Bergwanderung

Eine Kollegin hat mir vor ein paar Tagen die folgende Geschichte gemailt.

Eine Frau um die 60, nicht mehr ganz gesund und mobil, nimmt an einer Bergwanderung teil. Dabei sind auch Einheimische. Die „Fremden“ stürmen nun schnellen Schrittes dem Gipfel entgegen. Sie haben es eilig. Die Frau kommt nicht mehr mit. Es ist zu anstrengend für sie. Sie kann ja auch nicht mehr so gut laufen. Aber die Gruppe drängt vorwärts, niemand nimmt Rücksicht auf sie. Traurig fällt sie immer mehr zurück. Da wird sie von einer Einheimischen angesprochen: „Lassen Sie die nur rennen. Die kriegen ja gar nichts mit. Kommen Sie, ich zeige Ihnen alles.“ Während die Frau nun langsam und in Ihrem Tempo weitergeht, bekommt sie die Schönheiten der Landschaft gezeigt, wird ihr vieles erklärt und erzählt. Und sie erholt sich. Auch sie kommt am Gipfel an. Sicher später, allerdings um vieles reicher.

Wahre Geschichte.

Die kleine Katze

Auf einem hohen Baum saß die kleine Katze ganz allein. Die Bäckerin kam vorbei und sah das Tier: „Ja, du armes kleines Kätzchen! Bist ganz hinauf geklettert und traust dich nicht mehr herunter!“ Der Pfarrer kam, und die Bäckerin sagte: „Herr Pfarrer! Wir müssen dem armen kleinen Kätzchen helfen!“ Der Bürgermeister kam. „Herr Bürgermeister“, sagten die Bäckerin und der Pfarrer. „Helfen Sie uns, dem armen kleinen Kätzchen zu helfen!“ „Gut“, sagte der Bürgermeister. „Wir werden dem armen kleinen Kätzchen helfen. Ich rufe die Feuerwehr!“ Die Feuerwehr kam Weiterlesen

Gedachte Präparate

„Manchmal kommt es vor“, erzählte ein Arzt, „dass ich einem Patienten ein Medikament, das er braucht, nicht geben kann, weil es zu teuer ist oder zu schwer zu beschaffen.  Wie, bitte, kommt man an ein homöopathisches Präparat aus Löwenmilch? In solchen Fällen lasse ich manchmal den Patienten den Namen des Mittels auf einen Zettel schreiben und verschreibe ihm, den Zettel einmal gründlich zu betrachten.  Natürlich kann ich einen solchen Vorschlag nur Patienten machen, die für etwas so „Verrücktes“ aufgeschlossen sind. Das Seltsame ist: Bei denen, die den Rat befolgen, bewirkt oft der Zettel dasselbe wie das Medikament.“

Eine Krankenschwester, die den Arzt reden hörte, lachte darüber. Sie hatte jahrelang auf einer Intensivstation gearbeitet und manchem Patienten in einer kritischen Situation durch die schnelle Gabe eines Medikamentes das Leben gerettet.  Wie wäre es wohl gewesen, ihnen einen Zettel auszuhändigen mit dem Namen ihrer Medizin?

Es geschah einige Tage nach diesem Gespräch: Am Morgen erwachte sie mit Kopfschmerzen. Sie wusste, es war nichts Ernsthaftes, nur dieser längst vertraute Schmerz, der nichts als sich selbst bedeutete. Sie wusste auch, sie hatte keine Kopfschmerztabletten im Haus. Nun stellte sie in Gedanken ein Glas Wasser neben das Bett. Sie malte sich aus, wie sie die Tablette hineinwarf und diese sich sprudelnd auflöste.  Sie stellte sich vor, wie sie das Glas in langsamen Schlücken leerte, wie das Wasser von ihrem Körper aufgenommen würde und wie das Medikament begann, seine Wirkung zu entfalten. Für ein paar Minuten schlief sie ein, dann erwachte sie wieder, stand auf und fuhr zur Arbeit. Alles verlief wie gewohnt. Als sie spät abends auf ihren Tag zurückschaute, fiel ihr auf, dass diese Schmerzen in den Minuten nach der gedachten Einnahme des Medikaments verschwunden waren und sie sie vollständig vergessen hatte.

Diese Begebenheiten haben sich in meinem Freundeskreis abgespielt. Es sei jedem überlassen, sich seinen eigenen Reim darauf zu machen.

Sterben mit 26

„Ich habe ein Problem“, hat eine Freundin zu mir gesagt. „Irgendwie habe ich mir die Vorstellung in den Kopf gesetzt, dass ich mit 26 sterben muss. Und das ist ja nicht mehr so lange. Ich weiß, dass es Quatsch ist, aber ich werde die Vorstellung nicht los, und sie macht mir Angst. Was kann ich da machen?“ „Schau dir vor deinem inneren Auge die Zahl 26 genau an“, habe ich geantwortet. „Betrachte sie genau. Jetzt lass die Zahlen umeinander rotieren, und lass sie stehen, wenn die sechs vorne ist. Was siehst du?“ „Eine 62“, sagte die Freundin. „Genau. Jetzt lass die sechs um sich selbst rotieren, und lass sie auf dem Kopf stehen bleiben. Was siehst du jetzt?“ „Eine 92.“ „Wann erwartest du also jetzt zu sterben?“. „Mit 92.“ „Ist das für dich in Ordnung?“ „Sehr in Ordnung“, sagte die Freundin. Das Problem war von da an beseitigt.

