„Das Sofa des Glücks“ u.a.m. auf DVD

„Stimmt es, dass Sie es nicht mögen, gefilmt zu werden?“ fragte mich im vergangenen Jahr Gerd Müller, der Leiter des Münchner Familienkollegs. „Nein, da habe ich kein Problem damit. Wer sagt das denn?“ Offenbar gab es solche Gerüchte… „Dann haben Sie also nichts dagegen, wenn Auditorium Netzwerk Ihr Seminar filmt?“ „Ganz und gar nicht.“

Nach diesem aufklärenden Gespräch hat der Filmverlag dann eine wunderschöne 10-Stunden-Filmdokumentation des Seminars „Therapie zwischen den Zeilen“ gemacht, das ich im November 2013 in München gehalten habe. Das Seminar bietet einen guten Querschnitt durch meine wachhypnotische Arbeit, einmal quer durch das Programm: Therapeutisches Erzählen, Therapeutisches Modellieren (die Arbeit mit „leeren Stühlen“), Malen am Flipchart, Grüße ans Gehirn, psychoedukative Techniken und suggestives Arbeiten mit Stimme, Atem und Körpersprache von Klient und Therapeut. Es geht – wie im gleichnamigen Buch – um die Arbeit mit Implikationen und Mehrebenenkommunikation.

Nachdem der Film gedreht war und, soweit ich es beurteilen kann, wohl auch sehr gut ankam, haben wir in diesem Jahr zwei weitere, kürzere Filme miteinander gedreht: Den einen auf einem Workshop über hypnotherapeutische Interventionen mit Sterbenden in den letzten Stunden und Minuten des Lebens, und den anderen über „das Sofa des Glücks“, eine wache Paar-Hypnotherapie, die ich entwickelt habe und die faszinierende Möglichkeiten bietet, um auch in schwierigen bis dramatischen Fällen in kurzer Zeit zu einer besseren Paarbeziehung zu kommen.

Diese DVDs (sie sind natürlich auch als CDs erhältlich) möchte ich im Folgenden kurz vorstellen. Wer noch mehr zu den jeweiligen Seminaren erfahren möchte oder wer eine DVD kaufen möchte, der klicke bitte hier…

1. Das Sofa des Glücks – Therapeutisches Modellieren mit Paaren

Vortrag und Demonstration auf dem 9. Zukunftskongress am 1.-3. August 2014 in Abano Terme, Italien, Aufnahme von Auditorium Netzwerk, ca. 75 Min. auf 1 CD oder auf 1 DVD. DVD 14,00 Euro, CD 12 Euro zzgl. Versandkosten.

2. Breite deine Schwingen aus – Befreiendes für die Sehnsucht nach Leben im Sterben

Workshop im Rahmen der M.E.G.-Jahrestagung am 27.-30. März 2014 in Bad Kissingen, Aufnahme von Auditorium Netzwerk, ca. 160 Min. auf 3 CDs oder 1 DVD. CDs: 20,00 Euro, DVD: 22,00 Euro zzgl. Versandkosten.

3. Therapie zwischen den Zeilen – Wie wir mit viel Spaß Implikationen nutzen, um mit dem Unbewussten zu sprechen

Seminar am Münchner FamilienKolleg am 22.-23. November 2013 in München. Aufnahme von Auditorium Netzwerk, ca. 624 Min. auf 4 DVDs, 57,00 Euro zzgl. Versandkosten.

