Wie findet man Ostereier? Und warum suchen manche Menschen und finden nicht? Hier gibt es Antworten…
Die Geschichte stammt aus dem Buch von Stefan Hammel „Der Grashalm in der Wüste“ (impress, Mainz). Sie steht dort auf S. 64.
Wie findet man Ostereier? Und warum suchen manche Menschen und finden nicht? Hier gibt es Antworten…
Die Geschichte stammt aus dem Buch von Stefan Hammel „Der Grashalm in der Wüste“ (impress, Mainz). Sie steht dort auf S. 64.
Diese Geschichte hat meine geschätzte Kollegin Bettina Betz aus Mainz beigetragen… Man kann die Anekdote zum Beispiel verwenden, um in beliebigen Situationen beim Hörer eine Suche zu stimulieren, um ihm zu signalisieren: „Was du darfst, entscheidet sich mehr in dir als im Kopf der anderen“ oder um zu illustrieren, wie manchmal eine nicht-anknüpfende Antwort günstiger ist, als eine, die mit klaren Reaktionsoptionen arbeitet. Paul Watzlawick nennt diese Alternative zu „Ja“ oder „Nein“ Nicht-Anknüpfung (disconfirmation). Milton Erickson sagt dazu: „Lass ihn durch irgendeine unwichtige Bemerkung entgleisen, zum Beispiel: ‚Ich weiß, was du denkst, ich mag Züge auch.'“
Einmal hatte mein Nachbar beruflich in Wien zu tun. Seine Frau begleitete ihn, um sich die Stadt anzusehen. Mittags trafen sie sich und gingen gemeinsam essen.
Sie waren sehr hungrig und schon länger auf der Suche nach einem Restaurant mit freien Plätzen und einer halbwegs ansprechenden Speisekarte. Da blieben sie vor dem Eingang eines Gasthofs stehen, dessen Angebot sich besonders appetitlich las. Die hohen Preise waren sie bereit zu verschmerzen. Vorsichtig schauten sie durch die Tür und stellten mit Überraschung fest, dass der einladend gestaltete Raum fast leer war. Sie traten ein und wurden sofort höflich empfangen: „Grüß Gott! Sie haben reserviert?“ Nach einem kurzen Blick über die leeren Tische und auf die wenigen, offenbar gut situierten Gäste sah mein Nachbar der Kellnerin prüfend ins Gesicht: „Kennen Sie mich nicht?“
„Ach … entschuldigen Sie bitte vielmals! Bittschön, nehmen Sie doch Platz, wo immer Sie mögen. Ich bring Ihnen gleich die Karte“, antwortete die junge Servicekraft verwirrt. Amüsiert schauten sich meine Nachbarn an, wählten einen Tisch am Fenster und machten es sich bequem. Man brachte nicht nur die Karte, sondern auch einen vorzüglichen Aperitif.
Nachdem sie bestellt hatten ging meine Nachbarin zur Toilette. Auf dem Rückweg zum Tisch fing die freundliche Bedienung sie ab und fragte mit verlegenem Gesichtsausdruck: „Ach bitte erlauben Sie mir eine Frage, es ist mir ja sehr unangenehm, aber: Wer ist denn der Herr, mit dem Sie gekommen sind?“
Da lachte meine Nachbarin herzlich und gab Auskunft: „Das ist mein Mann.“
Einige Gedanken zum ausklingenden und zum neuen Jahr möchte ich gerne mit euch teilen…
Das alte Jahr geht zu Ende. Ein neues Jahr liegt vor uns wie ein Acker. Ungepflügt und unbestellt darauf wartet es darauf, beackert zu werden. Ich stelle mir vor, dass an uns liegt, die vor uns liegende Zeit zu bestellen wie ein Feld, so dass sie Früchte trägt – Früchte des Erfolgs, des Glücks, der Liebe, Früchte eines gelingenden Lebens. Ich stelle mir vor, dass es unsere Aufgabe ist, die Scholle zu wenden, unsere Saat zu säen und die Ernte einzubringen. Es gibt verschiedene Stile, so einen Acker zu bestellen. Man kann ihn tief oder flach pflügen, im Herbst, im Winter oder Frühjahr, mit vielen oder wenigen Pflugscharen drüber fahren oder ihn mit ganz anders geformten modernen Gerätschaften bearbeiten. Wer den Fortschritt ablehnt, muss einen Ochsen anschirren oder sich selber vorspannen, wobei entsprechend leichtes Gerät zu empfehlen wäre. Man könnte auch hingehen und sagen: Das letzte Jahr hat’s mir den Raps und die Gerste verhagelt. Wer weiß, ob sich die Arbeit lohnt? Vielleicht hagelt’s wieder, oder es verregnet mir die Ernte. Ich pflüge dies’ Jahr mal nicht. Da hab ich weniger Arbeit. Ich säe die Frucht gleich in die Disteln und Dornen und was dann aufgeht, das ernte ich dann eben.
