Was man mit Liebe betrachtet…

Momentan halte ich gerade ein Seminar im Milton-Erickson-Institut Heidelberg. Während die anderen arbeiten und in den Seminarpausen wandere ich über den Flur und durch die Institutsräume.

An den Türen finde ich Schilder und Zettel. Darauf stehen Sätze, die es wert sind, ins Herz genommen zu werden. Zum Beispiel dieser…

„Alles, was man mit Liebe betrachtet,  ist schön.“ (Christian Morgenstern)

Metaphernseminar beim Milton-Erickson-Institut Heidelberg

In gut anderthalb Wochen, vom 2. bis 3. Oktober halte ich beim Milton-Erickson-Institut Heidelberg ein Geschichten-Erzähl-Seminar. Der Titel des Seminars lautet:

Die Kraft von Metaphern im System und mit System – Geschichten entwickeln als wirksame Intervention für Therapie, Coaching, Unterricht und Seelsorge.

Das Seminar wendet sich unter anderem an System- und Hypnotherapeuten, die lernen möchten, während der Beratung spontan therapeutische Geschichten zu entwickeln und diese sofort ins  Gespräch einzubringen – oder auch zuhause in aller Ruhe für die Klienten Metaphern zu erdenken und ihnen diese dann vorzutragen. Die Fortbildung ist anerkannt als C-Seminar im Rahmen des M.E.G.-Curriculums.

Der Teilnehmerbeitrag liegt bei 250 Euro, und es sind noch einige Plätze frei. Die Resonanz bei einem ähnlichen Seminar im vergangenen Jahr war äußerst positiv, und ich denke, wir werden wieder viel Spaß miteinander haben. Wer sich also jetzt anmelden möchte, hat noch die Möglichkeit. Der offizielle Ausschreibungstext lautet so:

Therapeutisches Erzählen ist seit jeher ein zentraler Bestandteil von Hypnotherapie, Systemik und vielen anderen Beratungsformen. Der Einsatz von Metaphern- und Beispielgeschichten ist aus dem alten Orient bekannt und ist bis heute eine der wirksamsten Beratungsformen. Die Geschichten werden vom Berater erzählt oder vom Klienten eingebracht und vom Berater reframed, oder sie werden von den Gesprächspartnern gemeinsam entwickelt. Nur, wie entdecke ich eine nützliche Geschichte und wie erzähle ich sie? Per Musenkuß? Das Seminar vermittelt die Techniken, um individuelle Geschichten in der Beratung spontan zu entwickeln und sie therapeutisch wirksam zu erzählen.

Ziel des Seminars ist es also, zu lernen, wie man…
• therapeutische Geschichten für Klientinnen und Klienten findet
• jederzeit Beispielgeschichten für einzigartige Lebenssituationen erfindet
• Erzählungen therapeutisch wirksam formuliert und ins Gespräch einbettet
• Problemmetaphern von Klienten in Lösungsmetaphern transformiert, die von den
Beratenen unwillkürlich in ihre Wirklichkeit reintegriert werden
• motivierende, warnende, Such- und Lernhaltungen aktivierende Geschichten aufbaut.

Weitere Infos und die Möglichkeit, euch anzumelden, findet ihr hier.

Ausbildung „Hypnotherapie nach Milton Erickson“

Am übernächsten Wochenende (5.9.-6.9.09) beginnt in Kaiserslautern die Ausbildung „Hypnotherapie nach den Verfahren von Milton Erickson“. Die 25-tägige Seminarreihe wendet sich an Ärzte, Psychologen und Heilpraktiker sowie an andere Berufe im sozialen und gesundheitlichen Bereich. Die Teilnahme an der Seminarreihe sowie ein Zustieg im Oktober sind noch möglich. Nähere Informationen erhaltet Ihr hier oder beim Institut für Hypno-Systemische Beratung, Telefon 06 31 – 370 20 93.

Webtipp: Dr. Ramadanis Energiebrief

Einen ganz liebevoll und aufwändig gestalteten Blog mit Podcasts, Bildern und vielseitigen Themen hat Dr. med. Marco Ramadani im Mai eröffnet. Sehr beeindruckend und sehr informativ… „Doc Ramadani’s Energiebrief“ steht unter dem Leitspruch: „Wer Energielieferant ist, ist verpflichtet, sein Energiedepot regelmäßig aufzufüllen“. Dem möchte ich herzhaft zustimmen…

Dr. Ramadani ist niedergelassener Arzt mit einer Privatpraxis für klinische Hypnose und Hypnotherapie im Neu-Ulmer-Stadtteil Pfuhl. Auch die Praxis-Website ist empfehlenswert: Sie ist textlich gut geschrieben, informiert gut über die ärztliche Sicht von Hypnose und Hypnotherapie und hat – selten für Homepages im ärztlichen und therapeutischen Bereich – ein angenehmes Design: Sie ist gleichzeitig sachlich und warm designt, übersichtlich, technisch gut, harmonisch und leserfreundlich gestaltet.