Weitere Infos gibt es hier…

Brückenphobie

Ein etwa 35-jähriger Klient kam zu mir wegen einer generalisierten Angststörung, wegen einer Brücken- und Flugphobie und der Angst, in fremder Umgebung allein unterwegs zu sein. Wir trafen uns innerhalb einer Woche gleich dreimal für eine Stunde, da er in der folgenden Woche eine weite Autofahrt mit vielen Brücken und im Folgemonat eine Flugreise vor sich hatte. Ich bat den Mann, sich zu entspannen, während ich ihm einen Vortrag zu seinem Thema halten wolle. Dann äußerte ich die folgenden Gedanken:
„Stellen Sie sich vor, Sie fahren auf eine hohe Brücke zu, und stellen Sie sich vor, wie die Angst in Ihnen aufsteigt und immer stärker wird. Malen Sie sich das so intensiv aus, wie Sie möchten, um zu bemerken, wie real dieses unangenehme Erleben für Sie sein kann, selbst wenn die Situation gar nicht real da ist, sondern Sie sie sich nur einfach ganz intensiv vorstellen. Beachten Sie, wie sich bereits Ihre Körperhaltung, Ihre Muskulatur, Ihr Atem und andere Aspekte Ihres Körpererlebens verändert haben, und wie sich Ihre Emotionalität schon verändert hat. Merken Sie sich, wie leicht das geht und gehen Sie jetzt aus dieser vorgestellten Situation heraus.
Stellen Sie sich nun eine Art inneren Trickfilm vor, bei dem Sie genau wissen: Sie sind der Regisseur und können alles genau so gestalten, wie Sie möchten. Stellen Sie sich vor, Sie fahren eine breite Straße entlang, die Ihnen gut gefällt, und Sie fahren da auf die Art, die Ihnen persönlich am angenehmsten ist.
Und während Sie fahren, bemerken Sie zunächst gar nicht, dass ab und zu unter der Straße, quer zur Fahrbahn, Wasserrohre und andere Röhren verlaufen. Sie können diese Röhren aber auch beachten, und während Sie weiterhin die schöne Fahrt genießen, können Sie sich ein Vergnügen daraus machen, die breite Straße auf einem Damm verlaufen zu lassen und diese Rohre unter der Fahrbahn größer zu machen und immer größer. Und weil Sie wissen, es ist ein innerer Film, und Sie sind der Regisseur, können Sie sich einen Spaß daraus machen, die Rohre so groß wie Torbogen zu machen, und können mit demselben Vergnügen den Damm immer steiler machen, bis seine Wände senkrecht sind. Und Sie können mit Faszination und Interesse die Straße immer schmaler machen und können sich daran freuen, sie immer höher und höher zu machen, denn Sie wissen ja, Sie sind der Regisseur Ihres inneren Films.
Und darum können Sie sich diese Straße mit Genuss jetzt auch wie eine sehr hohe Brücke vorstellen und können, wenn Sie möchten, sogar einmal anhalten und mit Freude und Faszination hinunterschauen.
Wenn Sie sich dieses schöne Gefühl vergegenwärtigen – vielleicht sind Sie angenehm überrascht, wenn Sie diesen Zustand vergleichen mit dem Zustand, den Sie zu Beginn unseres Gesprächs hatten, als Sie sich eine Brücke vorstellten und vorhin noch große Angst vor dem Überqueren empfunden haben. Es hat sich etwas verändert.
Wo wir von inneren Filmen sprechen, ist zu beachten, dass nicht nur diese Vorstellung, sondern all unser Wahrnehmen und Erleben einem inneren Film gleicht, den wir, ob wir es schon wissen oder es gerade erst herausfinden, als Regisseur unseres Lebens selbst gestalten. All unser Erleben wird vom Gehirn geformt, und wir sind der Regisseur. Darum gibt es auch keinen Unterschied zwischen dem Erleben, das wir imaginativ simulieren und dadurch erlernen und dem Erleben, das wir als real bezeichnen und das ebenso eine Konstruktion unseres Gehirns ist. Jede Angst und jedes Wohlbefinden ist formbar.
Und wie Sie da genussvoll mit Ihrem Auto auf der Brücke stehen, können Sie sich auch entscheiden weiterzufahren: Sie können Ihrem Auto Flügel wachsen lassen, Sie können immer schneller fahren und schließlich abheben und können dieses Erleben mehr noch als alles Bisherige genießen. Schauen Sie sich die Landschaft von oben an, wie da unten die Brücke und alles Übrige immer kleiner wird. Erfreuen Sie sich an alledem in dem Wissen: Mein Gehirn lernt jetzt, wie es alles loslässt, was es braucht, um es dann in der sogenannten Realität genauso zu machen.“
Dies war die grundlegende Intervention der Therapie, die mit verschiedenen Variationen desselben Verfahrens drei Stunden innerhalb von fünf Tagen umfasste. Zwei Wochen später schrieb der Klient die folgende Nachricht:

