Gedachte Präparate

„Manchmal kommt es vor“, erzählte ein Arzt, „dass ich einem Patienten ein Medikament, das er braucht, nicht geben kann, weil es zu teuer ist oder zu schwer zu beschaffen.  Wie, bitte, kommt man an ein homöopathisches Präparat aus Löwenmilch? In solchen Fällen lasse ich manchmal den Patienten den Namen des Mittels auf einen Zettel schreiben und verschreibe ihm, den Zettel einmal gründlich zu betrachten.  Natürlich kann ich einen solchen Vorschlag nur Patienten machen, die für etwas so „Verrücktes“ aufgeschlossen sind. Das Seltsame ist: Bei denen, die den Rat befolgen, bewirkt oft der Zettel dasselbe wie das Medikament.“

Eine Krankenschwester, die den Arzt reden hörte, lachte darüber. Sie hatte jahrelang auf einer Intensivstation gearbeitet und manchem Patienten in einer kritischen Situation durch die schnelle Gabe eines Medikamentes das Leben gerettet.  Wie wäre es wohl gewesen, ihnen einen Zettel auszuhändigen mit dem Namen ihrer Medizin?

Es geschah einige Tage nach diesem Gespräch: Am Morgen erwachte sie mit Kopfschmerzen. Sie wusste, es war nichts Ernsthaftes, nur dieser längst vertraute Schmerz, der nichts als sich selbst bedeutete. Sie wusste auch, sie hatte keine Kopfschmerztabletten im Haus. Nun stellte sie in Gedanken ein Glas Wasser neben das Bett. Sie malte sich aus, wie sie die Tablette hineinwarf und diese sich sprudelnd auflöste.  Sie stellte sich vor, wie sie das Glas in langsamen Schlücken leerte, wie das Wasser von ihrem Körper aufgenommen würde und wie das Medikament begann, seine Wirkung zu entfalten. Für ein paar Minuten schlief sie ein, dann erwachte sie wieder, stand auf und fuhr zur Arbeit. Alles verlief wie gewohnt. Als sie spät abends auf ihren Tag zurückschaute, fiel ihr auf, dass diese Schmerzen in den Minuten nach der gedachten Einnahme des Medikaments verschwunden waren und sie sie vollständig vergessen hatte.

Diese Begebenheiten haben sich in meinem Freundeskreis abgespielt. Es sei jedem überlassen, sich seinen eigenen Reim darauf zu machen.

Erickson-Geschichten IX

Erickson erzählt: Eine Patientin sagte zu mir: „Ich bin sehr neurotisch, aber ich kann weder mit Ihnen noch mit einem anderen sprechen. Ich kenne Sie durch einige Freunde, die Ihre Patienten sind. Ich habe nicht den Mut, Ihnen zu erzählen, worin mein Problem liegt. Wollen Sie mein Therapeut sein?“ Ich sagte: „Ja, wenn ich es irgendwie kann.“ Sie sagte: „Also, ich werde es folgendermaßen machen. Abends gegen elf Uhr werde ich rüberkommen und in Ihrer Auffahrt parken und mir vorstellen, Sie säßen bei mir im Wagen. Dann werde ich mein Problem durchdenken.“ Sie bezahlte für zwei Sitzungen. Ich weiß nicht, wie viele Nächte sie dort bis ungefähr vier Uhr verbrachte und in meiner Auffahrt an ihrem Problem arbeitete. Sie löste es und bezahlte mich nur für die zwei ersten Sitzungen. Sie erzählet mir: „Ich habe mein Problem bewältigt. Wenn Sie möchten, werde ich mich an den experimentellen Arbeiten bei Ihnen beteiligen.“ Und Linn Cooper und ich setzten sie bei Experimenten mit Zeitverschiebungen in Hypnose ein. Tatsächlich bezahlte sie also durch die uns zur Verfügung gestellte Zeit. Und ich schlug ihr vor, die Trance zu ihrem Vorteil zu nutzen, wenn Linn Cooper und ich mit ihr an Zeitverschiebungen arbeiteten. Wir waren zufrieden. Wir bekamen, was wir wollten. Ich glaube, auch sie bekam alles, was sie wollte. (Rosen, S. 106f.)