Würdet ihr das machen? Wahrscheinlich nicht! Wer wäre denn so doof, ein Feld zu bestellen und es nicht zu pflügen? Wer würde denn die Saat auf Disteln und Quecken zu streuen? Obwohl – man weiß ja nie. Denn viele Menschen nehmen das Unkraut des alten Jahres mit ins neue Jahr und säen Neues darüber, ohne noch einmal drüber zu pflügen. Die Verletzungen vom letzten Jahr lassen sie keimen und wachsen und Früchte tragen. Den Streit von früher lassen sie schwelen, anstatt für eine Klärung zu kämpfen. Die Versäumnisse, die Fehler – die lassen sie auf sich beruhen. Auch dann, wenn ein mutiges Wort, eine freundliche Geste den Weg zur Heilung ebnen könnte. Ein Wort der Entschuldigung… eine Nachfrage: „Ist zwischen uns alles geklärt?“, oder eine Bitte: „Hör mir bitte nochmal in Ruhe zu!“ … eine Forderung: „Ich muss da mit dir drüber reden!“, eine Ansage: „Ich will mich mit dir versöhnen, aber erst muss ich dir sagen, was mich geärgert hat.“ Wo so etwas ausbleibt, werden Beziehungen gefährdet. Die Gründe, zu schweigen sind klar und verständlich: Denn das Alte nochmal umzupflügen ist harte Arbeit. Oft genug muss der Stolz überwunden werden und die Angst vor eigenen Verletzungen. Und es bleibt die Frage: Wie kann man wissen, ob die Mühe sich lohnt?
So säen viele auf ungepflügte Äcker, auf die Disteln des gestrigen Tages, auf die Dornen des vorigen Jahres. Darauf säen sie das Gute, was sie zu geben haben, ihre Bemühung um Gerechtigkeit und Liebe. Sie säen gute Körner auf eine verletzte Beziehung, in den Schmerz und die Kränkung, ohne zuerst den Acker in Ordnung zu bringen. Sie verstehen nicht, warum die gute Saat keine Frucht bringt. Immerhin, sie fahren die Saat noch aus. Es gibt andere, die einen Acker, der sie enttäuscht hat, nie mehr bestellen. Das Unkraut des Anschweigens wuchert dort haushoch. Je höher es wuchert, desto unwirtschaftlicher scheint es, darauf noch einmal zu säen. Mit einem Acker geht man kaum so um, miteinander verfahren viele so. Man lässt das alte Unkraut wuchern, so dass nichts Neues wachsen kann. Aber der Boden muss bestellt werden damit Beziehungen gedeihen. Kränkungen müssen zum Guten gewendet werden. Harte Positionen müssen gelockert werden. Alles Schmollen bringt nichts. Den Trotz muss man selber umwenden, damit auf seiner Rückseite etwas Neues gedeihen kann. Es tut weh, denn noch einmal spürt man die Verletzung. Nur: Das Schweigen muss gebrochen werden, sonst kann nichts Gutes wachsen. Wer Recht hat oder Unrecht – ist das die Frage? Recht haben ist belanglos im Verhältnis zu dem Leid, was dieses Schweigen anrichtet. Was zählt ist, was heilt. Also geht es doch darum, ob man sich in die Position des anderen hineinversetzt oder es wenigstens versucht, ins Gespräch zu kommen und eine neue Sicht zu gewinnen. Diese Art von Arbeit ist hart, und der Ertrag ist so unsicher wie jede Ernte. Und trotzdem: Wer seine Liebe auf fruchtbaren Boden fallen lassen will, muss den harten Boden vergangener Enttäuschungen neu umbrechen und dann von neuem seine Saat ausstreuen. Vor langer Zeit, vor zweieinhalbtausend Jahren, hatte ein Prophet namens Jeremia solche Gedanken. In seinen Worten hat er es so ausgedrückt: „Pflüget ein Neues, und säet nicht unter die Dornen!“
Ich möchte heute gerne eine Geschichte erzählen, die ich mit einem Patienten erlebt habe. Die Namen und andere Einzelheiten sind, wie üblich, geändert.