Hallo Herr Hammel,
wie besprochen möchte ich Ihnen gerne ein Feedback geben, was meine Ängste betrifft. Es war auf jeden Fall wichtig, dass wir uns am Samstag vor Pfingsten nochmal getroffen haben. Zumindest kann ich berichten, dass meine Motorradfahrt nach Koblenz inclusive Autobahn (etwa 60 Kilometer, eine halbe Stunde) eigentlich sehr positiv verlaufen ist. Ich hatte nur ein bis zwei kurze Momente der Angst, aber weniger panische Angst, sondern eher ein kürzeres, weniger starkes Angstgefühl beim Überfahren einer relativ langen Brücke. Nach etwa 20 Minuten nur Autobahn und nur geradeaus fahren überkam mich ein beklemmendes Gefühl. Ich hatte „es“ aber jederzeit im Griff und konnte den restlichen Tag genießen. Insgesamt geht es mir seit den Therapiestunden sehr viel besser, ich habe kaum noch Angst (70 – 80 % weniger als zuvor) und kann mein Leben viel leichter und besser leben.
Meine Phantasie kann ich nun auch endlich besser „steuern“. Nicht sie bestimmt meinen „Film”, sondern ich. Vor meinem bevorstehenden Flug habe ich kaum Angst, aber ich würde lügen, wenn ich sagte, dass ich mich mich bedingungslos darauf freuen würde. Zumindest hat die Nachricht über das Flugzeug der Air France, das bei Brasilien abgestürzt ist, kaum weitere Angst geschürt. Ich möchte Ihnen von ganzem Herzen danken für Ihre Hilfe, für Ihre Denkanstöße, für eine außergewöhnliche Art der Therapie, die ich jedem bedenkenlos weiterempfehlen werde und freue mich über eine Antwort.
Viele Grüße, K. M.

Ich möchte gern einige Gedanken zu der beschriebenen Situation anfügen:

Ein Modell des Problems ist, dass der Klient Angst hat, in bestimmten Situationen, die er nur unter großen Opfern vermeiden kann, die Kontrolle über sein Leben zu verlieren.

Daher wird die Situation in einer Weise imaginiert, so dass zunächst deutlich wird, dass die Angst auch schon bei der bloßen Vorstellung der Brücke auftritt. Danach wird die Situation nochmals imaginiert in einer Weise, die absolute Kontrolle über die Szene ermöglicht, so dass die sonst übliche Angst nicht mehr nötig ist. Gleichzeitig werden angenehme Gefühle mit dem Erleben verbunden.

Utilisiert wird bei dieser Form der systematischen Desensibilisierung der Umstand, dass die Übergänge zwischen angstfreien und angstbehafteten Situationen völlig fließend sind. Ebenso fließend sind die Übergänge zwischen Imagination und Realität, insbesondere im Bereich des psychischen Erlebens. Geschaffen wird eine Situation, in der unentscheidbar ist, wann der phobisch assoziierte Bereich zu beginnen hätte. Zudem geben beruhigende Suggestionen und die betonte Gewissheit, dass es sich lediglich um ein mentales Experiment handle, Anlass dazu, keine Angst zu erleben – während im Nachhinein darauf hingewiesen wird, dass der Klient bei solchen Simulationen sehr wohl sonst Angst erleben könnte. Der Übergang zwischen angstfreien und bisher angstbehafteten Situationen wird also durchgeführt unter der glaubhaft vermittelten Prämisse, es handle sich um eine Imagination, die angenehm sein werde. Der Hinweis darauf, dass auch die Imagination, wie vorher experimentell gezeigt, äußerst unangenehm sein kann, sowie darauf, dass zwischen Imagination und als real betrachtetem Erleben kein wesentlicher Unterschied besteht, erfolgt erst, nachdem die vorher phobischen Reize bereits sicher und nachhaltig positiv assoziiert sind. Dadurch wird plausibel gemacht, dass auch das „reale“ Erleben zukünftig angenehm sein werde.

Spiel gegen die Langeweile

Ein vierzehnjähriger Junge kam in Beratung, weil seine Schulleistungen in den letzten Monaten so stark nachgelassen hatten, dass er bei gleichbleibenden Leistungen nicht versetzt werden würde. „Ich habe die Schule nicht besonders gemocht“, sagte ich zu ihm. „Ich war froh als ich sie ‚rum hatte“. „Das werde ich auch sein“, sagte er. „Ehrlich gesagt, hätte ich keine Lust gehabt, ein Jahr länger als nötig in der Schule zu sein. Ich weiß nicht, wie es dir geht.“ „Nee, das muss nicht sein.“ Wäre es dir recht, dass wir etwas dafür tun, dass du dir dass ersparst?“ „Das wär schon gut.“ „Was hindert dich denn daran, mehr für die Schule zu tun?“ „Das interessiert mich einfach nicht.“ „Was interessiert dich denn? Gibt es etwas, was du gern machst?“ „Ich spiele gern Fußball.“ „Einfach so auf der Straße oder im Verein?“ „Ich bin in einem Verein.“ „Spielt ihr da manchmal auch Turniere?“ „Klar. Letztes Jahr waren wir zweiter Bezirksmeister.“ „Ich habe eine Bitte an dich oder einen Vorschlag. Welches Schulfach ist denn am langweiligsten?“ „Englisch.“ „Dann fängst du da an. Wenn Englisch keinen Spaß machst, dann spielst du eben Fußball während der Englischstunde. Du spielst mit deinen Leuten gegen eine sehr starke Mannschaft. Bis jetzt haben sie meistens gewonnen. Du spielst gegen die Langeweile.

