Die Zirbelkiefer (Wachstumsstörung)

„Wie geht es eigentlich deiner Freundin Lara?“, habe ich eben meine Nichte gefragt. „Hat sie noch Allergieprobleme?“ „Sie behauptet noch welche zu haben, aber bei unserem gemeinsamen Urlaub vor ein paar Wochen haben wir Katzen gestreichelt, und sie hat nicht darauf reagiert. Dabei war sie früher schlimm allergisch“. „Und ihr Asthma?“ „Ich glaube, das ist ziemlich weg. Ich höre nichts mehr von Asthmaanfällen. Und ich erlebe keine, wenn ich bei ihr bin.“

Lara hatte eine Wachstumsstörung gehabt. Die Störung war wohl eine Nebenwirkung von Asthmamedikamenten, die sie regelmäßig nehmen musste. So jedenfalls stand es auf dem Beipackzettel und so erklärten es ihr die behandelnden Ärzte. Lara war mit zwölf auffällig klein. Das Asthma wiederum stand wohl in einem Zusammenhang mit ihren Allergien.

„Und ist sie gewachsen?“, habe ich weiter gefragt.“Sie behauptet immer, sie wächst nicht“, sagte meine Nichte. Aber ich habe noch nie in meinem Leben jemanden so schnell wachsen gesehen. Sie ist schon fast so groß wie ihre Mutter. Sie hat ja damals gesagt, sie wollte so groß wie ihre Mutter werden.“ „Was habe ich eigentlich damals mit ihr gemacht?“, habe ich weiter gefragt. Ich hatte sie vor einem Fünfvierteljahr und vor einem Dreivierteljahr zweimal hypnotisiert mit dem Ziel, ihre Allergien und ihr Asthma zu reduzieren und ihr Wachstum zu beschleunigen. „Du hattest etwas über einen Baum erzählt in ihrer Heimat, wie er wächst, und etwas über Pollen…“

Jetzt ist es mir wieder eingefallen: Ich habe Lara gefragt, ob sie in der Schweiz, wo sie herkommt, solche Kiefern kennt, hoch oben in den Bergen, die ganz klein sind. Sie hat mir dann etwas von diesen Bäumen erzählt. Ich habe sie dann gebeten, sich genau vorzustellen, sie sei eine solche Kiefer, eine Zirbelkiefer, so heißt diese besondere Sorte – das erinnerte mich daran, so erzählte ich ihr, dass im Gehirn die Zirbeldrüse sitze, die für das Wachstum zuständig sei, und diese Zirbelkiefern, die sind manchmal ganz klein, weil es dort oben in den Bergen so kalt ist. Aber jetzt gibt es ja diese Klimaveränderung, und die Forscher haben festgestellt, dass diese Kiefern jetzt viel schneller wachsen als vorher, und größer werden als man das bisher kannte und von diesen Bäumen erwartet hat… das ist eine faszinierende Sache: Die wachsen jetzt schneller und werden größer. Und ich glaube, dass diese Zirbelkiefer bestimmt so groß wird wie deine Mutter, sagte ich, und bin gespannt, wie groß sie noch wird…

Ich habe dann viel über das Wachstum dieser Kiefern geredet.Dann erzählte ich noch etwas darüber, wie gut die Luft dort oben ist, und wie geschmeidig der Atem dort ist, und wie tief und gut man da atmen kann, und wie angenehm sich die Haut und die Atemwege dort anfühlen, und dass es dort zwar auch Pollen gibt, aber dass die einem gar nichts machen, weil die Luft so gut ist, und die Zirbelkiefer hat sowieso nichts gegen Pollen, sie hat ja selber welche und fühlt sich gut da oben, und in der Weise redete ich noch eine Weile weiter und ließ sie dann auftauchen. (Hypnotherapeutisch fundierte Herangehensweisen bei Allergien und Asthma sind in diesem Blog unter den betreffenden Kategorien beschrieben.)

