Herr Alois Rech wohnt in Hoppweiler an der Gies. Das liegt bei Eppenbach an der Ried, ganz in der Nähe von Unteralben. Jeden Tag macht sich Herr Rech in seinem kleinen Gärtchen zu schaffen. Er hackt den Boden und recht ihn, er zieht den Löwenzahn heraus, zupft trockene Blätter von den Sonnenblumen und gießt alles, was da wächst. Zwei Nachbarn kommen vorbei. Sie tuscheln miteinander: „Also so einer – hat der denn wirklich nichts Besseres zu tun, als den ganzen Tag Blumen zu gießen?“
Der Gartenfreund hört das. Er sagt sich: „Das muss ich mir nicht nachsagen lassen! Ich habe ja wohl genug anderes zu tun!“ Herr Rech steht nun recht früh auf, stürzt sich in seine Arbeit und macht viele Überstunden. Sein Chef ist zufrieden. Die schönen Pflanzen in seinem Gärtchen vertrocknen, und nach ein paar Wochen steht der Garten voller Unkraut. Da hört er, wie seine Nachbarn an dem Grundstück vorbeigehen Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Coaching
Lautstärkeregler
Sie liebte es, in die Disco zu gehen. Wenn ihre Eltern sie abholten, wunderten sie sich jedes Mal: „Wie kannst du es aushalten bei dem Krach?“ Doch sie wusste: Laut ist die Musik nur am Anfang. Schon bald ist das Laute nicht mehr laut. Das Ohr stellt die Lautstärke nach.
Sie liebte es, abends im Bett noch leise Radio zu hören. Zwar hatten ihr die Eltern das verboten, wenn sie am nächsten Tag Schule hatte, doch stellte sie das Radio so leise ein, dass sie fast nichts mehr hörte. Sie wusste: Leise ist die Musik nur am Anfang. Schon bald ist das Leise nicht mehr leise. Noch mehrere Male kann sie das Radio noch leiser stellen, und immer noch hört sie alles genau. Denn das Ohr stellt die Lautstärke nach.
Das Worfeln
In Ländern, wo ein kräftiger Wind über das Land fegt und die Felder fruchtbar macht, gibt es unter den Bauern einen Brauch, den man das Worfeln nennt. Jedes Jahr nach der Ernte, wenn sie das Korn gedroschen haben, bringen sie es nach draußen vor die Scheune. Sie werfen das Getreide gemeinsam in die Luft. Die guten, schweren Kerne fallen dann nach unten, während die leichte Spreu vom Wind davon getragen wird. Die schwerste Arbeit dabei macht der Wind. Wer weiß, ob man nicht auch Gedanken worfeln kann?
Die Geschichte aus dem Buch „Der Grashalm in der Wüste“ verwende ich, wenn jemand seine Gedanken ordnen möchte, seine Konzentration oder Gedächtnisleistung optimieren will oder wenn sich jemand mit einer gedanklichen bzw. emotionalen Aufgabe schwer tut.
Seminar Metaphernschmiede
Inzwischen stehen die Details für das zweitägige hypno-systemische Geschichten-Seminar „Metaphernschmiede“ fest, das ich vom 25.7. – 26.7.2008 beim Milton-Erickson-Institut Heidelberg (Gunther Schmidt) halte. Den Ausschreibungstext und eine Anmeldemöglichkeit für das Seminar finden Sie hier.
Ziel des Seminars ist es, zu lernen, wie man…
* therapeutische Geschichten für Klientinnen und Klienten findet
* jederzeit Beispielgeschichten für einzigartige Situationen erfindet
* Erzählungen therapeutisch wirksam formuliert und einbettet
* Problemmetaphern in Lösungsmetaphern transformiert
* wegweisende, warnende und aktivierende Geschichten aufbaut.