„Guten Tag Herr Bayer. Was bewegt sie denn zur Zeit?“ fragte ich. „Ich komme in die Hölle“, antwortete er ganz ernst. „Warum kommen Sie denn in die Hölle?“ „Ich habe viel falsch gemacht.“ „Was haben Sie denn zum Beispiel falsch gemacht, wenn ich fragen darf?“ „Ich war faul in der Schule. Ich habe nichts gelernt. Ich habe nichts aus meinem Leben gemacht. Darum komme ich in die Hölle.“
„Ah… und wie ist es dort in der Hölle?“ „Heiß. Da ist Feuer.“ „Mit dem Feuer ist das ja so: In derMitte ist die Glut. Da ist es am heißesten. Drumherum sind die Flammen. Die sind weniger heiß als die Glut, aber auch sehr heiß. Wenn man neben dem Feuer steht, ist es weniger heiß. Man kann einen Meter neben dem Feuer stehen oder zehn Meter oder hundert Meter. Das ist eine Entscheidung, ob man nah am Feuer oder weiter weg stehen möchte. Wo möchten Sie denn stehen?“ „Ich stehe immer da, wo es ganz heiß ist.“
„Woher wissen Sie eigentlich, dass Sie in die Hölle kommen?“ „In Rodalben gab es eine Konferenz von denen aus der anderen Welt, aus dem Jenseits. Da war ich dabei.“ Wann war das denn?“ „Vor 20 Jahren.“ „Und was haben die aus dem Jenseits Ihnen da mitgeteilt?“ „Das war schwer zu verstehen. Die haben ganz undeutlich gesprochen.“ „Wenn die ganz undeutlich gesprochen haben, die aus dem Jenseits, da haben Sie ja ein echtes Problem… das ist ja ganz schwierig für Sie, wenn die sich nicht klar und verständlich ausgedrückt haben. Da könnte es zum Beispiel sein, dass die über einen Herrn Meyer gesprochen haben, und Sie haben ‚Herr Beyer‘ verstanden. Die sagten zum Beispiel ‚Herr Meyer geht in die Hölle!‘ und Sie haben verstanden ‚Herr Beyer geht in die Hölle. Und da laufen Sie seit zwanzig Jahren herum, und vielleicht ab jetzt noch dreißig oder vierzig Jahre, und denken, die müssen zur Hölle und dabei geht in Wirklichkeit nicht Herr Beyer, sondern Herr Meyer zur Hölle! Und Sie machen sich all die Jahre lang die ganzen Sorgen ganz umsonst! Ich finde das nicht richtig, dass die nicht deutlich reden! Sie haben doch einen Anspruch darauf, zu wissen, was aus Ihnen wird! Sonst haben Sie ja den ganzen Kummer für nichts und wieder nichts, bloß weil die Sie nicht richtig informieren!“ Herr Bayer sagte nichts, schaute mich aber die ganze Zeit interessiert an. Es sah so aus, als ob er über etwas Schwieriges nachdächte und noch zu keinem Schluss käme. So fuhr ich fort.“Wissen Sie, wenn mir ein Rechtsanwalt oder Staatsanwalt eine Vorladung zum Gericht schicken würde und das Papier wäre so verschmiert, dass ich nichts lesen könnte, dann bräuchte ich auch nicht zur Verhandlung zu gehen. Da wird jeder Richter sagen: Diese Art der Vorladung genügt der juristischen Formpflicht nicht. Wer so unklar angeschrieben wird, braucht auch nicht zu kommen. Oder wenn jemand vom Gericht mich anruft und sagt: „Schuschalalawawa“ und meint,ich müsste so ein undeutliches Gerede verstehen, und das soll eine Vorladung sein, da brauche ich nicht zu erscheinen. Genaus ist das mit dem jüngsten Gericht: Wenn die wollen, das Sie zur Hölle gehen, dann müssen sich deutlich ausdrücken und Sie klar informieren. Sonst brauchen Sie da nicht hin. Wenn Sie nicht einmal sicher wissen können, ob die Beyer oder Meyer oder Dreyer gesagt haben, dann gilt das nicht und Sie brauchen dann auch nicht zur Hölle. Ist das für Sie nachvollziehbar?“
