Der Feldherr und der Prophet

Mit einem befreundeten Arzt habe ich mich über Kurzzeittherapie unterhalten. Viele Menschen haben Jahre alte chronische Probleme – körperliche Krankheiten, psychische Störungen, soziale Schwierigkeiten. Manchmal gibt es Möglichkeiten, solche Leiden innerhalb von Stunden oder Tagen ganz aufzulösen – unabhängig davon, wie alt und leidvoll das Problem bereits ist. Nun werden viele Leute dem Therapeuten kein Vertrauen schenken, wenn er ihnen eine einfach klingende Lösung nennt. Und wenn sie die Lösung ausprobieren und sie schnell wirkt, dann werden sie die Gründe oft woanders suchen als in der Therapie. Der Freund erzählte mir dazu eine Geschichte, die vor 1500 Jahren aufgeschrieben wurde.

Damals war der Feldherr Naaman an Lepra erkrankt. Eine ansteckende und unheilbare Krankheit, die seinen baldigen Ausschluss aus der Gesellschaft zur Folge haben würde. Eine Magd erwähnte, dass der Prophet Elisa im Lande Juda durch seine göttliche Kraft solche Krankheiten heilen könnte. Und der Feldherr machte sich auf den Weg. Weiterlesen

Interessenverschiebung

Nach einer langen Zeit im Koma kehrte mein Onkel Dennis mit einer geistigen Behinderung ins Leben der Menschen zurück. Vieles hatte er vergessen und vieles war ihm gleichgültig geworden. Oft deutete er mit dem Finger zum Himmel: „Schau, eine F-14 Tomcat Maschine! Sieh mal, ein Apache-Helicopter!“ Und er beschrieb die Triebwerkstypen, Leistung, Traglast, Cockpitausstattung, Besatzung und Bewaffnung der vorbei fliegenden Maschinen. „Er war im Koreakrieg“, sagte seine Frau. „Aber ich wusste nicht, dass etwas darüber weiß. Wir sind seit 30 Jahren verheiratet, und er hat sich nie dafür interessiert.“

Die Geschichte kann in der Beratung dazu dienen, um deutlich zu machen, dass die Menschen in unserer Umgebung verborgene Fähigkeiten haben, von der die Umgebung nichts weiß – manchmal über Jahrzehnte hinweg. Wir können nicht beurteilen, was ein anderer nicht kann bzw. nicht weiß, und wir haben nur bruchstückhafte Information darüber, was er kann und weiß. Dies gilt besonders bei der Arbeit mit verhaltensauffälligen Kindern, mit „psychisch Kranken“ und „Behinderten“.

Von Oase zu Oase

Wenn die Beduinen auf ihren Kamelen von Oase zu Oase ziehen, dann freuen sie sich beim Aufbruch von einem grünen Ort schon auf die Ankunft beim nächsten grünen Flecken. Ein europäischer Reisender wurde einmal an einem Treffpunkt zwischen zwei Oasen zu ihnen gebracht. Er reiste einige Tage mit ihnen. Der Europäer ritt von Wüste zu Wüste und durchquerte auf dem Weg gelegentlich eine Oase. Ihn begleiteten die Sehnsucht nach Schatten und Wasser. Er bewunderte die Beduinen. Sie reiten von Oase zu Oase. Gelassenheit zeichnet sie aus. Die Freude auf die nächste Oase ist ihre stete Begleiterin auf dem Weg durch die Wüste.

Mentale Spiele IV

Novemberblues? Schlechtwetterlaune? Probiert doch einmal das:

Malt euch aus, einfach zum Spaß, als Spiel sozusagen, wie es sich anfühlt, das genau umgekehrte Problem zu haben: Ihr seid immerzu so ein bisschen manisch, ihr fasziniert eure Umgebung, indem ihr leicht überaktiv seid. Es könnte sein, dass dieser allmählich aufsteigende Tatendrang schon einige Leute nervt, aber es ist schwierig, das zu bremsen. Verhaltet euch einmal für eine Weile, als ob dem so wäre. Stellt euch vor: Es ist sehr hell, und wenn es euch momentan gerade nicht so vorkommt, liegt es daran, dass ihr eine Sonnenbrille oder getönte Speziallinsen tragt zum Schutz gegen das gleißende Sonnenlicht. Vielleicht ist es Frühling – das könnte erklären, dass sich gewisse Frühlingsgefühle in euch zu melden beginnen, ein Anflug von Übermut, der euch eigentlich nicht so gelegen kommt. Aber es ist wirklich nicht leicht, dagegen vorzugehen. Wahrscheinlich müsst ihr einfach mit eurer Unternehmungslust umgehen lernen – und eure Umgebung auch.

Malt euch das einfach einmal aus, bei der Arbeit oder beim Einkaufen in leuchtenden Farben (und Tönen und Körpergefühlen), und achtet darauf, welchen Unterschied es macht.

Worte Epikurs V

Wer jung ist, soll nicht zögern zu philosophieren, und wer alt ist, soll nicht müde werden im Philosophieren. Denn für keinen ist es zu früh und für keinen zu spät, sich um die Gesundheit der Seele zu kümmern. Wer behauptet, es sei noch nicht Zeit zu philosophieren oder die Zeit sei schon vorübergegangen, der gleicht einem, der behauptet, die Zeit für die Glückseligkeit sei noch nicht oder nicht mehr da. Darum soll der Jüngling und der Greis philosophieren, der eine, damit er im Alter noch jung bleibe an Gütern durch die Freude am Vergangenen, der andere, damit er gleichzeitig jung und alt sei durch die Furchtlosigkeit vor dem Künftigen. Wir müssen uns also kümmern um das, was die Glückseligkeit schafft: wenn sie da ist, so besitzen wir alles, wenn sie aber nicht da ist, dann tun wir alles, um sie zu besitzen.