Die Fürsorglichen

Herr und Frau Laplace kommen seit mehreren Sitzungen in die Paarberatung. Frau Laplace ist trockene Alkoholikerin. Anlass für die Beratung sind „Rückfälle“ in der letzten Zeit sowie eheliche Konflikte. Sie berichten, Frau Laplace habe einen schweren grippalen Infekt bekommen. Ihr Mann habe sie gedrängt, ein Krankenhaus zu besuchen und sich Medikamente verschreiben zu lassen. Dies lehnte sie wie alle anderen Hilfsangebote ab und zeigte sich über das Bemühen ihres Mannes verärgert. Dieser fühlte sich abgewiesen und war gekränkt.

Meine Frage, ob sie hinter dem Verhalten ihres Mannes eine positive Absicht sehe, bejaht die Frau. Sie habe aber diese Hilfe nicht gebrauchen können. Sie stimmt zu, dass sie nicht seine Zuwendung als solche, sondern nur die konkret angebotene Hilfe habe ablehnen wollen. Ich äußere die Vermutung, Weiterlesen

Prüfungsvorbereitung

„Hast du heute Nachmittag Zeit?“ frage ich eine Bekannte. „Wir könnten mal wieder etwas unternehmen.“ „Nein, das geht nicht“, sagt sie. „Ich habe doch nächste Woche Prüfung, und ich kann mich sowieso so schlecht konzentrieren. Ich habe das Gefühl, ich komme überhaupt nicht voran. Wenn ich jetzt noch eine Pause mache, kriege ich bloß ein schlechtes Gewissen, und dann geht gar nichts mehr.“ „Wie lange arbeitest du schon so, ohne Konzentration und ohne Pause?“ „Seit ein paar Wochen.“ Ich denke kurz nach. Weiterlesen

Der König kommt

„Der König kommt! Der König kommt! Der König kommt!“ Bis ihre Mutter von der Arbeit nach Hause kam, musste sie jeden Tag die Wohnung aufgeräumt, die Küche in Ordnung gebracht und etwas zu essen auf den Tisch gestellt sein. Sie nutzte diese Zeit und spielte „Der König kommt!“. Müde gespielt und gut gelaunt empfing sie ihre Mutter in einer blitzblank aufgeräumten, geputzten und gekehrten Wohnung.

Hypnotische Anästhesie

Eine kleine Geschichte zur Anästhesie mit Hypnose…

„Ich musste viel von Ihrem Zahn entfernen. Ich habe fast bis an den Nerv gebohrt“, stellte der Zahnarzt fest. „Und Sie scheinen mir sehr tapfer zu sein. Wie konnten Sie denn das alles nur aushalten ohne Spritze?“ „Ich saß an einem See an meinem Urlaubsort. Ich hörte den Wind in den Blättern rauschen, und einmal fuhr ein Auto vorbei oder ein Motorrad. Ich spürte die kühle Luft auf meiner Haut. Ich hockte in der Sonne auf einem großem, weißen Stein; aber nein – das war ja wirklich und wahrhaftig mein Zahn!“ Weiterlesen

Geschichten in der Kindertherapie

Gestern hat mich eine Kollegin in einem Forum mit Blick auf Geschichten in der Therapie mit Kindern gefragt: „Wie gehen Sie vor? Die Geschichten werden einfach erzählt, resp. vorgelesen und nicht kommentiert?“ Ich hab das mal so beantwortet:

Wenn die Geschichte gut zur Situation passt, kann sie einfach unkommentiert erzählt oder vorgelesen werden. Die Geschichte sollte analog zum Problem des Kindes strukturiert sein und metaphorisch oder beispielhaft eine erfolgreiche Lösung (Lösungsart, Lösungsstruktur) anbieten. Die Analogie zum Problem und das bereits bestehende Beratungssetting (das Kind weiß: wir sind hier zur Beratung wegen Problem XY) sorgen dafür, dass die Geschichte vom Unbewussten als Lösung identifiziert wird. Darum ist kein Kommentar nötig, der Kontext ist der Kommentar.

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Dialektale Redensarten nutzen

Mann auf einer Bank

Damit die Beratung an Leichtigkeit gewinnt, außerdem für einen guten Rapport (gemeinsame Wellenlänge, Anknüpfung) und als Suggestivmethode via Metaphorik (Visualisierung und Implikation) schlage ich euch vor: Nutzt doch eure regionalen Redensarten! Auf Pfälzisch klingt das zum Beispiel so…

Nachlassregelung und Versorgung von Nachkommen: Mer gebbts doch liewer mit de warme Hand, gell, oder?

