Runter mit den Ellenbogen !

An alle Leute die’s drauf haben:

Wenn ihr’s wirklich drauf habt, dann lasst die vor, die’s nicht drauf haben !

Denn die letzten sollen die ersten sein!

Lasst die aus sich herausgehen, die wollen, aber nicht können, helft ihnen, lasst sie vor.
Lasst die etwas sagen, die sich nicht trauen, mitzureden, helft ihnen, lasst sie vor.
Lasst die im Mittelpunkt stehen, die es wollen, aber Schwierigkeiten damit haben, helft ihnen, lasst sie vor.
Lasst die etwas bestimmen, die sonst nichts zu sagen haben, aber vielleicht doch gern würden, helft ihnen, lasst sie vor.

Das Potential einer Situation, die Chance auf eine dicke Zeit miteinander, steckt meist dort, wo man es am wenigsten erwartet. Gebt ihnen eine Möglichkeit, sich zu entfalten, helft ihnen, lasst sie vor.

Hiermit lasse ich euch vor und bitte euch: Macht’s besser als ich.

Nur so wird sich etwas ändern, ansonsten wird alles bleiben wie es war, grau und unerträglich.

Sebastian Schwank

Anmerkung von mir (Stefan Hammel): Der Text stammt von einem Jugendlichen. Ich finde die Gedanken gut und freue mich, wenn sie diskutiert und weiterverbreitet werden – bei Jugendlichen wie bei uns sogenannten Erwachsenen.

Struktur und Inhalt

Vor ein paar Tagen hat mir eine Kollegin entgegengeschleudert, ich hätte keine Meinung, eiere herum wie ein Weichei und sei überhaupt nicht auf Inhalte festzulegen.  Das hat mich verwundert, da ich mich im Umgang mit anderen Menschen meistens als sicher und entschlossen empfinde. So habe ich natürlich protestiert. Später fiel mir ein, dass mir vor Jahren ein anderer Kollege ganz ähnliche Vorwürfe gemacht hat.

Was beide Kollegen gemeinsam haben, ist dass sie Wert auf Fakten legen, auf „Professionalität“ und Abgrenzung vom minder professionellen Verhalten einiger Kollegen und Nicht-Fachleute. Nach einigem Nachdenken stellte ich fest, dass Weiterlesen

Der Himmel auf Erden

Ein  Märchen für Perfektionisten, und für Menschen auf der Suche nach Freiheit, Gerechtigkeit, Güte, Wahrhaftigkeit…

Ein Mann und eine Frau saßen am Frühstückstisch. „Liebe Frau“, sagte der Mann, „ich muss dir etwas Wichtiges sagen. Heute werde ich mich auf eine Reise begeben. Ich gehe den Himmel auf Erden suchen.“ Die Frau verschluckte sich an ihrem Kaffee. „Das ist nicht dein Ernst. Das meinst du gar nicht so. Ja, bist du denn von Sinnen?“
„Ich hatte heute einen Traum, sagte der Mann. Weiterlesen

Ostereier

Wie findet man Ostereier? Und warum suchen manche Menschen und finden nicht? Für den Fall, dass Sie am Suchen und noch nicht am Finden sind, erlauben Sie mir, so gut ich kann, einige Hinweise zu geben. Möglichkeit eins: Sehr kleine Kinder werden keine Ostereier finden, weil sie nicht wissen, was Ostereier sind. Ohne Anleitung losgeschickt, werden sie womöglich mit Pilzen und Grasbüscheln zurückkommen. Möglichkeit zwei: Etwas größere Kinder wissen zwar, wie Ostereier aussehen, begreifen aber noch nicht, wie „Suchen“ eigentlich geht. Es gibt verschiedene Arten zu suchen. Und in dem Fall, dass man selbst ein Osterei ist, Weiterlesen

Die therapeutische Landkarte „Insel der Liebe“

Landkarte “Insel der Liebe��?