„Wie komme ich denn da jetzt raus?“ fragte der Mann.“Wo raus?“ „Aus dem negativen Denken.“ „Ah. Sie möchten raus aus dem negativen Denken. Die meisten Leute werden Ihnen sagen: Indem Sie positiv denken. Aber durch positives Denken kommen Sie da nicht raus, sondern durch positive Träume. Stellen Sie sich zum Beispiel vor,in Ihrem Leben sieht es so aus wie in einem Bergdorf, wo ein Fluss über die Ufer getreten ist und ganz viel Schlamm und Geröll mit sich gebracht hat. Nach diesem Unglück trifft sich der Gemeinderat mit en Dorfbewohnern, der Feuerwehr und dem Katastrophenschutz und Sie besprechen, was zu tun ist. Als erstes kommen Leute mit Baggern, Raupen und Lastwagen, um das grobe Geröll wegzuschaffen. Können Sie sich das vorstellen?“ „Ja.“ „Genau. Sie können sehen, wie die das alles wegschaffen. Danach kommen Leute mit Schläuchen und Besen. Die schaffen all den Schlamm und Sand aus dem Dorf, den ganzen Dreck, der da von weiter hinten reingekommen ist. Sie können Sehen, wie die das alles ins Tal hinunter spülen. Danach kommt ein Team von Handwerkern. Da kommen Maurer, Gipser, Maler, vielleicht auch Elektriker, Installateure, Stukkateure, Restaurateure… Was stellen Sie sich vor, machen die?“ „Die können Decken einziehen und Zwischenwände mauern.“ „Genau. Was noch?“ „Teppichboden legen. Leitungen verlegen. Vorhangschienen anbringen…“ „Genau. Nach den Handwerkern kommen die Gärtner. Die legen den Park und die Grärten wieder an. Vielleicht kommt noch ein Dorfbrunnen oder eine Dorflinde dazu, um das Dorf noch schöner zu machen, als es vorher war. Und ein Gedenkstein. Kann man sich das vorstellen?“ „Nicht so gut…“ „Na, Sie brauchen sich das noch nicht vorstellen können. Sagen Sie ihrer Seele einen schönen Gruß, dass sie das für Sie macht, so dass Sie sich darum gar nicht zu kümmern brauchen. Danach kommen ganz wichtigen Leute. Das ist das Präventionsteam. Die sorgen dafür, das so etwas nicht mehr wieder vorkommt. Die können zum Beispiel oberhalb des Dorfes den Hang bepflanzen, damit die Wurzeln der Bäume das Erdreich festhalten. Sie können da Mauern und Zäune im Stil von Lawinenzäunen hinbauen. Sie können dem Bach ein tieferes Bett graben, können Staustufen und Rückhaltebecken bauen oder sogar eine Umleitung für das überschüssige Bachwasser konstruieren.“
„Ich glaube, mein Vater hat mich zu sehr geschlagen“, sagte der Mann plötzlich. „Er hat mit mir das Einmaleins gelernt und hat gesagt: ‚Wenn du das jetzt nicht weißt, bekommst du noch mehr Schläge!‘ Ich konnte so nicht lernen.“ „Dann waren Sie vielleicht gar nicht faul. Sie haben nur das Lernen vermieden, um nicht an die Schläge zu denken“, sagte ich. „Ich habe mir in meinem Leben alles kaputt gemacht“, sagte er. Er erzählte, dass es ihm Angst mache, wenn sich jemand über ihn freue oder etwas Gutes zu ihm sage. Ich sagte: „Vielleicht ist das, weil Sie Freundlichkeit und Gewalt früher wie ein Gemisch erlebt haben. Das kam fast gleichzeitig. Und wenn Sie jetzt freundliche Menschen erleben, bekommen Sie Angst vor der Gewalt. Sagen Sie Ihrer Seele bitte einen schönen Gruß, dass Sie nur noch genau diejenigen Menschen zu fürchten brauchen, die Ihnen Gewalt angetan haben, und auch das nur noch in Situationen, die genauso sind wie damals, als das Schlimme passiert ist. Alles andere, können Sie Ihrer Seele sagen, ist zuviel gelernt. “ Dann erzählte ich ihm die Geschichte von einem verfallenen Schloss, das lange vernachlässigt worden war, durch dessen Dach der Regen tropfte und in dem Vandalen ihr Unwesen getrieben hatten – was nichts mit dem Wert des Schlosses zu tun habe, das von Anfang an schön konzipiert gewesen war. Und nun werde das Schloss renoviert. Später erzählte ich ihm von einer verfahrenstechnischen Anlage, mit der man etwa ein Gemisch von Erdbeerquark und Jauche bis zum letzten Molekül vollständig trennen könnte. Ich bat ihn, er möge seiner Seele auszurichten, sie solle mit dem Gemisch von Liebe und Gewalt, das er erfahren habe, dasselbe tun, dann die Gewalt dorthin zurückgeben, wo sie herkam und die Liebe behalten. So fuhr ich fort, auf alles, was er sagte, mit Geschichten zu antworten, die wie Träume seine bisherigen Belastungen und Möglichkeiten, diese loszulassen, in Bilder fasste.