Interessanterweise hat meine Nichte mit Lara in den letzten Jahren Größenmessungen mit Lara gemacht und Striche mit Daten an ihrer Zimmertüre angebracht. So ergibt sich im Rückblick folgende Entwicklung:

Feb. 2008  dreizehnter Geburtstag
27.4.2008  1,40 m
14.8.2008  1,43 m
3.1.2009   1. Hypnotherapie
Feb. 2009  vierzehnter Geburtstag
29.3.2009  1,455 m
26.5.2009  1,465 m
9.6.2009   1,47 m
13.6.2009  2. Hypnotherapie (wovon ich oben erzählte)
9.8.2009   1,48 m
14.9.2009  1,49 m
18.12.2009 1,50 m

Seminar über therapeutische Utilisation

In der kommenden Woche, vom 1.2. bis 3.2.2010 (Montag bis Mittwoch), halte ich beim Institut für Systemische Arbeiten (isa) in Chemnitz (siehe Menüpunkt Fortbildung Seminare / Utilisation) ein Seminar über therapeutische Utilisation, also darüber, wie man die Symptome und Probleme von Menschen wertschätzt und gerade sie nutzt, um Veränderungen hervorzubringen. Soweit ich höre, sind noch Plätze frei. Wer also Lust hat, sich anzumelden, kann dies in den nächsten Tagen noch tun. Für alle Interessierten folgen hier der Ausschreibungstext und die wichtigsten Informationen.

„Utilisation: Wie spanne ich das Problem vor die Karre der Lösung?“

Utilisation ist die Kunst, ein Symptom, ein Körper- oder Charaktermerkmal des Klienten, oder ein anderes markantes Element der Problem- und Beratungssituation zu nutzen, um unwillkürlich und unwiderstehlich eine Lösung herbeizuführen.

Genutzt wird meist ein zentrales oder symbolträchtiges Element der Ausgangssituation, um das Weiter- bzw. Wieder-Auftreten des Problems unwahrscheinlich bis unmöglich zu machen.

Klassische systemische Utilisationstechniken sind Symptom-verschreibungen, paradoxe Interventionen sowie manche Rituale und Hausaufgaben. Milton Erickson und andere Hypnotherapeuten haben weitere Techniken entwickelt, um durch Symptomverstärkung, Symptomverschiebung, paradoxe Logik, realistische und absurde Reframings, durch die Provokation von Reaktanz, das Erzeugen von Konfusion und Formen systematischer Desensibilisierung Merkmale des Problemsystems für das Erzeugen eines Lösungssystems nutzbar zu machen.

Das Seminar vermittelt diese Techniken anhand von vielen Beispielen, Demonstrationen und Übungen und macht sie im systemischen Beratungsalltag spontan verfügbar.

Seminarschwerpunkte:

* Psychische und physische Symptome für Lösungen nutzen
* Werte, Vorlieben, Sprache, Persönlichkeitsmerkmale  nutzen
* Aspekte der Beratungssituation für die Problemlösung nutzen
* Handlungen und Objekte als Lösungsmetaphern einsetzen

Kursleiter: Stefan Hammel ist ausgebildet als Systemtherapeut (IGST/hsi), Hypnotherapeut nach Milton Erickson (MEG), als Evangelischer Theologe (Klinik- und Psychiatrieseelsorger) sowie als Heilpraktiker für Psychotherapie. Er ist Leiter des Instituts für Hypno-Systemische Beratung in Kaiserslautern, Referent verschiedener systemischer und hypnotherapeutischer Ausbildungsinstitute. Er ist Redakteur der Elternzeitschrift „KidsLife“, Autor des „Handbuch des therapeutischen Erzählens“, des Buchs und Hörbuchs „Der Grashalm in der Wüste“, der paartherapeutischen Landkarte „Insel der Liebe“ sowie des hypno-systemischen Blogs HYPS.

Ort:             Chemnitz

Termin:        1.-3. Februar 2010

Kosten:        280.-EUR inkl. 19% MWST

Nussallergie

Letzte Woche war ich bei Freunden zu Besuch, um mit ihnen und ihrem vierjährigen Sohn Tim Schlitten fahren zu gehen. Wir saßen gerade beim Abendessen, als Tatjana und Markus von den Nuss- und Pollenallergien ihres Sohnes Tim erzählten. „Man kann das hypnotherapeutisch gut behandeln“, sagte ich. „Ich habe das schonmal mit einem Vierjährigen probiert, und es hat gut geklappt.“ „Wie geht das?“ Wenn ich es ihr erkläre, kann ich es auch gleich tun, dachte ich.