Das Spiel geht so: Mal dir in Englisch ein Fußballfeld auf ein Blatt Papier. Immer wenn du plötzlich aufwachst und merkst, d hast gar nichts mitbekommen von dem, was gesagt wurde, hat die Langeweile ein Tor geschossen. Dann machst du einen Strich auf der Seite des Fußballfeldes der der Mannschaft der Langeweile gehört. Immer wenn du dich meldest und etwas Richtiges gesagt hast, hast du ein Tor geschossen. Natürlich willst du bis zum Ende der Stunde mehr Tore schießen als die Langeweile. Du kannst auch einen Schultag als Turnier ausbauen: Jedes Fach ist eine andere Mannschaft der Bezirksliga. Am Ende willst du natürlich Meister sein. Probiere das bitte aus und sag mir beim nächsten Mal, wenn wir uns wiedersehen, was sich verändert hat.

Bis zum nächsten Mal hatten sich die Mitarbeit des Jungen im Unterricht wesentlich verbessert. Die Schule machte ihm mehr Spaß. In den darauffolgenden Wochen zeichnete sich ab, dass auch alle schriftlichen Arbeiten wesentlich besser ausfielen als die Vorherigen. Seine Zeugnisnoten am Schuljahresende waren durchweg ein bis zwei Stufen besser als es für die Versetzung nötig gewesen wäre.

Ja und Nein

Eine Freundin litt an Torticollis. So sehr schmerzte ihr Hals bei jeder Bewegung, dass sie vor Qualen schrie und sich kaum mehr bewegen konnte. Nach sukzessiver Anwendung verschiedener Behandlungsmethoden – mit hypnotischen Suggestionen, klassischen Schmerzmitteln, Bachs Notfalltropfen und einem spannungslösenden Mittel aus der Hildegardmedizin, verbesserte sich die Symptomatik. „Komisch“, sagte sie. „Ich kann jetzt den Kopf schütteln, aber das Nicken tut immer noch sehr weh. Meinst du, das hat etwas mit meinem Verhältnis zum ‚Ja‘ und ‚Nein‘ sagen zu tun?“ „Das denke ich eher nicht. Aber wir können es leicht testen. Stell dir mal vor, du bist eine Griechin. Dort schütteln sie den Kopf um ‚Ja‘ zu sagen und nicken, um ‚Nein‘ auszudrücken…“ „Tatsächlich? Ich war in der Türkei. Dort machen sie es genauso!“ „Dann stell dir vor, du bist eine Türkin… Jetzt schüttle mal den Kopf… und dann nicke…“ „Das ist sehr komisch“, sagte sie. „Jetzt tut das Kopfschütteln weh, und das Nicken geht gut…“

Eben erschienen: Geschichten zum „Loslassen“

Vor anderthalb Wochen habe ich das erste Stück in den Händen gehalten, seit heute ist es auch im Handel zu bekommen: Ich freue mich, dass mein Buch mit Geschichten zum Thema „Loslassen“ jetzt erschienen und erhältlich ist. Das Buch hat 160 Seiten und beschreibt in 35 Kapiteln anhand von Geschichten, was man alles loslassen kann und vor allem, wie das Loslassen dann auch gelingt, so dass im Leben Raum für Neues entsteht.

Die Rückmeldungen der etwa 20 Kolleginnen und Kollegen, die das Buch im Voraus testgelesen haben, waren überaus positiv, ebenso wie die der Lektorin und der Leute aus dem Buchhandelsvertrieb. Und wenn ich das so sagen darf: Ich war beim anschließenden Nochmal-lesen überrascht, wie gut mir das Werk gefällt. (Meistens habe ich hinterher eine Menge kritische Anmerkungen zu dem, was ich selbst produziere.) So hoffe ich nun, euch geht es genauso!

Hier sind die wichtigsten Daten zu dem Buch:

Stefan Hammel: Loslassen und Neues ins Leben lassen. Wegweisende Geschichten. Freiburg, Kreuz 2013.

ISBN 978-3-451-61132-2, 160 S., 14,99 Euro in D (21,90 SFr).

Der Verlag schreibt dazu: „Angst und Sorgen loslassen, Ehrgeiz loslassen, Ziele loslassen, Gewohnheiten loslassen, den früheren Partner loslassen, Einsamkeit loslassen, auch Besitz und Abhängigkeiten loslassen, sogar Träume, Schuld und Sicherheit … und Entwicklung zulassen: Wenn es Zeit wird, Blockierendes zu überwinden, helfen Stefan Hammels Geschichten zum Loslassen. Therapeutisch fundiert, freundlich, oft augenzwinkernd und mit feinem Humor zeigt er, wie es uns gut gelingen kann, Altes gehen und Neues ins Leben zu lassen.“

Einen Einblick ins Buch und natürlich auch die Möglichkeit, ein Exemplar zu erwerben, gibt es auf den Seiten des Kreuz-Verlags.