Der Mann, der gewinnt, wenn er verliert
Vor einiger Zeit war ein Mann hier in Beratung, der sagte: „Ich möchte nicht, dass Sie enttäuscht sind, wenn Sie bei mir nichts erreichen.“ Ich antwortete ihm: „Ich werde nicht versuchen, Sie davon zu überzeugen, dass Sie mit mir etwas erreichen. Wenn ich versuche, Ihnen zu beweisen, dass Sie etwas erreichen können, und Sie wollen mir das Gegenteil bewiesen, wird es Ihnen immer gelingen und mir nie. Wenn Sie mir beweisen wollen, dass Sie hier nichts erreichen, werde ich gut daran tun, nicht für Sie das Gegenteil erreichen zu wollen.“
Er sagte: „Ich war vor Ihnen schon bei anderen Beratern. Meine Erfahrung sagt mir, dass die Wirkung etwa drei Tage anhält, danach ist alles wie vorher.“ Ich antwortete ihm: „Wenn die Stimme Ihrer Erfahrung Ihnen das sagt, dann sagt Ihnen Ihre Erfahrung ja, dass es immer nur drei Tage angehalten hat, wenn Ihre Erfahrung sagte, dass es nur drei Tage anhalten würde. Die Stimme Ihrer Erfahrung sagt Ihnen also, dass Ihre Erfahrung Ihnen schlechte Erfahrung schafft. Aus dieser Erfahrung heraus kann Ihre Erfahrung ja einmal in Urlaub gehen und andere Stimmen sprechen lassen, während sie einmal nichts sagt und nur beobachtet, was die anderen Stimmen erreichen, wo sie bisher nichts erreicht hat. Da Ihre Erfahrung Ihnen bestimmt nutzen will, wird sie das sicherlich für Sie tun.“
Er sagte: „Ich traue mir nichts zu. Ich habe kein Selbstbewusstsein. Ich habe das Gefühl, ich habe alles falsch gemacht. Ich bin viel zu perfektionistisch. Ich grüble zu viel.“ Ich antwortete ihm: „Sie wollen keine Verantwortung übernehmen. Wer etwas tut, kann markante Fehler machen. Wer nichts tut, macht nur den einen großen Fehler, dass er nichts tut, und der Fehler ist schwammig. Sie wollen niemanden enttäuschen, und dadurch enttäuschen Sie die Menschen. Würden Sie die Menschen enttäuschen, wären sie weniger enttäuscht.“
Er fragte: „Meinen Sie, Sie können mich dazu bringen, dass ich weiß, was ich will?“ Ich antwortete ihm: „Ich habe sehr raffinierte Methoden. Sie werden wissen, was Sie wollen, aber Sie werden denken, es hätte nichts mit mir zu tun.“
Coachingausbildung für Führungskräfte
Eine systemische Coachingausbildung für Führungskräfte bieten wir im nächsten Jahr bei Mainz an. Die komprimierte Ausbildung erstreckt sich über fünf 2,5-tägige Seminare und ein optionales hypno-systemisches Aufbaumodul. Sie beginnt jeweils im März und August 2008 und ist ein Angebot in Kooperation mit der Inszena Group. Ein ähnliches Projekt ist ab Herbst 2008 in Liechtenstein geplant. Informationen zur Ausbildung in Mainz erhalten Sie hier.
Erickson-Geschichten I
Der amerikanische Psychiater Dr. Milton Erickson gilt als der Neubegründer der Hypnotherapie, als Pionier der Familientherapie und als einer der kreativsten und einflussreichsten Therapeuten überhaupt. Viele kuriose Geschichten kursieren über ihn. Er selbst hat viele Geschichten aus seinem Leben erzählt, um anderen durch das Erzählen nützliche Dinge zu vermitteln. In dieser Serie möchte ich einige dieser Geschichten vorstellen (zitiert nach: Sidney Rosen, Die Lehrgeschichten von Milton H. Erickson. Wer möchte, kann das Buch mit allen Geschichten hier bestellen).