„Also“, sagte ich und wandte mich an ihren Sohn, „Tim, du weißt doch, dass der Körper sich gegen Feinde wehrt, also gegen Bakterien und solche Bösewichte. Aber manchmal erwischt er auch Leute, die gar nichts Böses vorhaben, also Freunde und ganz harmlose Besucher. Das ist wie auf einer Burg, wo die Ritter auf der Burgmauer stehen und alle Bösen Feinde bekämpfen. Aber weil sie so eifrig sind und keinen Feind übersehen möchten, greifen sie auch noch Gäste und Freunde an, die nur friedlich die Burg besuchen möchten. D kommen zum Beispiel Nüsse, die gar nichts Böses vorhaben, und sie greifen sie an, und da kommen Blumen, die lieb sind, und die machen sie kaputt. Die Ritter meinen das nicht bös, sie haben nur etwas falsch verstanden. Und wenn die richtigen Feinde kommen, sind die Ritter auch noch müde, weil sie die ganze Zeit gegen normale Besucher gekämpft haben. Das ist nicht gut. Darum ruft der König die Ritter zusammen und sagt zu ihnen. ‚Hört mal, ihr macht das schon toll mit den Feinden, aber ihr braucht doch nicht die Freunde anzugreifen, und die Besucher, die sich nur mal umschauen wollen und dann wieder gehen. Die sind uns doch willkommen! Die dürfen reinkommen! Das sind doch unsere Gäste! Jetzt guckt nochmal genau hin, wer die Feinde sind und wer harmlose Gäste sind. Und greift nur die an, die Waffen tragen, und die Unbewaffneten lasst reinkommen. Mit denen können wir feiern und es uns gut gehen lassen!‘ Und ich glaube, danach sind sie Schlitten fahren gegangen.“ „Das letzte war geflunkert“, hat Tim gesagt und hat gekichert. „Ich gebe es zu“, habe ich geantwortet, „aber der Rest ist wirklich wahr.“

Jetzt hat mich Tatjana nochmal angerufen. Sie hat gesagt: „Tim hat im Kindergarten ein Nutellabrot gegessen, und keiner hat es bemerkt. Die Erzieherinnen passen da eigentlich gut auf, und sie halten den Spray immer in Reichweite, damit man Tim bei einem Erstickungsanfall schnell behhandeln kann, wenn er doch einmal Nüsse essen sollte. Jetzt ist ihnen das aber entgangen. Tim hat überhaupt keine Symptome gezeigt und hat weiter gespielt, als ob nichts Besonderes passiert wäre.“

Hinweis: Vorsicht bei schweren Allergien! Die Überprüfung, ob eine Allergie verschwunden ist, kann außerhalb ärztlicher Behandlungen lebensgefährlich sein.

Zahnbehandlung mit Spaßeffekt

Gerade habe ich eine sehr schöne Aufzählung gefunden, wie bestimmte Zahnärzte den Kindern, die sie behandeln, die Welt der Zahnarztpraxis erklären. Die Ideen entstammen den „Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für zahnärztlichen Hypnose“.

Das rotierende Bürstchen zum Zahnreinigen ist ein „Straßenreinigungsauto mit großem runden Besen“. Karies am Zahn ist eine „schmutzige Rille in der Straße“ und der Rosenbohrer ist der „Rillenputzer“. Der Luftpuster ist „Wind“.

Die Kunststoffüllung ist „Zauberknete“, die Polymerisationslampe ist das „Licht der blauen Fee“. Die Behandlungsleuchte ist eine „Zauberlampe“, der Versiegelungskunststoff „Zauberlack“.

Der Mundspiegel ist „Frau Spiegel“, die Sonde ist „Herr Fühlhäkchen“, die Pinzette ist „Frau Greifer“. Die Zange ist der „Rabe“ und der Tupfer sein „weiches Kissen“. Das Gummituch zum Trockenlegen des Zahns ist ein „Regenmantel“.

Der Rosenbohrer ist  ein Löffelbagger oder ein Hubschrauber. Die Turbine ist ein Turbojet.