Heuschnupfen auflösen

Eine schöne Suggestivmethode bei Heuschnupfen beschreibt Hans A. Abraham aus Palm Beach, Florida, in Hammonds „Handbook of Hypnotic Suggestions and Metaphors“. Methodisch handelt es sich um die imaginative Nutzung eines Placeboeffektes zur Systematischen Desensibilisierung allergischer Reaktionen. Bei der hypnotischen Allergietherapie ist es besonders wichtig, das Vorgehen nicht abzubrechen, sondern zu intensivieren, wenn ein (vermuteter) Teilerfolg eintritt. Hilfreich ist es, das Vorgehen auf angrenzende Allergien auszudehnen, um Verwechlungen auszuschließen (z.B. wird eine noch vorhandene Gräserallergie für eine Haselallergie gehalten, die bereits aufgelöst ist). Abraham suggeriert Folgendes:

„Die globale Mobilität in unserer Welt bringt es mit sich, dass Menschen in unserem Zeitalter jederzeit in alle Kontinente und wieder zurück reisen. Auch wird zu jeder Zeit auf vielen Wegen Frachtgut zwischen den Ländern und Kontinenten hin und her transportiert. Dadurch ist auch bei uns zu jeder Zeit mit einem gewissen Maß an Pollen in der Luft zu rechnen, wenn auch zu wenige, als dass sie irgendwelche Symptome produzieren könnten. Weiterlesen

Placebo VII

„Was trägst du denn auf der Stirn?“ „Aspirintabletten.“ „Und das funktioniert? „Na ja. Man muss den Streifen anfeuchten, dass er hält.“

Also, natürlich funktioniert das. Die Aufmerksamkeit wird auf das Aspirin fokussiert. Im Gehirn werden die Zentren aktiviert, die „Aspirin“ kennen und etwas darüber wissen. Das Wasser auf dem Streifen kühlt die Stirn und schafft dadurch eine erste leichte Anästhesie, die als verstärkende Suggestion für „mehr desselben“ wirkt. Durch das Anbringen des Aspirin an der schmerzenden Stelle wird ein Anker geschaffen: Es ist nicht möglich, an diese Körperstelle zu denken, ohne an Aspirin und die begonnene Anästhesie zu denken.

Und immer dran denken: Schmerzen sind Signale. Manchmal ist es besser, zum Arzt zu gehen…

Placebo VI

Ich war gestern bei meiner Schwester zu Besuch. Meine Nichte wurde konfirmiert und mein Schwager war fürchterlich erkältet. Er schnupfte und schniefte, hustete und fühlte sich sichtlich unwohl. „Da würde jetzt Schüssler-Salz Nr. 3 helfen“, sagte meine Schwester. „Aber wir haben keins hier.“ „Das macht nichts“, habe ich behauptet, und meinen Schwager gebeten: „Sage doch einmal zu deinem Körper: ‚Lieber Körper, bitte prüfe, ob Schüssler-Salz Nr. 3 dir gut tut, und wenn ja, dann reagiere wie bei diesem Mittel.'“ „Er hat es aber noch nie probiert“, hat meine Schwester eingewandt. „Das macht auch nichts“, habe ich Weiterlesen

Placebo IV

Dieses Jahr hatte ich eine seltsame Begegnung mit dem Placeboeffekt.

Seit Wochen hatte mir der linke Fuß weh getan. Weder war es schlimmer geworden, so dass ich dann doch mal zum Arzt gegangen wäre, noch war es weg gegangen. „Vielleicht mal neue Einlagen kaufen“, habe ich gedacht. Aber die Frage hat mich doch beschäftigt: „Was ist das? Wo kommt das her?“ Irgendwann – beim Warten während einer Nachmessung zur Tinnitus-Hypnotherapie – dachte ich: Wie kann ich das denn sinnvoll suggestiv beeinflussen, obwohl ich nicht weiß, was es ist?

Mir ist eingefallen, dass sich eine Venenentzündung sich vor zehn Jahren einmal ähnlich angefühlt hat. Damals hatte mir ein homöopathisches Präparat namens Lachesis geholfen. „Lieber Körper“, habe ich jetzt gesagt, „bitte prüfe doch einmal, ob dir Lachesis gut tut. Wenn ja, dann verhalte dich bitte wie bei Lachesis.“ Für eine Weile habe ich einen einen heftigen Schauder auf der Haut gespürt, den ich mir nur als Reaktion des Unbewussten erklären konnte. Über Nacht sind dann die Beschwerden verschwunden und nicht mehr wieder gekommen.

Ich fand’s beeindruckend.

Placebo III

„Ich habe oft so kalte Füße“, sagte der Mann, als er wiederkam. „Darum bin ich so oft erkältet. Früher habe ich einmal Kneipp-Anwendungen gemacht. Das hat geholfen. Aber ich kann ja nicht überall Kneipp-Anwendungen machen.“ „Ich möchte Ihnen ein Geheimnis verraten“, erwiderte ich. „Wenn Sie sich die Kneipp-Anwendungen intensiv vorstellen, wirken sie auch.“

Eine Frage an euch

Apothekenschrank

Wo wir gerade von Placebos sprechen. Stellt euch einmal vor, ihr betretet eine Apotheke. Aber das ist keine gewöhnliche Apotheke. Vielmehr hat der Apotheker dort in lebenslanger genauester Recherche eine weltweit einzigartige Sammlung von hochwirksamen Placebos für nahezu jede Indikation zusammengestellt. Und heute ist Aktionstag! Ihr dürft euch gratis eine Packung Placebos aussuchen zur Förderung einer geistigen, seelischen oder sozialen Fähigkeit!

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