 

Hypnotherapieausbildung Kaiserslautern 2013/14

An dieser Stelle möchte ich auch schon etwas sagen zur Planung der Hypnotherapieausbildung in Kaiserslautern 2013-14. Die Seminartermine und -inhalte der hypnotherapeutischen Ausbildung in Kaiserslautern sind folgendermaßen vorgesehen:

18.10.-20.10.13 Wahrnehmung und Nutzung von Trance, Rapport, Suggestion. Grundsätze, Methodik und Ethik, Verbale Tranceinduktionen und Aufbau hypnotherapeutischer Arbeit.

15.11.-17.11.13: Hypnosystemische Grundsätze und Techniken: Ziel- und Auftragsklärung. Fragetechniken und Anamnesegespräch. Konstruktion von Wirklichkeiten.

13.12.-15.12.13: Rapport und Körpersprache. Nutzung minimaler körperlicher Hinweise. Praktische Anwendung der Prinzipien von Utilisation, Pacing und Leading.

17.1.-19.1.14: Therapeutisches Erzählen 1: Grundlagen narrativer Hypnosystemik, spontanes, planvolles Entwickeln therapeutischer Metaphern und Geschichten.

14.2.-16.2.14: Therapeutisches Erzählen 2: Geschichten in der Therapie mit Kindern und Jugendlichen. Depression und Trauma.

14.3.-16.3.14:  Koppelungs- und Utilisationstechniken. Partnerschaft, Familie und Arbeitsleben.

4.4.-6.4.14: Arbeit mit Seilen und symbolischen Gegenständen. Objekte und Handlungen als wirksame Metaphern. Zwangsstörungen, Sucht und Gewohnheit.

9.5.-11.5.14: Therapeutisches Erzählen 3: Implikationen und Mehrebenenkommunikation. Methodische Ergänzungen und Verfeinerungen.

Das Konzept der Ausbildung werde ich im Dezember nochmals weiterentwickeln. Näheres dazu im Januar. Die Termine werden aber nach aller Voraussicht so bleiben. (Etwaige Terminänderungen betreffen allenfalls einen Einzeltermin und nicht die ganze Reihe.)

Narrativ-Hypnosystemische Seminare 2013

In letzter Zeit bin ich mehrmals gefragt worden, welche Seminare ich denn im nächsten Jahr anbiete. Ich habe mich jetzt also hingesetzt und die Seminare systematisch aufgelistet. Im Jahr 2013 sind bisher folgende Seminare geplant:

1. Für die Hospizakademie Kaiserslautern halte ich am 20.2.2013 im Rahmen der „Grundausbildung Palliative Care“ ein zweiteiliges Seminar über Spiritualität in der Sterbebegleitung und Psychische Verarbeitungsprozesse bei Trauer.

2. Auf der Tagung für Psychologische und Soziale Dienste, durchgeführt von der Arbeitsgemeinschaft für Krebsbekämpfung halte ich am 1.3.2013 in Bad Neuenahr einen Vortrag „Heilsame Metaphern in der Gesprächsführung mit onkologischen Patienten„.

3. Für die AVS (Arbeitsvereinigung der Sozialhilfe) Kärnten halte ich am 4.3.-5.3.2013 in Klagenfurt ein Seminar „Therapeutisches Erzählen mit Kindern„.

4. Auf der Jahrestagung der Milton-Erickson-Gesellschaft in Bad Kissingen, halte ich am 17.3.2013 einen Workshop „Leg die Angst ab, da an der Garderobe – Befreiende Interventionen für Sterbende“. 

5. Bei der Internationalen Gesellschaft für Systemische Therapie (IGST) in Heidelberg halte ich am 26.4.-27.4.2013 ein Seminar über „Trance, Rapport und Suggestionen – Grundlagen der Hypnosystemischen Beratung„.

6. Beim Systemischen Ausbildungsinstitut istob in München gibt es am 6.5.-7.5.2013 ein Seminar „Von Grashalmen und Oasen – Wie man Metaphern und Geschichten therapeutisch wirkungsvoll gebraucht„.

7. Mit dem österreichischen Verein für psycho-soziale und psychotherapeutische Aus-, Fort- und Weiterbildung (VPA) biete ich am 7.6.-8.6.2013 in Linz ein Seminar an „Wie finde, erfinde und erzähle ich individuell passende therapeutische Geschichten?„.