Aktuell hat Marco Ramadani in seinem Energiebrief einen Artikel über diesen Blog und über die Seite www.stefanhammel.de geschrieben, worüber ich mich sehr freue! Vielen herzlichen Dank!

Sicherheitsvorschrift

„Guten Morgen. Im Namen des Flugkapitäns und der Crew begrüßen wir Sie sehr herzlich an Bord des Fluges 714 von Frankfurt nach Madrid…“ Freundlich und routiniert klang die Stimme der Stewardess. Wie sie es wünschte, stellte ich meinen Sitz aufrecht und schloss den Sicherheitsgurt. Dann schaute ich aus dem Fenster, wo sich langsam die Rollbahn nach hinten zu bewegen schien. Ich hörte, wie die freundliche Stimme sagte: „Sollte es während des Fluges in der Kabine zu einem Druckverlust kommen, fällt aus der Klappe über Ihrem Sitz automatisch eine Sauerstoffmaske. Mit Hilfe des daran befestigten Gummibandes können Sie die Maske an Ihrem Kopf festziehen. Drücken Sie die Maske fest an Ihr Gesicht und atmen Sie tief und ruhig. Reisende mit kleinen Kindern legen sich bitte zuerst ihre eigene Maske an und kümmern sich danach um die Sicherheit ihres Kindes…“ Ich schaute neben mich, wo meine Zweijährige in ihre Decke gekuschelt saß. Ich fragte mich: Würde ich diese Vorschrift einhalten?

Wertvolle Beratung: Demut

Demut ist ein Begriff, der ganz außer Gebrauch gekommen ist. Früher bedeutete er in etwa: Sich nicht über andere stellen, sich nicht in den Vordergrund rücken, neidlos das Glück anderer betrachten können, sich als Teil von etwas Größerem sehen, Gott und den Menschen, denen sie gebührt, die Ehre geben.

In der Therapie ist dieser Wert von großer Bedeutung: Wenn beispielsweise eine Therapie nicht, wie gewünscht, voran kommt, sind Therapeuten leicht in Versuchung, dem Klienten zu erklären, was er falsch mache. Insgeheim befürchten sie, sie selbst könnten etwas versäumt oder übersehen haben – ausdrücklich aber erklären sie den Klienten das Geschehen mit irgendeinem Modell der „Verdrängung“, „Übertragung“, „Projektion“, „Introjektion“, oder als „Widerstand“, Hauptsache, mit etwas, was im Verantwortungsbereich des Klienten liegt. Möglich wäre es aber auch, offen mitzuteilen, dass man einen anderen Verlauf vermutet hatte, und mit dem Klienten ins Gespräch darüber zu kommen, was zu einer Verbesserung beitragen könnte. Ist ein Klient über irgendein Wort oder Verhalten des Therapeuten gekränkt, kommt der Therapeut leicht in Versuchung, ihm vermitteln, das sei Teil der Therapie, und er habe daran etwas zu lernen. Möglich wäre es aber auch, sich beim Klienten höflich zu entschuldigen, und herauszufinden, wie solche Kränkungen zukünftig vermieden werden können.  

Überhaupt ist es möglich, die Klienten als gleichrangige Gesprächspartner anzusehen, ihre Ziele als maßgeblich für die therapeutische Arbeit anzusehen, und ihre Werte als ein Heiligtum, das nicht verletzt werden darf. Dann bedeutet der „Widerstand“ des Klienten, dass der Therapeut nicht gut genug verstanden und berücksichtigt hat, was die Ziele des Klienten sind und welche Wege dorthin für ihn akzeptabel sind.

Demut bedeutet, dass der Therapeut nicht über den Klienten steht, dass er die Klienten als Fac hleute für ihr eigenes Leben respektiert, dass er von ihnen lernt, dass er ihre Ziele über die seinen stellt und seine Werte nicht gegen ihre ausspielt, also nicht „für sie“ (und dabei womöglich „gegen sie“) weiß, was gut für sie ist.

Demut als Wert in der Therapie bedeutet, nicht zu genau zu wissen, was im Leben eines Klienten los ist, was er „hat“ und braucht. Es kann bedeuten, sich nicht über seine Schwächen zu erheben (und auch nicht über die vermeintlichen Schwächen seiner Eltern, seines Partners, seiner Kollegen, usw.) Demut kann bedeuten, allenfalls provisorisch und niemals abschließend über den Klienten zu urteilen; es kann auch bedeuten, ihm keine Prognose für sein kommendes Leben zu geben, insbesondere keine von der Art: „Dieses Problem wird Sie immer begleiten, damit werden Sie leben müssen.“

Demut kann auch bedeuten, die Therapie in den Dienst von etwas Größerem zu stellen, sei es, um Glück unter die Menschen zu bringen, zur Ehre Gottes oder zu sonst einem Ziel, das die Grenzen des eigenen Lebens überschreitet.