Die Watterollen sind „Kuschelkissen“, die Matrize eine „Kuchenform“

Der Anästhesiespray ist „Eiscreme“, die Spritze ein „Kitzelkügelchen“.

Der große Absauger ist der „Elefantenrüssel“, der kleine Absauger der „Babyelefantenrüssel“.

Die Säure zum Anätzen ist „Orangensaft“, die Chemikalie zum Befestigen von Kunststoff „Turbokleber“. Das Gummituch zum Trockenlegen des Zahns ist ein „Regenmantel“.

(Signer-Fischer, Gysin, Stein: Der kleine Lederbeutel mit allem drin. Hypnose mit Kindern und Jugendlichen, S. 308)

So eine ähnliche Behandlung würde ich mir als Erwachsener auch wünschen. Die Frage stellt sich aber nicht nur beim Zahnarzt, sondern auch an anderen Orten und zu anderen Zeiten: Wie erklären wir den Kindern und dem Kind in uns die Welt schmackhaft, liebenswert und schön?

Schatzsuche

Ich hatte einmal erwähnt, dass beinahe alle Geschichten mit einer Pointe therapeutisch wertvoll eingesetzt werden können, allerdings auch einige ohne eine Pointe. Hier ist ein Beispiel aus der zweiten Kategorie.

In einem Land in deinem Herzen lebte einst ein Volk, das so glücklich oder unglücklich war wie viele Völker und so reich oder arm wie viele, und so satt oder sehnsüchtig wie viele. In diesem Volk aber gab es einen Jungen, der einen Traum hatte, wie ihn viele Jungen haben: Er wollte sich auf die Suche machen nach einem verborgenen Schatz. Nun wäre das an sich nichts Besonderes. Doch hatte dieser Junge das Glück – oder war das etwa keines? – nicht nur einen Traum von einem Schatz zu haben. Sondern er hatte tatsächlich in einem Versteck im Garten den Schlüssel zu einem solchen Schatz gefunden. Er hatte den Schlüssel, ihm gehörte der Schatz! Doch wie sollte er nun diesen Schatz auch finden? Er wusste ja nicht, wo er verborgen war. So setzte sich der Junge hin und begann nachzudenken.

(S. Hammel, Der Grashalm in der Wüste, S. 35)

Die Expedition (Der stille Gregor, Fortsetzung)

Ich habe euch neulich vom stillen Gregor erzählt. In der letzten Therapiestunde ließ ich ihn auch einer Spielzeugkiste einige Gegenstände heraussuchen. Er wählte sich ein Geländeauto und einen grünen Edelstein. Ich wählte ihm noch einen kleinen Vogel aus, der sang, wenn man ihn anfasste. Dann bat ich ihn, die drei Dinge vor sich hinzustellen und sie anzuschauen. Dann erzählte ich ihm das Folgende:

In Afrika lebte ein Mann, der war ein Forscher, ein Biologe. Er war beliebt bei seinen Freunden und in seiner Familie, aber er hatte etwas schlimmes erlebt, und seitdem hatte es ihm die Stimme verschlagen. Er redete fast gar nicht mehr und mit fast niemandem. Das machte den anderen Sorge, aber sie konnten nichts dagegen tun. Er war eben still. Einmal wollte er sich auf eine große Reise machen mit seinem Geländefahrzeug. Er wollte einen seltenen Vogel entdecken, die einen wunderbaren Gesang haben sollte, und er wollte dessen Sprache lernen. Dieser Vogel war den Wissenschaftlern noch fast unbekannt, kaum jemand hatte ihn je gesehen. Da besuchte ihn ein Freund, um ihm alle Gute für die Reise zu wünschen. Der Freund gab ihm einen seltsamen grünen Stein und sagte: „Dieser Stein soll dich begleiten und eine gute Kraft auf dich ausüben. Du wirst die Sprache der anderen lernen.“ Der Mann verstand nicht,was sein Freund meinte, doch fragte er nicht nach, sondern bestieg sein Fahrzeug und machte sich auf die Reise.