8. Bei der Kindertagung des VPA in Linz am 11.10.-12.10.2013 biete ich einen Workshop an zu Ritualen in der Familie.

9. Beim Institut für Hypnosystemische Beratung (hsb) in Kaiserslautern biete ich ab dem Wochenende 18.-20.10.2013 eine hypnotherapeutische Ausbildung an. Der Kurs „Hypnotherapie nach den Verfahren von Milton Erickson“ umfasst 24 Tage (8 Wochenenden) in 8 Monaten.

10. Bei der Internationalen Gesellschaft für Systemische Therapie (IGST) in Heidelberg halte ich am 25.10.-26.10.2013 ein Seminar über Therapeutisches Erzählen mit Kindern und Jugendlichen.

11. Beim Münchner Familien-Kolleg (mfk) halte ich am 22.11.-23.11.2013 ein Seminar über Therapie zwischen den Zeilen – Vom ungesagt Gesagten in der Beratung„, also über Implikationen und Mehrebenenkommunikation in der Therapie.

12. Mit Ausbildungsinstituten in Köln, Chemnitz und Heidelberg bin ich im Gespräch über weitere Seminare zum Thema „Therapeutisches Erzählen“ im Oktober und November 2013. Nähere Informationen gibt es baldmöglichst auf dieser Website.

 

Herzstillstand

Auf dem Flur der Psychiatrie sprach mich vor einiger Zeit ein junger Mann an:

„Sind Sie Pfarrer?“
„Ja.“
„Meinen Sie, dass Gott vergibt?“
„Ich meine das schon. Warum fragen Sie?“
„Ich denke, dass Gott mich bald sterben lässt. Meinen Sie, Gott kann mein Herz anhalten?“
„Was meinen Sie denn dazu?“
„Ich habe Angst, dass Gott mein Herz anhält.“
Ich hatte wenig Zeit und vereinbarte ein Gespräch für den übernächsten Tag. Seine Fragen und Aussagen im zweiten Gespräch waren dieselben wie beim ersten Mal, und auch sonst wirkte er auf mich unverändert. Auf meine Nachfragen hin erklärte er:
„Ich habe einen Deal mit Gott, dass ich mit den Drogen aufhöre und er mich dafür leben lässt. Aber ich weiß nicht, ob Gott sich daran hält.“
Ich brachte in Erfahrung, er habe Amphetamine gespritzt und gekifft, und mindestens einmal sei er in einem kritischen Zustand in eine Klinik eingeliefert worden. Seine Freunde seien alle drogenabhängig, von seinen Familienangehörigen erwarte er sich keine Hilfe.
Er erklärte, er sei in eine „große Sache hineingeraten“, in der „Gott eine wichtige Rolle“ spiele. Sein Hauptinteresse bestand darin, zu erfahren, ob Gott ihm vergebe und ihn leben lasse. Mit einem jenseitigen Leben rechnete er nicht, sondern: „Mit dem Tod ist alles aus“.
Ich versuchte, ihn darauf anzusprechen, welche Einflussmöglichkeiten er im Rahmen des Deals habe, doch wir landeten sogleich wieder bei Gottes unergründlichen Plänen. Ob Gott ihm vergibt? Ich erzählte ihm die Geschichte vom verlorenen und wiedergefundenen Sohn, und dass Jesus damit gesagt habe, dass Gott gerade Leuten wie ihm vergibt und ein neues Leben ermöglicht. Er hörte interessiert zu und kehrte dann sofort wieder zu seinem Thema zurück:
„Sterben müssen wir alle, nicht wahr?“
„Ja.“
„Kommt es oft vor, dass Gott bei Leuten in meinem Alter das Herz stehen lässt? Kennen Sie Leute in Ihrem Alter, bei denen das Herz stehen geblieben ist?“
„Nein.“
„Sie kennen niemanden? Kommt das bei jungen Leuten selten vor?“
„Ja.“
„Wie alt sind Sie?“
„Ich bin 42. Wie alt sind Sie eigentlich?“
„23.“
„23 Jahre… Stellen Sie sich die 23 einmal vor, wie eine Zahl auf einer Leinwand. Welche Farbe hat die Zahl?“
„Blau.“
„Hell- oder dunkelblau?“
„Hellblau.“
„Schön. Stellen Sie sich die hellblaue 23 einmal auf einem Grabstein vor. Welche Farbe hat der Stein.“
„Braun.“
„Schön. Eine hellblaue 23 auf einem braunen Grabstein. Stellen Sie sich einmal vor, wie die Zahlen 2 und 3 auf dem Grabstein umeinander kreisen, und schließlich bleiben sie stehen, mit der 3 vorne. Welche Zahl steht auf dem Grabstein?“
„Eine 32.“
„Wollen Sie lieber den Grabstein mit der 23 oder den mit der 32?“
„32 ist besser!“
„O.k. Jetzt lassen Sie die 3 mal vorne rund zusammenwachsen, so dass das obere und untere Ende eine Kurve nach innen machen und sich bei dem mittleren Arm treffen. Welche Zahl haben Sie jetzt?“
„82.“
„Genau. Ist das noch besser?“
„Viel besser.“
„Jetzt haben Sie einen Grabstein, da steht drauf „82“. Vielleicht schreiben wir noch Ihren Namen drauf. Wie heißen Sie?“
„Thorsten.“
„O.k. Auf dem Grabstein steht: ‘82 – Thorsten’. Vielleicht können wir noch drauf schreiben: ‘Gestorben an Herztod’. Was meinen Sie?“
„Das ist gut.“
„82 – Thorsten – gestorben an Herztod. Oder: Wir trauern um Thorsten, 82, gestorben an Herztod. Vielleicht sollen wir noch schreiben ‘Gott ist gnädig’ – oder ‘Wir danken Gott’?“
„‘Wir danken Gott’ ist gut.“
„Also, auf dem Grabstein steht in hellblau: „82 – Thorsten – Gestorben an Herztod – Wir danken Gott. Möchten Sie Blumen auf dem Grab?“
„Ja.“
„Welche Farbe?“
„Das ist egal.“
„Also, es ist ein brauner Grabstein, und darauf steht in hellblau: ‘82 – Thorsten – Gestorben an Herztod – Wir danken Gott’, und auf dem Grab sind Blumen. Ist das gut so?“
„Ja, das ist gut.“
„In Ordnung. Sie brauchen das Grab später noch. Bis dahin können Sie auf dem Friedhof spazieren gehen, oder auch außerhalb. Ist das für Sie in Ordnung?“
„Ja. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich jetzt eine rauchen gehe?“
„Das ist in Ordnung.“
„Vielen Dank für das Gespräch!“