Wertvolle Beratung: Vergebung

Nach einer Pause, bedingt durch meinen Umzug, melde ich mich wieder zurück. Und mache da weiter, wo ich aufgehört habe., bei Wertbegriffen, die für die Beratung und Therapie wichtig sind, obwohl es auf den ersten Blick gar nicht so scheinen mag. Vergebung ist ein altes Wort, das nicht mehr oft verwendet wird. Auch in der Therapie ist der Begriff eher in Vergessenheit geraten. Ich gebracuche den Begriff auch eher selten, weil er etwas groß und pathetisch klingen mag, und manchmal ist leichter, mit den Klienten viele kleine, vielleicht gar unscheinbare, Schritte aneinander zu reihen, bis man sich unversehens gemeinsam am Ziel findet.

Oftmals, so denke ich, geht es in der Therapie darum, zu lernen, das Recht auf Zorn und Groll, das Recht auf Wiedergutmachung, das Recht auf eine Entschuldigung oder Sühne loszulassen und darauf zu verzichten, Gerechtigkeit (wie jeder selber sie versteht, wieder einzufordern. Vergebung kann auch bedeuten, nicht in der Vergangenheit, die niemand ändern kann, zu kreisen und Forderungen zu stellen, die sich nur durch eine Zeitreise in frühere Tage einlösen ließen. Oftmals geht es gar nicht um die moralische Frage, dass es „gut“ sei, anderen zu vergeben. Oftmals ist das wichtigste an der Vergebung, einen selbstzerstörerischen Prozess zu beenden; denn derjenige, dem vergeben werden soll, hat möglicherweise mit der behaupteten Schuld gar kein Problem – oder ist womöglich selbst gar nicht mehr am Leben. Mit der Vergebung hat es aus therapeutischer Sicht aber die folgende Bewandnis: Weiterlesen

Handbuch des therapeutischen Erzählens

Gestern habe ich das erste Exemplar in der Hand gehabt: Das „Handbuch des therapeutischen Erzählens“, in dem auch viele der Geschichten aus diesem Blog enthalten sind, ist frisch erschienen. Mit fast 370 Seiten ist es umfangreicher geworden, als ursprünglich geplant. Wie die Lektorin nach getaner Arbeit zu mir sagte: „Der Titel beschreibt das Konzept genau; es ist wirklich ein ‚Handbuch‘.“ Das heißt, es fasst als Grundlagen- und Nachschlagewerk gleichzeitig umfassend und kompakt möglichst alles Wesentliche zum Thema zusammen. Die bibliographischen Angaben des Buches lauten:

Stefan Hammel: Handbuch des therapeutischen Erzählens. Geschichten und Metaphern in Psychotherapie, Kinder- und Familientherapie, Heilkunde, Coaching und Supervision. Klett-Cotta, Stuttgart 2009 (Reihe Leben Lernen).

Stefan Hammel: Handbuch des therapeutischen Erzählens

Das Handbuch enthält:

  • Über 230 kommentierte Geschichten
  • Psychotherapie, Kinder- & Familientherapie, Heilkunde, Coaching
  • Detaillierte Erklärung der Methodik des therapeutischen Erzählens
  • Register zu Symptomen, Problemen, therapeutischen Methoden
  • 367 Seiten

Es kostet in Deutschland 34,90 € (Schweiz 59,00 SFr), und hat die ISBN 978-3-608-89081-5.

Der Verlag selbst beschreibt das Buch so: Weiterlesen

Wertvolle Beratung: Würde

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“, so heißt es in den ersten Worten des Grundgesetzes. Unscharf bleibt, ob gemeint ist, sie dürfe nicht angetastet werden, oder sie könne gar nicht angetastet werden, denn sie bleibe im Innersten eines Menschen unversehrt erhalten, egal, was er erlebt. Würde als etwas dem Menschen Innewohnendes, von Menschen nicht Entziehbares, ist ein versteckt theologischer Begriff.

Der Begriff hat einen Vorläufer in dem jüdischen und später christlichen und muslimischen Gedanken, der Mensch sei als „Gottes Ebenbild“ geschaffen, als ein Abbild der Schöpferkraft, der Heiligkeit, Ehrwürdigkeit und auch der erschütternden Macht des Großen, Ganzen, aus dem alles geworden ist.

Wenn wir behaupten, dass jeder Mensch, weil er Mensch ist, eine unverlierbare Würde hat, fordert das von uns, dass wir jedem Menschen Respekt entgegenbringen. Gleich, wie sehr uns ein Mensch als Täter oder auch als Opfer entgegentritt, hat er einen Anspruch auf Achtung und Wertschätzung. Wenn es uns nicht gelingt, ihm diese entgegenzubringen, betrachten wir das als unsere Grenze, und nicht als Begrenzung seiner Person.

Jeden Menschen unter dem Blickwinkel seiner Würde zu sehen und ihm Achtung entgegenzubringen, bedeutet, dass wir die Menschen unter dem Blickwinkel sehen, welches gute Potential in ihnen auf seine Entfaltung wartet – vielleicht jetzt noch verschüttet und versteckt – und welche Vision es für ihre Entwicklung gibt. Weiterlesen