Erickson erzählt: „Viele Leute waren besorgt, weil ich schon vier Jahre alt war und immer noch nicht sprach. Ich hatte eine zwei Jahre jüngere Schwester, die sprach. Und sie spricht immer noch, aber gesagt hat sie eigentlich nichts. Viele Leute waren besorgt, weil ich als Vierjähriger nicht sprechen konnte. Meine Mutter sagte ganz ruhig: „Wenn die Zeit kommt, wird er sprechen.“ (Rosen, 69)
Adlerflug
Ich weiß nicht, ob du schon einmal einen Adler gesehen hast. Im Zoo natürlich, aber das meine ich nicht. Wenn man im Zoo einen Adler sieht, wirkt er meistens lustlos, müde und verschlafen. Was soll er auch tun? Ein Adler ist zum Fliegen geschaffen, und das kann er in einem Käfig nicht, jedenfalls nicht richtig. Was mich an den Adlern beeindruckt, ist ihre Kraft – und wie sie mit ihrer Kraft umgehen. Man könnte meinen, dass so ein großer Vogel auch kräftig mit den Flügeln schlägt, wenn er fliegt. Aber der Adler hat das nicht nötig. Er zieht seine Kreise am Himmel, und obwohl er die Flügel nur selten bewegt, kann er aufsteigen, bis man ihn aus den Augen verliert. Woher weiß denn ein Adler, dass er fliegen kann? Wenn die Adler sprechen könnten – ich glaube, sie würden nicht erst diskutieren, ob es die Luft gibt, bevor sie fliegen. Sie suchen keine Beweise. Ihnen genügt, dass sie getragen werden. Sie werden getragen, und sie wissen das. Welche andere Sicherheit brauchen sie? Das Ergebnis ist ihr Beweis.
Nach: Stefan Hammel, der Grashalm in der Wüste, impress (Nierstein) 2006 und Hörbuch-CD „Der Grashalm in der Wüste – Die Taggeschichten, impress (Nierstein) 2007. Die Geschichte vom Adlerflug ist auch als Hypno-MP3 downloadbar.
Mentale Spiele III
Genervt am Arbeitsplatz?
Stellt euch doch mal vor, euer Job ist eigentlich der Drehort für einen neuen Disneyfilm, und sie sind in Wirklichkeit alle gerade damit beschäftigt, ihre Rolle einzuüben. Einige können sie schon ganz gut, während andere noch viel üben müssen. Und jetzt erst geht euch auf, warum sich manche so seltsam verhalten: Die sind gar nicht wirklich so, das ist nur ihre Rolle, auf die sie sich vorbereiten. Und schaut euch einmal um, vielleicht entdeckt Ihr auch den Produzenten, die Regisseurin, die Maskenbildnerin, und könnt euch auch deren Verhalten, über das ihr euch manchmal verwundert habt, jetzt besser erklären.
Wenn ihr das lange genug gemacht habt und keine Lust mehr darauf habt, dann gebt euch eine neue Arbeitsplatzbeschreibung. Eure Aufgabe ist in Wirklichkeit: Im Rahmen einer psychologischen Studie zu zeigen, dass Menschen, die ihr bei der Arbeit anlächelt, weniger zu unfreundlichem Verhalten neigen als solche, die ihr neutral behandelt (Kontrollgruppe). Oder eure Aufgabe ist, mit netten Leuten zu plaudern und euch an der Schönheit einiger Menschen zu erfreuen, und dabei nebenbei irgendetwas zu tun, was andere – natürlich irrtümlich – für den eigentlichen Zweck eurer Arbeit halten könnten. Oder es könnte eure Aufgabe sein, intensiv so zu tun, als sei das, was ihr arbeitet, intelligent und wichtig und mache obendrein noch Spaß.
Mentale Spiele I
Von Kindern kann man einiges lernen. Viele Kinder haben unsichtbare Freunde, die ihnen helfen. Wozu die wohl gut sind?
Haben Sie schon einmal festgestellt, dass Sie schwungvoller aufräumen, wenn Ihre unsichtbaren Begleiter – R2D2, Superman oder die 7 Zwerge – vor und neben Ihnen her Ordnung machen? Das steckt an! Haben Sie auch schon bemerkt, dass die Steuererklärung besser von der Hand geht und außerdem mehr Spaß macht, wenn 5 Klone Ihres Steuerberaters Ihnen die Materialien vorsortieren, Sie mit hilfreichen Tipps versorgen und Ihnen dabei erzählen, dass Sie die Sache im Vergleich zu einigen anderen Kunden durchaus sehr gut angehen? Wenn Sie sich in schwierigen Fragen von Siegmund Freud, Albert Einstein und John Rockefeller beraten lassen, geben Sie den drei Herren doch jeweils eine Stimme und hören Sie deren Worte laut. Voraussetzung ist natürlich, dass niemand in der Wohnung ist, der Sie für verrückt erklärt, wenn Sie mit Einstein & Co. Gespräche führen.