Wie nutzt man Metaphern in der Therapie?

Gerade eben ist beim Carl-Auer-Verlag das „Lexikon des Systemischen Arbeitens“ erschienen, von dem ich im Blog am 28. Februar erzählt habe. Es ist schön geworden; heute habe ich das erste Exemplar in den Händen gehalten. 141 Schlagworter sind auf 507 Seiten von über 90 Autoren bearbeitet worden. Neben dem neulich zitierten Artikel über „Utilisation“ habe ich auch die Erklärung des Begriffs „Metapher“ beigetragen. Ich möchte hier – in gekürzter und vereinfachter Form etwas von dem Artikel wiedergeben. Vielleicht macht es dem einen oder anderen Appetit, sich das Buch anzuschauen oder auch anzuschaffen.

Das Wort „Metapher“ stammt aus der antiken Rhetorik und bezeichnet den Gebrauch eines Begriffs  für einen Sachverhalt aus einem anderen als dem wörtlich damit benannten Kontext. Zwischen den Strukturen der angesprochenen Situation und des herangezogenen Begriffs eines anderen Erfahrungsbereichs wird eine Analogie hergestellt, ohne dass die übereinstimmenden Elemente genau benannt würden.
In der systemischen Beratung wird Metapher oft in einem weiteren Sinn gebraucht für komplexe Sprachbilder wie Gleichnisse und Fabeln und für ganze Begriffsfelder („metaphorische Konzepte“). Die klassische Abgrenzung zwischen Metaphern und Begriffen wie „Symbol“,  „Allegorie“, „Metonymie“ und „Parabel“ wird hier vielfach aufgegeben. Der therapeutische Gebrauch von Metapher ist beeinflusst durch die Auseinandersetzung mit Paul Watzlawick, Milton Erickson (rezipiert v. a. in Hypnosystemik, Hypnotherapie und NLP), orientalisch-weisheitlicher Erzählkunst und Märchen.
Methodisch ist zu unterscheiden zwischen der Nutzung von Metaphern, die die Klienten einbringen und der Entwicklung von Metaphern durch die Beratenden.
Ressourcenorientierte Metaphern der Klienten können durch systemische Fragen bearbeitet werden: „Wie weit ist denn Ihr ‚Licht am Ende des Tunnels‘ noch entfernt? Wie nähern Sie sich ihm? Wann könnten Sie dort sein?“ Problem-Metaphern (defizitorientierte Bilder) werden nach Regel-, Ausnahme- oder Trickfilmlogik zu Lösungs-Metaphern (ressourcenorientierten Bildern) umgedeutet. Diese Umdeutung erfolgt auf der Bildebene, innerhalb der wörtlich genommenen Metapher. Nach Regellogik werden die fest vorauszusetzenden Ressourcen des vom Klienten angebotenen Bildes ausgelotet: „Sie sind ‚gefangen‘, sagen Sie. Was meinen Sie, wie lange müssen Sie noch sitzen, bei guter Führung? Was könnte zu einem Freispruch oder einer Haftumwandlung führen?“ Nach Ausnahmelogik werden innerhalb des Bildes nützliche Sonderfälle gesucht: „In unserem Gefängnis sind einmal zwei ausgebrochen, mit Loch in der Mauer und Bettlaken. Die hat man nie wieder gefunden.“ Nach Trickfilmlogik kann das Bild frei verändert werden: „Genau genommen sind nicht Sie in einem Gefängnis, sondern das Gefängnis ist ein Film in Ihrem Kopf. Das heißt, Ihr innerer Regisseur kann den Film auch ändern. Woraus sind bisher die Mauern und woraus hätten Sie sie gerne? Wo möchten Sie die Schlüssel haben?