Magersucht: Horschemool. Du kannsch e Gääs zwische de Herner küsse.

Konflikte, Ehestreitigkeiten, Mobbing: Ää Bock allää steest net. – Do däät de ää e Aug drum gebbe, wann de anner kääns hett.

Skepsis bei Übertreibungen: Sie mache awwer aa manchemool aus eme Furz e Dunnerschlaach, odder net?

Bitte beim Thema bleiben: Jetz kummemer vum Kuchebacke uff Arschebacke. Was wolle mer hier eijentlich?

Hinweis auf unnötige verbale Beiträge: Do misse mer jetz kää unneerische Ferz mache.

Dasselbe für nonverbale Beiträge: Sie mache jetz noch so bissche Spirensje, gell?

Dasselbe für Liebesabenteuer: Sie mache awwer Fissimatensje.*

* »Visite-ma-tente«-chen

Und was fällt euch dazu ein…?

Fortbildungstipp III: Ratlos vor der Religion?

Vom 15.11. – 17.11.2007 veranstaltet die Internationale Gesellschaft für Systemische Therapie (IGST) in Heidelberg zusammen mit anderen Anbietern in Heidelberg das Symposium „Ratlos vor der Religion? – Therapie, Beratung und Seelsorge im Kontext religiöser Gegenwartskultur“.

Mit von der Partie sind Verena Kast, Tilman Moser, Eva Jaeggi, Gianni Vattimo und andere national und international bekannte Referenten.

Nähere Informationen und eine Anmeldemöglichkeit findet ihr hier.

Fortbildungstipp II: Energie-Psychologie-Kongress

Vom 27.9. bis 29.9.2007 findet in Heidelberg der erste Europäische Kongress für Energie-Psychologie und Psychotherapie statt, veranstaltet vom Milton-Erickson-Institut Heidelberg. Mit von der Partie sind neben Fred Gallo zahlreiche Referentinnen und Referenten aus Europa und den USA. Ich habe einmal einige Seminare Energetische Psychotherapie absolviert – eine spannende Technik! Ich werde an dem Kongress teilnehmen – diesmal aber weder als Referent, noch als Teilnehmer, sondern als Übersetzer. Es gibt auch einen interessanten Vorkongress-Workshop von Asha Clinton zur Veränderung belastender Glaubenssätze und „schwieriger“ Persönlichkeitsstrukturen zur Heilung von Trauma, Autoimmunerkrankungen und anderer Probleme.

Informationen und eine Anmeldemöglichkeit zu dem Kongress finden Sie hier.

Hypnose mit einem Säugling

Mutter und schlafendes Kind

Gestern war ich bei Dr. Peter Schneider und Renate Schneider in Heidelberg zu Besuch, um mit ihnen und Dr. Martina Wegenroth Möglichkeiten zu besprechen, unseren Pilotversuch zur Wirksamkeit von Hypnotherapie bei Tinnitus fortzuführen und auszubauen. Es ergab sich die Situation, dass mir jemand den 6 Monate alten Manuel auf den Arm legte mit der Aufforderung, ihn doch zu hypnotisieren, damit er einschläft.

Also habe ich mit dem Baby geplaudert und mit einer besonders tiefen Stimme dafür gesorgt, dass ich seine volle Aufmerksamkeit bekam. Ich habe mit ihm genauso herumgezappelt, wie er selber sich bewegt hat und habe, als wir gut zusammen gezappelt haben, die Frequenz und Amplitude des Gezappels verringert – habe ihn also ganz allmählich langsamer und schwächer bewegt und darauf geachtet, die Veränderung nicht schneller zu vollziehen, als er sie auch mitvollzieht. Dann habe ich begonnen laut in seinem Tempo zu atmen und habe meinen Atem von da aus immer langsamer werden lassen, wobei ich darauf geachtet habe, dass er mitgeht.

Es dauerte insgesamt etwa drei Minuten, bis er schlief.

Fortbildungstipp I: Kongress „Mentale Stärken“

Ich beginne hier einmal eine kleine Reihe mit Fortbildungstipps.

An den Anfang stelle ich den Kongress „Mentale Stärken“, den das Milton-Erickson-Institut Rottweil am 25.10. – 28.10.07 zu den Themen Sporthypnose, Selbsthypnose, Mentales Training und Coaching in Heidelberg organisiert. Ich selbst bin voraussichtlich nicht dabei, wegen eines Seminars in Liechtenstein, möchte den Kongress aber wärmstens empfehlen!

Das Programm, die Referentenbeschreibungen, weiterführende Infos und eine Anmeldemöglichkeit findet ihr hier.