„Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, dass ihre Verwirklichung von vorne herein ausgeschlossen erscheint.“ Albert Einstein (1879-1955)
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Der Feldherr und der Prophet
Mit einem befreundeten Arzt habe ich mich über Kurzzeittherapie unterhalten. Viele Menschen haben Jahre alte chronische Probleme – körperliche Krankheiten, psychische Störungen, soziale Schwierigkeiten. Manchmal gibt es Möglichkeiten, solche Leiden innerhalb von Stunden oder Tagen ganz aufzulösen – unabhängig davon, wie alt und leidvoll das Problem bereits ist. Nun werden viele Leute dem Therapeuten kein Vertrauen schenken, wenn er ihnen eine einfach klingende Lösung nennt. Und wenn sie die Lösung ausprobieren und sie schnell wirkt, dann werden sie die Gründe oft woanders suchen als in der Therapie. Der Freund erzählte mir dazu eine Geschichte, die vor 1500 Jahren aufgeschrieben wurde.
Damals war der Feldherr Naaman an Lepra erkrankt. Eine ansteckende und unheilbare Krankheit, die seinen baldigen Ausschluss aus der Gesellschaft zur Folge haben würde. Eine Magd erwähnte, dass der Prophet Elisa im Lande Juda durch seine göttliche Kraft solche Krankheiten heilen könnte. Und der Feldherr machte sich auf den Weg. Weiterlesen
Struktur und Inhalt
Vor ein paar Tagen hat mir eine Kollegin entgegengeschleudert, ich hätte keine Meinung, eiere herum wie ein Weichei und sei überhaupt nicht auf Inhalte festzulegen. Das hat mich verwundert, da ich mich im Umgang mit anderen Menschen meistens als sicher und entschlossen empfinde. So habe ich natürlich protestiert. Später fiel mir ein, dass mir vor Jahren ein anderer Kollege ganz ähnliche Vorwürfe gemacht hat.
Was beide Kollegen gemeinsam haben, ist dass sie Wert auf Fakten legen, auf „Professionalität“ und Abgrenzung vom minder professionellen Verhalten einiger Kollegen und Nicht-Fachleute. Nach einigem Nachdenken stellte ich fest, dass Weiterlesen
Künstler und Strategen
Mit meiner Wiener Kollegin Marion Schadler habe ich mich über die Frage unterhalten, was beruflicher Erfolg bedeute. „Es gibt auf dem Markt Perfektionisten und Karrieristen“, sagte sie. Man könnte auch sagen: Künstler und Strategen. Wir kamen überein, dass die Vertreter der beiden Gruppen einander oft beneiden: Denn die einen haben die besseren Fähigkeiten, und die anderen fahren das schönere Auto. Die Karrieristen müssen fürchten, dass sie auf dem Markt überbewertet sind und es entdeckt wird. Die Perfektionisten müssen bedauern, dass sie unterbewertet sind und es nicht entdeckt wird.
„Es hat keinen Sinn, sich über die anderen zu ärgern“, sagte ich zu meiner Kollegin. „Wir müssen beides sein, Künstler und Strategen“. Nur so macht die Arbeit Spaß.
Ostereier
Wie findet man Ostereier? Und warum suchen manche Menschen und finden nicht? Für den Fall, dass Sie am Suchen und noch nicht am Finden sind, erlauben Sie mir, so gut ich kann, einige Hinweise zu geben.
Lass dich nicht verbaren…
„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“, sagte der Philosoph Ludwig Wittgenstein. Sprache schafft Wirklichkeit, und eine begrenzende Sprache schafft Grenzen für die Wirklichkeit. Sprachgrenzen schaffen Grenzen der Möglichkeiten.
Ein Beispiel ist die Nachsilbe -bar, wie sie in Worten wie „haltbar“, „genießbar“, „versteuerbar“ vorkommt. Die Silbe wird auch gerne auf Menschen angewendet: „Unbelehrbar“, „unheilbar“, nicht therapierbar“, „manipulierbar“, „korrumpierbar“, „nicht beschulbar“, „schwer erziehbar“, „untragbar“, „schwer vermittelbar“.