“ Das veränderte Bild schafft ein verändertes Erleben und Verhalten in der Situation, die die Metapher kommentiert. Die auf der Bildebene neu ermöglichte Haltung gegenüber der erlebten Realität wird durch zirkuläres Fragen gefestigt: „Wenn Sie sich jetzt draußen vor der Haftanstalt sehen, welchen Unterschied macht das für Ihr Erleben?“
Im Vergleich zu Beispielgeschichten (wie Berichten von Lösungen anderer Klienten) erfordern metaphorische Sprachbilder beim Klienten eine größere Transferleistung, da ein komplexes Geflecht sinnbildlich dargestellter Problem- und Lösungsaspekte mit den Gegebenheiten des real erlebten „Problems“ und seiner unentdeckten Lösungspotentiale abzugleichen ist. Das heißt, „die Beziehung zwischen Utilisation und Metapher [ist] grundlegend: Eine wirksame therapeutische Metapher muss aus der Vielfalt an Informationen und Verhaltensweisen herausgearbeitet werden, die [der Klient] bewusst und unbewusst anbietet“ (Mills, Crowley 1998, Therapeutische Metaphern, S. 66, vgl. Hammel 2011, Handbuch der therapeutischen Utilisation, S. 259f.).  Metaphorische Geschichten können als inszenierte Träume verstanden werden, in denen Ressourcen versinnbildlicht entdeckt und entwickelt werden. Der Transfer in die Lebenswelt des Klienten erfolgt großenteils unbewusst. Umgangen werden Unterbrechungen des kreativen Suchprozesses durch Restriktionen im bewussten Denken (Skepsis, gedankliche Tabus, „Ja-aber“-Haltung). Die Lösungsfindung findet „einen Schritt versetzt“ vom Problem statt (Zeig, 1995, Die Weisheit des Unbewussten, S. 89, vgl. Hammond 1990, Handbook, S. 36ff., ), in einem stressfrei erlebten Bereich, der als Modell des vom Klienten geschilderten Problems fungiert.
Zu unterscheiden sind metaphorische Sprachbilder mit Handlung (Geschichten, Parabeln) und ohne Handlung (Beschreibungen, Aufzählungen). Bei ersteren sind drei Grundformen zu unterscheiden:  Positiv-, Negativ- und Suchmodelle. Positivmodelle sind Geschichten mit einem guten Ausgang, die den Weg vom Problem zur Lösung versinnbildlichen. Zu beachten ist, dass dem Klienten genügend Raum für den Transfer bleibt, so dass die Geschichte nicht belehrend wirkt. Negativmodelle sind Modelle mit katastrophalem Ausgang. Zu vermeiden ist, dass die implizierte Warnung Abwehrstrategien des Klienten verstärkt und so das Ausgangsproblem verschlimmert. Suchmodelle sind vom Moment des Rätselhaften dominiert. Sie erzeugen im besonderen Maß eine Fragehaltung, so dass der Klient sich vermehrt der Suche nach wirksamen Lösungsansätzen widmet (Hammel 2006, Der Grashalm in der Wüste, Hammel 2009, Handbuch des therapeutischen Erzählens).

So viel zum Artikel „Metapher“! Ich habe mit viel Spaß begonnen, im neu erschienenen Lexikon zu stöbern und kann das Buch mit gutem Gewissen allen systemisch interessierten Lesern empfehlen!