten, dann Produktionsschwierigkeiten und immer wieder Verzögerungen, weil die alltägliche Arbeit ja auch weiter laufen muss. Im vergangenen Monat war es dann doch soweit: Wir konnten beginnen, die besten „Taggeschichten“ aus dem Grashalm-Buch hörbar unters Volk zu bringen. Wir, das sind zum einen der Gitarrist Jan Masuhr aus Seligenstadt, der die Musik komponiert, eingespielt und abgemischt hat, zum anderen der Sprechkünstler Oscar Mürell, der die Rahmengeschichte vorträgt und schließlich ich als Textschreiber und Leser der vielen Einzelgeschichten, von denen einige ja auch in diesem Blog zu finden sind.

„Für ein Debüt ziemlich gut“, meinte unser Verleger Andreas Schmid, als er das Werk zum ersten Mal hörte. In gewisser Weise geht es uns ähnlich: Bei allem Stolz bleibt der Ehrgeiz, uns für die nächste CD im kommenden Jahr noch zu steigern.

Die CD hat eine Spielzeit von 77 Minuten, kostet 12,00 € und ist auf dem kürzesten Weg beim Autor erhältlich.

Lesenswert: Die Lehrgeschichten von Milton H. Erickson

Mit dem heutigen Beitrag möchte ich eine Reihe von Buchtipps beginnen. Fortsetzung folgt!

Als erstes möchte ich ein Buch vorstellen, das sehr unterhaltsam in die Arbeit von Dr. Milton H. Erickson einführt: Die Lehrgeschcihten von Milton H. Erickson, herausgegeben von Sidney Rosen. Milton Erickson gilt als der Begründer der modernen Hypnotherapie. Viele Interventionen aus der Familientherapie, aus dem NLP und anderen Verfahren gehen auf ihn zurück.

In diesem Buch sind Kurzgeschichten aufgeschrieben, die er seinen Studenten und Kollegen erzählte, um sie anzuleiten, bisherige Denk- und Verhaltensmöglichkeiten auszuweiten. Überwiegend sind es Anekdoten, die Erickson irgendwann in seinem Leben erlebt, beobachtet oder inszeniert hat und die er später verwendet hat, um Möglichkeiten des Denkens, Lernens und neuen Verhaltens zu illustrieren. Viele dieser Geschichten sind äußerst originell und witzig. Manche sind rätselhaft, wie so viele Therapiemethoden, die der legendäre Arzt aus Arizona entwickelt hat. Erklärt wird nicht viel in dem kleinen Werk. Es gibt wenige Antworten und wirft viele Fragen auf. Wenn man es als Lehrbuch betrachten möchte, dann ist es eines exklusiv fürs Unbewusste. Vor allem aber ist das Buch kurzweilig und regt das eigene Denken und Suchen nach neuen Möglichkeiten an. Es ist ein Fenster in die Welt des unbewussten Lernens.

Die Lehrgeschichten von Milton H. Erickson
Herausgegeben und Kommentiert von Sidney Rosen
Salzhausen (iskopress) 2000

Kartoniert, 319 Seiten
ISBN 3-89403-424-6