Immer unwegsamer wurden die Straßen, die er befuhr. Bald waren es nur noch Lehmpfade, und immer weiter führte sein Weg. Er übernachtete in afrikanischen Dörfern. Mit dunkelhäutigen Männern und Frauen saß er abends um das Lagerfeuer. Er lernte ihre Geschichten. Er lernte ihre Lieder zu singen und ihre Sprache zu sprechen.Manchmal sah er den Stein an, den sein Freund ihm gegeben hatte und fragte sich, was er wohl gemeint hatte, als er ihm sagte: „Du wirst die Sprache der anderen lernen“.

Manche gaben ihm Hinweise zu dem Vogel, den er suchte, und dessen Sprache er erlernen wollte. Doch nirgends fand er das Tier. Lange, lange suchte er. Bis er eines Abends etwas hörte, einen wunderbaren Klang, den er noch nie vernommen hatte…

Es dauerte eine Zeit, bis er die Sprache des Vogels ein wenig verstand, und noch eine Zeit, bis er sie anfing, auch selbst sprechen zu können. Nach und nach antwortete ihm der Vogel, und er antwortete ihm. Es war wie ein Gespräch, wie eine Freundschaft, die sie geschlossen hatten. Immer wieder auch fiel ihm der Stein in die Hand, den der Freund ihm gegeben hatte, und er dachte an dessen Worte: „Du wirst die Sprache der anderen lernen“.

Der Mann machte viele Notizen und Tonaufnahmen für einen wissenschaftlichen Bericht über seine Reise. Dann nahm er Abschied von dem Vogel und machte er sich wieder auf den Weg. Wieder kam er zu den Hütten der Eingeborenen, und wieder saßen sie an den Lagerfeuern. Er erzählte ihnen von dem Vogel. Er erzählte davon, wie er seine Sprache gelernt hatte. Die dunklen Männer und Frauen hörten ihm zu. Und er dachte an die Worte des Freundes, als ihm dieser den wunderbaren Stein gegeben hatte: „Du wirst die Sprache der anderen lernen“.

Weiter und weiter fuhr er über die Lehmpisten. Er dachte nach über den wissenschaftlichen Bericht, den er veröffentlichen wollte. Da bemerkte er, dass ihm dieser Bericht gar nicht mehr so wichtig war. Er war weggefahren, um einen Vogel zu entdecken, und er hatte gelernt, die Sprache von Tieren und von anderen Menschen zu sprechen. Er hatte gelernt anstatt in seiner Sprache in deren Sprache zu denken und zu reden. Ihm wurde bewusst, dass das die eigentliche Entdeckung dieser Reise war und sein Bericht nur ein Nebenergebnis.

Als er zuhause ankam, fragten ihn seine Freunde: „Hast du den Vogel gefunden? Hast du ihn singen gehört? Hast du seine Sprache gelernt?“ Und er erzählte ihnen eine lange Geschichte…

Das Problem vor der Karre der Lösung

Vom 1. – 3. Februar halte ich beim Institut für Systemische Arbeiten (isa) in Chemnitz ein hypnosystemisches Seminar zum Thema „Utilisation – Wie spanne ich das Problem vor die Karre der Lösung?“ Ich glaube, es sind dort noch Plätze frei. Wer Interesse hat und gerne Näheres erfahren möchte, wendet sich entweder an das Institut in Chemnitz oder direkt an mich. Die Kosten für das dreitägige Seminar liegen bei 280,00 € incl. MWS. Wir freuen über jede Rück- und Nachfrage! Hier folgt der Ausschreibungstext…

Utilisation ist die Kunst, ein Symptom, ein Körper- oder Charaktermerkmal des Klienten, oder ein anderes markantes Element der Problem- und Beratungssituation zu nutzen, um unwillkürlich und unwiderstehlich eine Lösung herbeizuführen.
Genutzt wird meist ein zentrales oder symbolträchtiges Element der Ausgangssituation, um das Weiter- bzw. Wieder-Auftreten des Problems unwahrscheinlich bis unmöglich zu machen.
Klassische systemische Utilisationstechniken sind Symptomverschreibungen, paradoxe Interventionen sowie manche Rituale und Hausaufgaben. Milton Erickson und andere Hypnotherapeuten haben weitere Techniken entwickelt, um durch Symptomverstärkung, Symptomverschiebung, paradoxe Logik, realistische und absurde Reframings, durch die Provokation von Reaktanz, das Erzeugen von Konfusion und Formen systematischer Desensibilisierung Merkmale des Problemsystems für das Erzeugen eines Lösungssystems nutzbar zu machen.
Das Seminar vermittelt diese Techniken anhand von vielen Beispielen, Demonstrationen und Übungen und macht sie im systemischen Beratungsalltag spontan verfügbar.