Immer wieder bestellen Paartherapeuten bei mir eine Landkarte der „Insel der Liebe“. Ich erkläre einmal, worum es sich dabei handelt…

Die Karte der „Insel der Liebe“ ist für paartherapeutische Gesprächen konzipiert. Mit Hilfe direkter oder zirkulärer Fragen („Was meinen Sie, wenn ich Ihren Partner fragen würde…, was würde er antworten?“) werden die Partner gebeten, sich selbst oder einander auf der Insel zu verorten, gemeinsame und getrennte Wege zu überlegen, Wohnorte und Zeltplätze auszuhandeln, etc. Es empfiehlt sich, dazu aus selbst haftenden Notizzetteln verschiedenfarbige Häuser, Zelte, Wohnwagen u. ä. anzufertigen. In gleicher Weise können auf dem kopierten Blatt die Korrekturen und Ergänzungen der Partner eingezeichnet werden. Natürlich können Klientinnen und Klienten auch angeregt werden, ihre eigene „Insel der Liebe“ zu zeichnen – einzeln, gemeinsam oder zuerst einzeln und dann gemeinsam.

Die „Insel der Liebe“ ist geeignet, um aus Konfliktgesprächen mit Paaren das Erbitterte und die Härte herauszunehmen und auf einer anderen Ebene ins Gespräch zu kommen.

Man fragt die beiden Partner jeweils nach Zielen und Wünschen in ihrer Partnerschaft bzw. einer bestimmten Situation und lässt sie ein Hauptziel mittels Post-it-Streifen oder Spielfigur auf der Karte verorten. (Zusätzlich kann man auch die momentane reale Verortung markieren.) Man spricht darüber als den Ort, wo die Partner stehen. Dann schaut man, wie nah oder weit die Ziele auseinander liegen, diskutiert darüber, ob beide Ziele wertvoll und berechtigt sind (natürlich sind sie es) und überlegt, wie beide Ziele bzw. Wünsche erreicht werden können: Einzeln, gemeinsam? Abwechselnd? Welches wann, welches zuerst, welches dafür öfter oder länger (oder sicherer)?

Man kann nach Felsbrocken fragen, die weggeräumt werden müssen, nach sumpfigen Stellen, nach notwendigen Straßenbauprojekten oder Telefonleitungen.

Man kann zirkulär fragen, also den Mann z.B. betreffend einer Streitsituation fragen, wo („wenn ich Ihre Frau fragen würde…“) seine Frau sich verorten würde, und dasselbe auch umgekehrt, und dann auflösen lassen, was die Partner wirklich dazu denken. Weiterlesen

Die Insel der Liebe

Als Paartherapeut habe ich manchmal goldige, süße, nette Paare vor mir sitzen, die sich trennen wollen oder müssen – und leider kann ich sie daran nicht hindern. Andere Male gibt es sehr merkwürdige Paare, zu denen ich am liebsten sagen möchte: „Warum trennt ihr euch eigentlich nicht“ Aber sie bleiben zusammen, warum auch immer. Wenn die Paare mir auf die eine oder andere Art allzu sonderbar werden, dann erzähle ich ihnen manchmal eine Geschichte. So wie diese:

Weit draußen im Meer vor der Küste, hinter dem Stürmischen Kap, befindet sich eine kleine Insel. So klein ist sie, dass sie nur auf den allergenauesten Karten verzeichnet ist. Trotzdem besitzt sie in kundigen Kreisen eine gewisse Berühmtheit. Die Seeleute nennen sie die „Insel der Liebe“. Weiterlesen

Faktum

Sie war außer sich vor Wut: „Kannst du dich nicht mal ein bisschen bewegen? Mal ein paar Gewohnheiten verändern? Warum machst du das denn immer wieder?“ „Ich bin halt so“, antwortete er.

„Ich bin halt so“ ist ein Argument, das sparsam eingesetzt werden sollte. Wer störende Kleinigkeiten herzhaft verändert, kann oft Großes erreichen. Gesten des liebevollen Umgangs neu zu entdecken, kann viel bedeuten. Aber die Mühsal, die eigene Persönlichkeit ändern zu wollen, um dem Partner zu gefallen, lohnt sich oft nicht.  Hat der eine Partner große Anstrengungen zu leisten, um kleine Schritte zu gehen, erscheint dem anderen seine Leistung auf dem Weg der Veränderung noch eher dürftig. Zorn, Verzagtheit, Groll und Härte halten Einzug in den Alltag mancher Paare, von denen einer „sich ändert“, um den anderen zu behalten. Besser ist es oft, mit dem Vorfindlichen auf neue Arten umgehen zu lernen, ohne es im Kern zu verändern. Besser ist es, dem störenden Verhalten einen neuen Kontext, neue Deutungen und neue Reaktionen zu schenken. Und gelten zu lassen:

„Ich bin halt so.“

Schönheit

Als ich vor vielen Jahren geheiratet habe – ja, ich war auch einmal verheiratet – da kauften meine Braut und ich uns goldene Ringe. Es gab polierte und mattierte, und wir wählten uns glänzende, polierte Ringe. Um die selbe Zeit heiratete auch ein befreundetes Paar. Sie kauften sich mattierte Ringe. Als wir unsere Ringe nach einigen Jahren nebeneinander hielten und sie miteinander verglichen, stellten wir fest: Es gab zwischen ihnen keinen Unterschied mehr: Die glänzenden Ringe waren etwas matt geworden, die matten etwas glänzend.Sie hatten sich vollständig aneinander angeglichen.

Ich kannte Leute, die begegneten sich und fanden einander wunderschön. Als sie einige Jahre zusammen waren, mochten sie sich immer noch, aber sie sagten: „Die Schönheit fällt uns gar nicht mehr auf. Sie ist normal geworden.“ Ich kannte einen Mann, der ein Model zur Freundin gehabt hatte; er hat sich von ihr getrennt. Er sagte: „An die Schönheit habe ich mich nach einigen Jahren gewöhnt; was dann noch zählte, war der Charakter.“ Ich kannte Menschen, die fanden einander nicht sehr schön und lernten einander dennoch lieben. Und die Frau sagte zu mir: „Nachdem ich begonnen habe, meinen Freund zu lieben, wurde er für mich von einem hässlichen Menschen zum schönsten Menschen der Welt. Und das ist er für mich geblieben.“

Das Unterrichtsfach „Glück“

An der Heidelberger Willy-Hellpach-Schule wird jetzt erstmals das Unterrichtsfach „Glück“ angeboten.

Der Schulleiter, Ernst Fritz-Schubert, hat das Unterrichtsfach erfunden und mit einer Arbeitsgruppe ein Unterrichtskonzept entworfen. Er hat das Kultusministerium Baden-Württemberg überzeugt, das aber lieber konservativ von „Lebenskompetenz“ spricht, statt von „Glück“. Das Fach wird sowohl an der zweijährigen Berufsfachschule als auch am Wirtschaftsgymnasium angeboten. Das Interesse am Unterrichtsfach „Glück“ ist groß, mehr als 50 Schüler und Schülerinnen haben sich bereits angemeldet. Der Lehrplan greift weit in die Abenteuer des Alltags hinein. Es geht um Sinnfindung, um Gesellschaft, Gemeinschaft und Umwelt, um Esskultur, Erfahrung der Leistungsgrenzen, Gruppenerlebnisse und Körpersprache. Der Unterricht des Fachs „Glück“ gestaltet sich anders als ein herkömmliches Fach. Es wird Theater gespielt, Betriebe werden besichtigt, Konzentrations- und Bewegungsübungen gelernt und Wunder am Wegesrand entdeckt. Schauspieler, Systemtherapeuten und Motivationstrainer gestalten den Unterricht mit. Mit einfachen Übungen werden die positiven Emotionen der Schüler verstärkt: Zwei Schüler sitzen Rücken an Rücken. Der eine nennt eine schlechte Eigenschaft an sich selbst, der andere soll sie positiv umformulieren. Zum Beispiel: „Ich bin faul.“ – „Du denkst an dich.“ Oder: „Ich trainiere nicht den linken Fuß“ – „Du hast einen starken rechten.“

„Es ist unser Ziel, starke, zuversichtliche Persönlichkeiten zu formen. Dazu gehört die Fähigkeit, sich zu freuen, zu reflektieren und sich wohlzufühlen, körperlich wie seelisch“, so Schubert. Die Botschaft lautet also: Glück ist erlernbar!

Quellen: www.ichp.de, www.whs.hd.bw.schule.de