Webtipp: Prüfungsangst

Eine schöne Website zu Prüfungsangst ist www.pruefungsangst.de. Die Seite ist noch im Aufbau, ist aber jetzt schon sehenswert und sehr informativ. Neben fundierten Informationen zum Thema selbst findet sich dort eine Liste von Beratern und Therapeuten, die Hilfe bei Prüfungsangst anbieten und ein Austauschforum für Betroffene. Der Seitenautor, Nicolai Tassilo Semmler, ist Diplompsychologe, Hypnotherapeut (ausgebildet nach Milton Erickson) und NLP-Trainer in Hamburg.

Natürlich könnt ihr Prüfungsangst auch bei mir hypnotherapeutisch oder im Rahmen von systemischem Coaching bearbeiten. Anfragen per Telefon unter 06301 – 710408, über meine Institutswebsite oder per Mail unter stefan.hammel@hsb-westpfalz.de.

 

Blockade

Das hier fällt mir gerade ein, weil jemand fragte, was man bei einer Sprechhemmung tun könne. Ich glaube, da ist es wichtig, zu gucken, worauf sich die Blockade genau bezieht.

Eine Studentin sagte zu mir: „Ich muss eine Griechischprüfung absolvieren, bei der ich einen Text mündlich vorlesen und übersetzen muss. Ich kann alles übersetzen, aber ich habe eine absolute Blockade, irgendetwas Griechisches vorzulesen.“ Ich sagte: „Aber ich habe dich griechische Vokabeln fließend aussprechen hören“. Sie antwortete: „Aussprechen geht.“ Ich fragte: „Du kannst dir einen griechischen Satz, den du gelesen hast, doch merken?“ Sie bejahte das. So sagte ich: „Wenn die Prüfung kommt, schau dir einen Satz an, schließe die Augen, trage ihn auswendig vor, schau dir den nächsten an, schließe die Augen und trage den vor…“ Die Studentin hat das getan und die Prüfung mit Eins bestanden.

Natürlich kann man Blockaden auch auflösen, aber wenn es schnell gehen soll und wenn es sich um seltene Situationen handelt, ist das Umgehen der Blockade manchmal der einfachere Weg. Viel Erfolg also beim Blockaden-Umgehen und einen schönen Gruß an die Studentin!

Der Nagel

Als der Umzug bewältigt ist, schaue ich noch einmal zum Abschied durch all die leeren Räume. Im Schlafzimmer bleibe ich stehen und stutze. Da, wo vorher das Kopfende des Bettes gewesen ist, da starrt mich tatsächlich aus der Wand ein Nagel an. So will ich die Wohnung nicht übergeben. Den Nagel will ich schon entfernen. Doch die Wohnung ist leer, und ich habe keine Zange zur Hand. Ich gehe hin und ziehe an dem Nagel. Nichts geschieht. Ich rüttele daran. Nichts geschieht. Wirklich gar nichts? Zumindest scheinbar nichts. In meinem Kopf nämlich geschieht etwas: Ich beginne darüber nachzudenken, wie lange ich an diesem Nagel würde rütteln müssen, bis er, anstatt nach vorne, sich immerhin seitwärts bewegen würde. Tage, Monate, Jahre? So lange nicht! Ich tue nun so, als ob ich diesen Nagel seitlich bewegte, hin und her, hin und her. Ich brauche eine ganze Weile, eine Viertelstunde ungefähr. Dann meine ich eine kleine seitliche Veränderung wahrzunehmen. Nach einer weiteren Viertelstunde des seitlichen Bewegens bewegt sich der Nagel ganz deutlich zur Seite. Nach einer weiteren Viertelstunde macht er seinen ersten kleinen Ruck nach vorne. Nach einer Stunde habe ich ihn in der Hand. Er ist draußen. Ich nehme Spachtelmasse und verschließe das Loch.

Die Geschichte erzähle ich, um langjährige chronische körperliche, seelische oder soziale Symptome anzulösen. Sie dient dazu, selbst Nicht-Veränderung bzw. mikroskopische, noch nicht wahrnehmbare Verändrungen als den Beginn einer größeren Veränderung plausibel zu machen, die Zähigkeit der Klienten im Trainieren und Erhoffen von Veränderung zu erhöhen. Die Geschichte ist beispielsweise nützlich in der Schlaganfalltherapie und in der Therapie von Migräne.

Das Worfeln

In Ländern, wo ein kräftiger Wind über das Land fegt und die Felder fruchtbar macht, gibt es unter den Bauern einen Brauch, den man das Worfeln nennt. Jedes Jahr nach der Ernte, wenn sie das Korn gedroschen haben, bringen sie es nach draußen vor die Scheune. Sie werfen das Getreide gemeinsam in die Luft. Die guten, schweren Kerne fallen dann nach unten, während die leichte Spreu vom Wind davon getragen wird. Die schwerste Arbeit dabei macht der Wind. Wer weiß, ob man nicht auch Gedanken worfeln kann?

Die Geschichte aus dem Buch „Der Grashalm in der Wüste“ verwende ich, wenn jemand seine Gedanken ordnen möchte, seine Konzentration oder Gedächtnisleistung optimieren will oder wenn sich jemand mit einer gedanklichen bzw. emotionalen Aufgabe schwer tut.