Seminarschwerpunkte:
– Psychische und physische Symptome für Lösungen gebrauchen
– Vorlieben und Eigenarten von Klienten für deren Ziele nutzen
– Aspekte der Beratungssituation für die Problemlösung nutzen
– Handlungen und Objekte als Lösungskatalysatoren einsetzen

Schreien und Brüllen

Eben habe ich mich mit einer Familienhelferin unterhalten. Sie erzählte mir: „Ich hatte mit einem dreijährigen Jungen zu tun, der anhaltend laut schrie und brüllte und gar nicht mehr aufhören wollte. Ich habe zu ihm gesagt: ‚Du darfst schreien. Der Schreiplatz ist da drüben in deinem Kinderbett. Geh dahin und schreie so lang und viel und laut, wie du möchtest. Wenn du fertig bist, dann komm wieder.‘ Der Junge hat mich angeschaut, ist ins andere Zimmer gegangen, stand eine Weile still auf seinem Bett und kam wieder. ‚Hast du dich ausgeschrien?‘, habe ich ihn gefragt. ‚Ja‘, hat er gesagt.“

Die Frau hat das Schreien erlaubt und nur den Ort des Schreiens verändert. Was hätte der Junge getan, wenn sie ihm das Schreien verboten hätte?

Webtipp: Roland Kachler über Trauer (Interview)

Einen eindrucksvolles Interview mit Roland Kachler hat Marco Ramadani auf seinem Blog „Doc Ramadani’s Energiebrief“ veröffentlicht. Roland Kachler ist Hypnotherapeut, Familientherapeut und Theologe, und er ist einer der bekanntesten Autoren zum Thema Trauerbewältigung und Trauertherapie.  In dem sehr persönlichen Podcast spricht er über einen guten Umgang mit Trauer in der Psychotherapie und im eigenen Erleben. Er berichtet, wie der Unfalltod seines sechzehnjährigen Sohnes sein Leben verändert hat und wie er dadurch auch seine Therapie mit Trauernden verändern musste und wollte. Nehmt euch etwas Zeit zum Zuhören! Das sehr empfehlenswerte Tondokument unter dem Titel „Trauer ist eine besondere Form von Liebe“ findet ihr hier.

Sinngebung

Vor kurzem hatte ich eine Klientin hier zur Hypnose, der es neben einigen körperlichen Beschwerden um die Aufarbeitung verschiedener Verlusterfahrungen ging. Während sie in Trance war, begannen die Glocken der Kirche nebenan zu läuten. Ich erzählte ihr, es seien Abschiedsglocken, die sie dazu riefen, in einem inneren Ritual alte Dinge, die nicht mehr in ihr jetziges Leben passten, loszulassen.

Gleich darauf begannen die Glocken der anderen Konfession zu läuten. Was konnte das nun wiederum bedeuten? „Das sind die Glocken des Neubeginns“, erklärte ich, „die wie bei einer Taufe oder Hochzeit den Anfang ihres neuen Lebens verkünden. Feiern Sie, dass Sie das Alte hinter sich gelassen haben und nun etwas Neues beginnt!“

Ich glaube fest daran, dass alles, was uns begegnet, für etwas Gutes genutzt werden kann. Man braucht nur beständig sein Ziel im Auge haben, während man den vergangenen und aktuellen Ereignissen ihre Bedeutung gibt – die diesem Ziel dient.

Vielleicht ist es wichtig, sich bewusst zu machen: Wir verleihen den Dingen die Bedeutung, die sie dann für uns haben, und wir können uns entscheiden, welche Bedeutung wir ihnen geben. Und wenn wir diese Bedeutung als proklamieren, dann sind wir die Sinngeber für dieses kleine oder große Ereignis, für alle, die die dabei sind.