Der Zufühler

Es gibt Menschen, die können gut zuhören. Und es gibt andere, die können gut zusehen. Ich kannte einen Menschen, der konnte beides recht gut. Doch besser noch konnte er etwas anderes. Mehr noch war er ein guter Zufühler. Wenn er einem anderen begegnete, so nahm er in Gedanken oder auch in Wirklichkeit dessen Haltung ein. Er schaute wie er, er atmete wie er, er bewegte sich wie der andere und nahm auch dessen Stimme an. Er fühlte, wie sich ein Mensch fühlt, der sich so ausdrückt und bewegt, wie der, dem er gerade begegnete. Dann fragte er sich oft, wie wohl eine Brücke beschaffen sein müsste, die von diesem Erleben wegführte, hin zu einem anderen, kraftvollen, freien und erlösten Leben. Weiterlesen

Runter mit den Ellenbogen !

An alle Leute die’s drauf haben:

Wenn ihr’s wirklich drauf habt, dann lasst die vor, die’s nicht drauf haben !

Denn die letzten sollen die ersten sein!

Lasst die aus sich herausgehen, die wollen, aber nicht können, helft ihnen, lasst sie vor.
Lasst die etwas sagen, die sich nicht trauen, mitzureden, helft ihnen, lasst sie vor.
Lasst die im Mittelpunkt stehen, die es wollen, aber Schwierigkeiten damit haben, helft ihnen, lasst sie vor.
Lasst die etwas bestimmen, die sonst nichts zu sagen haben, aber vielleicht doch gern würden, helft ihnen, lasst sie vor.

Das Potential einer Situation, die Chance auf eine dicke Zeit miteinander, steckt meist dort, wo man es am wenigsten erwartet. Gebt ihnen eine Möglichkeit, sich zu entfalten, helft ihnen, lasst sie vor.

Hiermit lasse ich euch vor und bitte euch: Macht’s besser als ich.

Nur so wird sich etwas ändern, ansonsten wird alles bleiben wie es war, grau und unerträglich.

Sebastian Schwank

Anmerkung von mir (Stefan Hammel): Der Text stammt von einem Jugendlichen. Ich finde die Gedanken gut und freue mich, wenn sie diskutiert und weiterverbreitet werden – bei Jugendlichen wie bei uns sogenannten Erwachsenen.

Tagung: Die Kraft von Imaginationen und Visionen

Vom 1. bis 3. Mai 2008 findet in Heidelberg eine besondere Tagung mit besonderen Referentinnen und Referenten statt.

Das Symposium heißt „Die Kraft von Imaginationen und Visionen – Perspektiven der Neurobiologie, Psychotherapie und Beratung“. Der Untertitel der Tagung lautet: „Wie man Imaginationen in Psychotherapie, Beratung und im Leben generell als „Königsweg“ für die Entwicklung von Lösungs-Erleben nutzen kann“.

Die Referenten sind:

Prof. Gerald Hüther (Neurobiologe)
Prof. Verena Kast (Psychoanalyse)
Horst Krämer (Neuroimagination)
Prof. Luise Reddemann (PITT)
Dr. Bernd Schmid (Systemik)
Dr. Gunther Schmidt (Hypnosystemik).

Das Symposium wird veranstaltet vom Milton-Erickson-Institut Heidelberg. Die Teilnahme kostet 330,- Euro. Detaillierte Infos findet ihr hier. Anmeldung bei office @ meihei.de!

Ich wünsche allen, die dabei sind (und natürlich auch allen anderen, die aber etwas versäumen), viel Spaß und freue mich auf viele gute Begegnungen!

Der Feldherr und der Prophet

Mit einem befreundeten Arzt habe ich mich über Kurzzeittherapie unterhalten. Viele Menschen haben Jahre alte chronische Probleme – körperliche Krankheiten, psychische Störungen, soziale Schwierigkeiten. Manchmal gibt es Möglichkeiten, solche Leiden innerhalb von Stunden oder Tagen ganz aufzulösen – unabhängig davon, wie alt und leidvoll das Problem bereits ist. Nun werden viele Leute dem Therapeuten kein Vertrauen schenken, wenn er ihnen eine einfach klingende Lösung nennt. Und wenn sie die Lösung ausprobieren und sie schnell wirkt, dann werden sie die Gründe oft woanders suchen als in der Therapie. Der Freund erzählte mir dazu eine Geschichte, die vor 1500 Jahren aufgeschrieben wurde.

