Aus aktuellem Anlass eine Geschichte zum Wiedererlernen von Worten und Fähigkeiten nach Ausfällen des Sprachzentrums (Aphasie), zum Beispiel durch einen Schlaganfall. Die Geschichte könnte auch nützlich sein, um einen fortschreitenden Gedächtnisverlust bei Demenz zu bremsen, sowie für ein Gedächtnistraining zu Beginn der Vorbereitung für eine Prüfung.
War es ein Traum? War es Wirklichkeit? Ich schritt durch das Gebäude. Zu meiner Rechten und zu meiner Linken befanden sich viele Türen. Ich drückte die Klinken, doch kaum eine Tür öffnete sich. Die Räume, und all die Dinge in ihnen, waren mir verschlossen. Ich setzte mich hin und weinte. „Warum weinst du?“, fragte mich einer. Ich deutete auf die verschlossenen Türen. „Weißt du denn nicht…“, sagte er, und wies auf die Taschen meines Mantels. „Du hast doch die Schlüssel!“ Ich griff in die Taschen, und zog – tatsächlich – zwei große Ringe mit Schlüsseln hervor, hunderte und nochmals hunderte von verschieden geformten, großen und kleinen Schlüsseln. Woher sollte ich wissen, welcher der vielen Schlüssel zu welchem der vielen Räume passte? „Probiere alle aus!“, sagte mir mein Ermutiger. „Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Du hast alle Zeit der Welt. Probiere alle Türen, und probiere alle Schlüssel. Nach und nach öffnest du immer mehr Türen. Mach immer weiter! Gib niemals auf! Eines Tages öffnen sich vor dir, vor deinen Augen, alle Türen, bis auf die letzte!“