Die Methode „Stefan Hammel“

Letzte Woche habe ich die Jungen wieder getroffen, von denen ich am 27.3. unter dem Titel „Streiten und Schlagen“ erzählt habe. Sie haben berichtet, sie hätten sich in der vergangenen Woche nur noch drei oder viermal gestritten. Vorher waren es drei bis vier Streits an einem Tag. Ich fragte sie, wie sie das geschafft haben. Sie sagten: „Wir haben vereinbart: Jedesmal, wenn einer einen Streit kommen sieht, dann ruft derjenige ‚Stefan Hammel!‘ und daraufhin geht jeder sofort für zehn Minuten in sein Zimmer. Wenn wir nicht auseinander gehen können, wie im Auto oder auf einer Kanutour, während einer ‚Stefan Hammel!‘ ruft, dann schweigen beide fünf Minuten, bevor wir weiter miteinander reden.“

Mottenphobie

Gestern war ich bei Freunden zu Besuch. „Unsere Tochter hat eine Mottenphobie“, erzählten sie mir. „Jedesmal, wenn sie eine Motte in der Wohnung sieht, bekommt sie einen Schreianfall, und es gibt ein Riesentheater. Kannst du nicht etwas dagegen tun?“ „Ich weiß nicht, ob ich das kann“, sagte ich zur Tochter, die bei uns saß und gerade ein Glas Kakao trank. „Aber wenn du das nächste Mal eine Motte siehst, denke bitte nicht an Kakao und denke auch nicht daran, nicht an Kakao zu denken und nicht daran, wie dieser Kakao jetzt schmeckt und nicht daran, welches Gefühl in der Seele zum Kakao gehört, denn solltest du doch an Kakao und an das Gefühl in der Seele denken, das du jetzt durch das Trinken von Kakao bekommst, dann könnte es sein, dass du aus Versehen, obwohl du das vielleicht gar nicht vorhast, bei Motten Kakaogefühle bekommst. Und was wirst du dann tun, wenn du bei Motten anstatt des früheren lästigen Gefühls immer einen Anflug eines Eindrucks haben solltest, als ob du Kakao schmeckst und riechst und als ob du die Gefühle bekommen könntest, die doch eigentlich zum Kakao passen. Ja, was machst du dann?“ „Ist mir egal.“ „Oh“, sagte ich, „dann pass bitte auf! Denn wenn es dir egal ist, ob du bei Motten immer Kakaogefühle bekommst, dann musst du aufpassen, dass dir dabei nicht die Motte selbst egal wird, denn es wäre doch schade, wenn dir die Motte so egal würde, wie es dir egal ist, dass du bei Motten vielleicht Kakaogefühle bekommst…“ Eine Viertelstunde später sah das Mädchen eine Motte, ging ruhig darauf zu, schaute sie konzentriert an, schlug sie tot und setzte sich gelassen wieder hin.

Bewusstes und Unbewusstes

Möchten Sie gerne wissen, wie sich das bewusste Denken vom Unbewussten unterscheidet?

Denken Sie eine Weile nach: Alle Rede-, Denk-, Erlebens- und Verhaltensweisen, die „typisch Mann“ sind, sind gleichzeitig „typisch bewusstes Denken und Handeln“. Alle, die „typisch Frau“ sind, sind gleichzeitig „typisch unbewusstes Denken und Handeln“.

Das heißt vermutlich, dass Männer das Bewusste im Durchschnitt mehr nutzen und Frauen das Unbewusste. Was besser ist, ist Ansichtssache. Die Gleichung funktioniert ziemlich präzise.

Streiten und schlagen

Gestern hatte ich eine Familientherapie mit zwei Jungen (8 und 10), die sich seit Jahren viel streiten und schlagen, und mit ihren Eltern, die nicht mehr weiter wussten.

Ich habe die Jungen gefragt, warum sie hier sind, und sie haben herumgedruckst. Ich habe gefragt, ob sie nicht so gerne über Probleme reden, und dem haben sie zugestimmt. Dann habe ich gesagt: „Ich auch nicht. Mit mir wollen die Leute immer über Probleme reden, aber ich mag das gar nicht. Ich rede viel lieber über Lösungen und darüber, wie es ist, wenn alles gut ist, und wie man da hin kommt. Ich mache euch ein Angebot. Solange wir miteinander über diese Sachen reden können, reden wir nicht über Probleme. Erst wenn uns hier nichts mehr einfällt, reden wir über Probleme.“ Die Jungen waren einverstanden. Sie waren einfallsreich und kooperativ. Sie hatten gute Ideen, wie sie einander Gutes tun, sich versöhnen und gar nicht erst streiten können. Sie haben versprochen, alle Ideen auszuprobieren und alles, was sich bewährt, auszudehnen. Wir hatten ein gutes Gespräch.