Damals war der Feldherr Naaman an Lepra erkrankt. Eine ansteckende und unheilbare Krankheit, die seinen baldigen Ausschluss aus der Gesellschaft zur Folge haben würde. Eine Magd erwähnte, dass der Prophet Elisa im Lande Juda durch seine göttliche Kraft solche Krankheiten heilen könnte. Und der Feldherr machte sich auf den Weg. Weiterlesen

Flucht aus Sodom

Als in der Bibel die Städte Sodom und Gomorra durch einen Regen von Feuer und Schwefel (also wohl durch einen Vulkanausbruch) vernichtet wird, gelingt Lot und seiner Frau durch Gottes Hilfe die Flucht. Es wird geschildert (Genesis 19, 24-26):

Da ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra und vernichtete die Städte und die ganze Gegend und alle Einwohner der Städte und was auf dem Lande gewachsen war. Und Lots Frau sah hinter sich und ward zur Salzsäule.

Ein Freund hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass diese Beschreibung einer posttraumatischen Belastungsstörung entspricht: Aus der Position, bereits gerettet zu sein, blickt ein Mensch zurück auf die Katastrophe, erstarrt in deren Anblick und wird (zumindest für eine Weile) gefühllos, handlungsunfähig, unlebendig.

Die Geschichte ist nützlich, um Weiterlesen

Eine Frage der Einstellung

Heute bekam ich eine E-Mail mit einer Geschichte, die die Technik oder Haltung des Reframing illustriert. Reframing ist eine Methode aus der Systemischen Beratung und Hypnotherapie. Etwas zu reframen bedeutet, einen neuen Blickwinkel einzunehmen, unter dem man Probleme probeweise – und vielleicht dann auf Dauer – als Lösungen betrachtet:

Es war einmal eine Frau, die wachte eines Morgens auf, schaute in den Spiegel und bemerkte, dass sie nur drei Haare auf dem Kopf hatte. „Na“, sagte sie, „ich glaube, ich flechte mir heute einen Zopf“. Das tat sie und hatte einen wunderschönen Tag.

Am nächsten Tag wachte sie auf, Weiterlesen

Heuschnupfen überwinden IV

Ein paar erklärende Sätze zur gestrigen Methode. 

Allergien sind somatische Phobien. Sie werden aufrechterhalten durch die Angst des Körpers vor einem an sich harmlosen Auslöser. Die Angst erzeugt Abwehrreaktionen, die Abwehrreaktionen erzeugen Stress, der Stress wird vom Körper als Beweis dafür betrachtet, dass der Auslöser wirklich schädlich sei, und so werden die Abwehrreaktionen in einem kreisförmigen Prozess immer weiter verstärkt. Tatsächlich werden Allergiesymptome oft durch Gedanken an die Allergie bzw. „Allergieauslöser“ erzeugt, durch Gespräche darüber, durch Bilder davon oder durch den Pollenflugbericht. Die zunächst psychische Angst vor den „Allergenen“ wird in einen körperlichen Befehl umgewandelt, eine große Zahl von Histaminen zu erzeugen und auszuschütten, um den vermeintlichen Angreifer abzuwehren.

