„Ich habe oft so kalte Füße“, sagte der Mann, als er wiederkam. „Darum bin ich so oft erkältet. Früher habe ich einmal Kneipp-Anwendungen gemacht. Das hat geholfen. Aber ich kann ja nicht überall Kneipp-Anwendungen machen.“ „Ich möchte Ihnen ein Geheimnis verraten“, erwiderte ich. „Wenn Sie sich die Kneipp-Anwendungen intensiv vorstellen, wirken sie auch.“
Archiv der Kategorie: Gesundheit
Placebo II
„Das Einstecken der Blutdrucktabletten hat mir bei meiner Präsentation sehr geholfen“, sagte der Mann, als wir uns wieder sahen. „Ich möchte Ihnen ein Geheimnis verraten“, habe ich geantwortet. „Immer, wenn Sie die Tabletten einstecken, weiß Ihr Körper, dass er den Blutdruck senkt. Er weiß, was er bei einer eingesteckten Tablette zu tun hat. Er weiß es so genau, dass er den Blutdruck auch dann senken wird, wenn Sie die Tabletten gar nicht bei sich haben, sondern auf jeder Seite Ihrer Präsentation nur irgendwo einen farbigen Punkt haben, der Sie an eine Blutdruck senkende Tablette erinnert.“
„Hat funktioniert“, berichtete der Mann beim nächsten Treffen.
Pantomime
Vor einigen Wochen hatte ich bei der Arbeit im Klinikum eine Begegnung, die mich beschäftigt.
„Guten Tag. Mein Name ist…“, so wollte ich mich einer Patientin vorstellen. „Sie ist aphasisch, sie kann nicht sprechen“, erklärte mir die Krankenschwester. „Schlaganfall…“ Die junge Frau wirkte mutlos und depressiv. Ihre ratlosen Gesten ließen mich wissen, dass sie meine Worte nicht verstand, bis auf wenige, die ihr ein Nicken oder Kopfschütteln entlockten. Wie kann man mit einem solchen Menschen kommunizieren? Ihr Sprachzentrum war getroffen. Die Sprache war zerstört – was ist aber mit Bildern? Kann sie die noch verstehen? Weiterlesen
Placebo I
„Immer, wenn ich einen Vortrag halte“, hat neulich ein Mann zu mir gesagt, „habe ich solches Lampenfieber. Mein Blutdruck geht in die Höhe, ich bekomme Herzklopfen und atme gepresst und schnell. Meine Frau hat mir dieses Blutdruck senkende Mittel gegeben. Seitdem ist es besser geworden.“ „Ich möchte Ihnen ein Geheimnis verraten“, habe ich geantwortet. „Immer, wenn Sie das Mittel einnehmen, weiß Ihr Körper schon, dass er den Blutdruck senken wird. Er weiß genau, was er auf die Tablette hin zu tun hat. Er weiß es so genau, dass er den Blutdruck auch senken wird, wenn Sie die Tablette einfach nur einstecken.“
„Hat funktioniert“, berichtete der Mann beim nächsten Treffen.
Schuppen
Gestern bat mich jemand: „Hypnotisiere mich doch einmal gegen Schuppen.“ Nach einer kurzen Tranceinduktion erzählte ich ihm die folgende Geschichte:
Ich bin in einer afrikanischen Trommelgruppe. Der Leiter, ein Kongolese, übte mit uns ein Trommelstück ein, das am Ende immer leiser und leiser wird, bis die Musik schließlich ganz verstummt. Am Schluss lag seine Hand regungslos auf der Trommel. Ohne einen Laut hob er sie auf. Wir taten es ihm nach. Bei jedem von uns gab es ein deutlich hörbares Schmatzen vom Schweiß und Fett auf der Handfläche. Immer wieder probierten wir es, Weiterlesen
Ansteckend
Vor einiger Zeit habe ich einen alten Freund getroffen. „Vorsicht, ich bin krank!“, hat er von Ferne schon gerufen. „Dann nimm dich gut vor mir in Acht“, sagte ich. „Ich habe eine ansteckende Gesundheit!“
Am Anfang habe ich das getan, um mich vor der suggerierten Ansteckung zu schützen. Weil das offenbar geholfen hat, habe ich öfter so geantwortet. Inzwischen habe ich den deutlichen Eindruck, dass oft auch die Zuhörer – obwohl sie dem Satz meist keine ernsthafte Bedeutung beimessen – danach schneller gesund werden. Inzwischen gibt es Leute, die mich daraufhin ansprechen: „Gib mir mal was von deiner ansteckenden Gesundheit.“ Und einige haben mich gefragt: „Wirkt die auch per Telefon?“ „Jaaa….“, sage ich dann und grinse.
(Nach Hammel, Der Grashalm in der Wüste, S. 55)
Margarete und Lucia (Die zwei Eidechsen)
Letztes Wochenende habe ich auf der Burg Fürsteneck in Hessen ein Seminar über systemische Beratung gehalten. Da ging es um systemische Grundhaltungen und Grundmethoden. Zum Beispiel: Was ist Perspektivwechsel, und was ist ein Reframing? Ich habe ihnen dazu als Beispiel die folgende Geschichte erzählt.
In einer Mauerritze lebten zwei Eidechsen, Margarete und Lucia. Lucia lag den Tag über auf der Mauer und badete in der Sonne. Margarete verbrachte die meiste Zeit damit, Insekten zu suchen für sich und ihre Kinder. Wenn sie Lucia auf der Mauer liegen sah, ärgerte sie sich. „Wie du die Zeit vertust. Wenn du eine anständige Eidechse wärest, würdest du dich mal um das Wohl deiner Kinder kümmern. Was machst du denn den ganzen Tag da oben?“ Weiterlesen
Es müsste doch gehen…
Es müsste doch gehen… Nach diesem Motto habe ich begonnen, meinem Körper Geschichten zu erzählen – den Hautzellen, dem Immunsystem und auch dem Heuschnupfen, der mich plagte. Ich habe ihnen Geschichten erzählt über das, was ich mir von ihnen wünsche. Ich habe die Immunabwehr gelobt und mit iher verhandelt. Ich habe festgestellt: Schon nach kurzer Zeit ließen die Symptome nach, und bald verschwanden sie ganz. Einer befreundeten Ärztin habe ich davon erzählt. Sie lachte. „Es werden gerade keine Pollen fliegen! Bei Heuschnupfen musst du langfristig denken. Da gibt es Schwankungen über Jahre hinweg.“ Am nächsten Tag war mein Heuschnupfen wieder da. Sehr ärgerlich! „Lieber Heuschnupfen“, habe ich gesagt. „Geh zur Kollegin nach Mainz, die kann dich brauchen. Bei mir wirst du nicht gebraucht.“ Die Symptome sind in Sekunden verschwunden. Und die Kollegin hat gesagt, der Heuschnupfen sei bei ihr nie angekommen… Vielleicht hat er sich auf dem Weg zu ihr verirrt?