Erickson-Geschichten III

Erickson erzählt: In dem Dorf Lowell, in Wisconsin, schneite es in jenem Winter zum ersten Mal am 12. November, kurz vor 4 Uhr nachmittags. Und das Kind auf dem dritten Platz in der dritten Reihe, direkt neben dem Fenster, fragte sich: „Wie lange werde ich mich hieran erinnern?“ Ich grübelte einfach… Ich wusste genau… Ich wusste, es war der 12. November im Jahre 1912. Es war sehr leichter Schnee. (Rosen, S. 68)

Ziele

Ziele bestehen darin, dass wir darum kämpfen, etwas zu erreichen. Wir mögen aber den Kampf oft nicht; wir mögen den Sieg. So möchten wir siegen, ohne zu kämpfen. Wir mögen aber im Rückblick auch nicht einen Sieg, ohne gekämpft zu haben; ein solcher Sieg gilt uns nichts. Manchmal wollen wir für ein Ziel wenig leisten, doch viel geleistet haben.

Ohne Ziele kann kein Mensch leben. Wer kein Ziel hat, verfällt.

Der Karteischrank

Ich hatte früher in meinem Büro einen Karteischrank mit vielen Schubladen. Als ich meinen Karteischrank kennenlernte, dachte ich zuerst, etwas an ihm sei kaputt: Es war nicht möglich, zwei seiner Schubladen gleichzeitig zu öffnen. War eine Lade herausgezogen, so waren alle anderen verschlossen. Sie ließen sich rütteln, aber öffnen ließen sie sich nicht. So lange, bis die Schublade zurückgeschoben hatte; dann konnte ich eine andere Lade herausziehen.

Wenn ich Menschen begegne, die sich mit vielen Problemen gleichzeitig beschäftigen, mit so vielen Problemen, dass sie sich davon überfordert fühlen, dann bitte ich sie manchmal, sich einen Karteischrank vorzustellen. Ich bitte sie, die oberste Schublade zu öffnen, das erste Problem hineinzulegen, sich den Inhalt noch einmal anzuschauen, die Lade mit einem Etikett zu versehen und sie wieder zu verschließen. Ebenso bitte ich sie mit den weiteren Problemen und den übrigen Schubladen umzugehen. Ich sage ihnen: „Sie können den Schrank nun geschlossen halten und werden ihre Probleme, wenn sie sie geordnet angehen wollen darin wiederfinden. Sie werden aber nicht alle Schubladen gleichzeitig öffnen können, sondern nur eine auf einmal. Sollten Sie mehrere Probleme gleichzeitig behandeln wollen, müssen Sie den Inhalt einer Schublade für eine kurze Zeit herausnehmen und ihn später wieder hineinlegen. In den meisten Fällen bewährt es sich aber, die Dinge in den Schubladen zu lassen, in die sie hineingehören. So haben Sie Ordnung und können sich auch den Dingen zuwenden, die Ihnen mehr Spaß machen und Ihnen Kraft geben.“

Der Seemann

Er war ein Seemann. Er war mit Frachtschiffen in verschiedene Länder entlang der Küsten von Europa, Afrika und Südamerika gefahren. Ob er einmal einen schweren Seesturm erlebt hätte, fragte ich ihn. „Ich habe viele Stürme erlebt“, sagte er. „Ich habe Stürme erlebt, bei denen ich dachte: Das überleben wir nie!“ Und da stand er vor mir und hatte überlebt und konnte erzählen, was er erlebt hatte. (Der Grashalm in der Wüste, S. 95 f.)

Die Geschichte erzähle ich Menschen, die vor einer Prüfung oder schweren Bewährungsprobe stehen. Sie leitet dazu an, über ein gedachtes Ende der Welt hinweg zu denken und sich bewusst zu machen, dass auch die früheren Enden der Welt (im Leben anderer Menschen oder im eigenen Leben) von einem neuen Tag gefolgt waren.

Schlüssel

Schlüssel und Schloss

Aus aktuellem Anlass eine Geschichte zum Wiedererlernen von Worten und Fähigkeiten nach Ausfällen des Sprachzentrums (Aphasie), zum Beispiel durch einen Schlaganfall. Die Geschichte könnte auch nützlich sein, um einen fortschreitenden Gedächtnisverlust bei Demenz zu bremsen, sowie für ein Gedächtnistraining zu Beginn der Vorbereitung für eine Prüfung.

War es ein Traum? War es Wirklichkeit? Ich schritt durch das Gebäude. Zu meiner Rechten und zu meiner Linken befanden sich viele Türen. Ich drückte die Klinken, doch kaum eine Tür öffnete sich. Die Räume, und all die Dinge in ihnen, waren mir verschlossen. Ich setzte mich hin und weinte. „Warum weinst du?“, fragte mich einer. Ich deutete auf die verschlossenen Türen. „Weißt du denn nicht…“, sagte er, und wies auf die Taschen meines Mantels. „Du hast doch die Schlüssel!“ Ich griff in die Taschen, und zog – tatsächlich – zwei große Ringe mit Schlüsseln hervor, hunderte und nochmals hunderte von verschieden geformten, großen und kleinen Schlüsseln. Woher sollte ich wissen, welcher der vielen Schlüssel zu welchem der vielen Räume passte? „Probiere alle aus!“, sagte mir mein Ermutiger. „Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Du hast alle Zeit der Welt. Probiere alle Türen, und probiere alle Schlüssel. Nach und nach öffnest du immer mehr Türen. Mach immer weiter! Gib niemals auf! Eines Tages öffnen sich vor dir, vor deinen Augen, alle Türen, bis auf die letzte!“