Wer bei einem Menschen mit Heuschnupfen imaginativ die Methode der allmählichen Systematischen Desensibilisierung anwendet, wie sie von Verhaltenstherapeuten und (in ihrer imaginativen Form) von Hypnotherapeuten bei Phobien angewendet wird, kann damit Heuschnupfen auflösen. Das heißt, man macht einem Menschen aktuell bewusst, dass er schon beim Reden über den Heuschnupfen beginnt, sich zu kratzen, zu schniefen, zu husten und die Augen zu reiben. Dann führt man ihn mit einer Fantasiereise in einen Entspannungszustand und bittet ihn, sich in diesem angstfreien Zustand erst geringe, dann immer stärkere allergieauslösende Situationen vorzustellen – dabei aber absolut vorrangig darauf zu achten, dass er immer wunderbar entspannt und gelöst bleibt. Andernfalls soll er das Bild verlassen, in seinen gelösten Zustand zurückkehren und nur so viel „allergieauslösende“ Situation imaginieren, dass er angst- und symptomfrei bleibt. Am Ende wird eine Extremsituation tiefentspannt imaginiert. Der Gesprächspartner wird darauf aufmerksam gemacht, dass er vorher bei viel geringeren Anlässen mit Symptomen reagiert hat und sich nun bereits in einer solchen Situation wohl fühlen kann. Er erhält den Auftrag, im Alltag diese maximal entspannte Haltung anzuwenden, wenn er Pollen begegnet und darauf zu achten, wie die Reaktionen des Körpers dadurch geringer ausfallen. Dann soll er üben, auf immer größere Pollenmengen immer gelassener zu reagieren (In-Vivo-Desensibilisierung). Eine Hilfe kann es dabei sein, wenn er sich seinen alltag „irreal reframed“ (neu rahmt) und vorstellt, er sei im Skiurlaub bzw. am Meer (allergiefreie Zonen) und entspanne sich dort herrlich.

Und natürlich… für die Anwendung dieser Methoden wird keine Haftung übernommen… insbesondere gehört die Arbeit mit Allergien, die potentiell lebensbedrohlich werden könnten, nicht ins Selbstexperiment… bewusst habe ich von Heuschnupfen geschrieben.

Heuschnupfen überwinden III

Die Allergie ist eine Phobie des Körpers. Deswegen kann man sie systematisch desensibilisieren.

Stell dir vor, es ist ein Wintertag, und du befindest dich an einem kalten klaren Ort. Du atmest tief und ruhig, und du genießt diese gute Luft. Lass die Zeit fortschreiten, und lasse es Frühling werden, und nimm diesen guten Atem und diese angenehme Ruhe mit. Stell dir vor, du atmest tief und ruhig und genüsslich, denn du weißt, du bist sicher, und du bleibst es auch. Es tut gut, so entspannt und gelöst zu atmen. Stell dir vor, es ist Frühling, und du gehst mit dieser Ruhe und mit diesem guten Atem – und vielleicht wundert es dich sogar, dass das so gut geht – auf eine Wiese mit blühenden Birken. Du atmest tief und gut. Du bist frei von jeder Angst, und du genießt es. Stell dir vor, du gehst zu einer Birke, und du hast diesen wunderschönen Impuls: Du umarmst sie, und es ist gut.

Heuschnupfen überwinden I

Eine Kollegin, die ich sehr schätze, hat vor einigen Tagen eine eindrucksvolle Mail zum Thema „Heuschnupfen“ geschrieben. Ich möchte sie einmal zitieren und ihre Zeilen zum Anlass nehmen, in den nächsten Tagen einige Methoden zu schildern, die ich selbst verwende, um Heuschnupfen suggestiv aufzulösen.

„Ich quälte mich vor einigen Jahren mit einer heftigen Frühblüher-Allergie herum. Mein Weg hinaus: Noch vor Beginn der Blüte (Anfang Februar) nahm ich ein naturheilkundliches Präparat und gleichzeitig wiederholte ich mir ständig gebetsmühlenartig, wenn ich im Freien war, besonders wenn ich an blühenden Bäumen vorbeikam, folgenden Satz im Kopf: „Früher brauchte ich Heuschnupfen, jetzt ist das vorbei.“ Es wirkte tatsächlich und irgendwann brauchte ich auch das Präparat nicht mehr, sondern nur noch den Satz. In den Folgejahren habe ich keinerlei Beschwerden mehr gehabt, und wenn mir beim Anblick von blühenden Bäumen doch mal wieder ein Fetzen Angst aufsteigt, spreche ich mir in Gedanken wieder einige Male diesen Satz vor.“ (Maria Freund, Trebel)

Schluckauf auflösen

Gestern abend war ich bei Freunden zu Gast. Beim Verabschieden bekam die Gastgeberin einen starken Schluckauf. „Schau mir eine Minute in die Augen, und blinzle nicht“, bat ich sie. „Danke“, sagte ich nach der Minute. Der Schluckauf war weg.

Die Methode entspricht derjenigen, die ich am 27.11.07 in diesem Blog beschrieben habe.