Das Eigenartige an der Silbe -bar ist, dass sie uns irrtümlich den Eindruck vermittelt, sie sage etwas aus über die Person, von der die Rede ist, also: Wer unbelehrbar sei, lasse sich nicht belehren, wer manipulierbar sei, lasse sich manipulieren, wer schwer erziehbar sei, lasse sich schwer erziehen – es scheint geradezu so, als ob die bar-Worte Eigenschaften der Menschen bezeichneten, von denen sie reden. Dabei bezeichnen sie die Fähigkeiten dessen, der da redet und die Möglichkeiten des Kontextes, in dem er arbeitet.
Wenn ich also sage: „Er ist unbelehrbar“, sage ich in Wirklichkeit nur: „Ich konnte ihn nicht belehren“, und allenfalls: „in diesem Kontext lernt er meiner Ansicht nach nichts“. Sage ich: „Er ist nicht therapierbar“, heißt das: „ich kann ihn nicht therapieren“. Sage ich, jemand sei untragbar, erkläre ich, dass ich oder mein Arbeitskontext ihn nicht mehr ertragen mag. Sage ich, jemand sei schwer vermittelbar, spreche ich wieder nicht über seine, sondern über meine Möglichkeiten. Und sage ich, jemand sei unheilbar krank, so sage ich nur, dass ich oder seine Umgebung den Menschen nicht heilen kann. Ob ein anderer Mensch oder die Heilkunst einer anderen Kultur etwas für denjenigen tun kann, darüber steht mir kein Urteil zu.
Wenn allerdings jemand mir Glauben schenkt, er sei -bar oder nicht -bar, obwohl das bar-sein in Wirklichkeit nicht seine, sondern meine Möglichkeiten beschreibt, dann werden durch seinen Glauben meine Möglichkeiten leicht zu seinen. Das heißt auch, meine Unmöglichkeiten werden zu seinen, und meine Grenzen werden zu den seinen.
Wenn dir also jemand sagen will, du seiest -bar, dann kannst du ihn reden lassen, nur glauben brauchst du ihm nicht. Du weißt, er redet über sich und seine Grenzen, und das sind Angelegenheiten, die gehen dich nichts an.
Ganz nüchtern
Ein Mann war mit dem Auto unterwegs. Da sah er am Straßenrand ein Polizeiauto stehen. Er hielt an, stieg aus und sprach die Beamten an: „Sie machen doch hier keine Verkehrskontrolle, oder? Ich habe nämlich nichts getrunken! Ehrlich nicht!“
Das verlorene Gesicht
In Japan lebte einmal ein Mann, dem ist das tatsächlich passiert: Er wachte eines Morgens auf und hatte wirklich und wahrhaftig sein Gesicht verloren! Die Sache war ihm äußerst peinlich. So wie er war, konnte er sich ja unmöglich einem anderen Menschen zeigen. Zuallererst machte er sich also ganz alleine auf die Suche. Er tastete sein Bett ab und den Boden unter dem Bett und schließlich auch den ganzen Raum, in dem er sich befand. Lange versuchte er sich so zu helfen, bis er begriff: Wer sein Gesicht verloren hat, wird es allein kaum wieder finden. Er sieht und hört ja nichts! Wie konnte dieser Mann nun Rettung finden? Es gelang ihm nur mit Hilfe seiner Freunde. Sie suchten für ihn alle Plätze ab und fanden es am Ende tatsächlich. Es war im Bad in seinem Spiegel, wo er es bei einem nächtlichen Gang verloren hatte. Wohl dem, der solche Freunde hat! (S. Hammel, Der Grashalm in der Wüste, S. 95.)
Anstelle eines verlorenen Gesichts erzähle ich dieselbe Geschichte auch mit einem verlorenen Kopf für Leute, die sich fragen: „Wo habe ich den heute meinen Kopf“, für Leute, die etwas „den Kopf gekostet“ hat (vielleicht in Wahrheit aber nur die Arbeitsstelle), die „kopflos“ sind, die vor Liebe oder Schrecken „den Kopf verloren“ haben.
Wetterbericht
Ihr Mann erklärte ihr viele Dinge. Geduldig schaute die Pfarrfrau aus dem Fenster. „Es predigt“, sagte sie dann.
Grundsätze der Beratung nach Rogers und nach Rogers V
Ziel der Therapie ist die Emanzipation des Menschen aus unterdrückenden Strukturen. (Carl Rogers, Gesprächspsychotherapie).
Ziel der Therapie ist es, die Aufträge des Klienten umzusetzen und seine Ziele zu erreichen (Systemik).