„Der Weg von der Hölle zum Himmel ist weit“, sagte er plötzlich. „Sie haben schon ein gutes Stück zurückgelegt“, erwiderte ich. „Noch nicht so viel.“ „Sie gehen in die richtige Richtung. Der Rest ist eine Frage der Zeit.“ Der Mann erzählte mir daraufhin, wenn er unter Menschen sei, breche zu viel über ihn herein. “ „Kennen Sie diese Sonnenbrillen, die sich automatisch verdunkeln, wenn es zu hell wird?“ fragte ich. „Ja, so eine hatte ich einmal.“ „Wenn Sie unter Leuten sind, stellen Sie sich vor, eine Glaskugel um sich zu haben, die sich so verdunkelt, wenn die Menschen zu freundlich oder auf andere Art anstrengend für Sie sind.“ Er überlegte einen Augenblick. „Ich brauche viel Vertrauen.“
In der nächsten Zeit möchte ich gerne ein paar der Situationen beschreiben, die in der Therapie auftauchen.
Ein Mann kam beispielsweise zu mir mit dem Wunsch, eine Erektionsstörung zu beheben. Das Problem sei erstmals aufgetreten, nachdem er mit seiner jetzigen Freundin zusammen sei. Er finde sie äußerst attraktiv, sie allerdings beziehe das Problem auf sich und fühle sich sehr gekränkt. Dadurch werde die Beziehung belastet.
Nachfragen nach weiteren Problemen in der Partnerschaft und nach besonderen Ereignissen, die auslösend gewirkt haben könnten, blieben ergebnislos. So erklärte ich dem Mann, es wäre möglich, dass die Schwierigkeit gewissermaßen aus dem Nichts entstanden sei, sich selbst aufrechterhalte und nur eine einmalige Unterbrechung der kreisförmigen Dynamik des Problems notwendig sei, um es zu beheben. Ich äußerte die Gewissheit, dass das Symptom, wenngleich mit ungünstigem Ergebnis, eine gute Absicht verfolge und fragte ihn:
Wenn der Persönlichkeitsanteil, der das Symptom erzeugt, etwas Gutes für ihn erreichen wolle, was wäre dies? Welche Angst oder Befürchtung drückt er aus, und wovor möchte er Sie folglich schützen?
Ich bat ihn, mir die fünf ersten Impulse zu nennen, die ihm dazu einfielen. Der Mann erklärte, das Erektionsproblem könne die Angst ausdrücken, nicht männlich genug zu sein, seine Freundin zu kränken, von ihr verlassen zu werden, dass seine Angst den Austausch von Zärtlichkeiten unmöglich mache und dass er ein sexuelles Problem habe, das er nicht lösen können werde.
Ich notierte seine Antworten und las sie ihm einzeln nochmals vor.
Nach dem Verlesen der ersten Antwort teilte ich ihm mit, ich spräche nun mit dem Persönlichkeitsanteil, der diesen Satz hervorgebracht habe und lobte diesen Anteil für sein Engagement zum Schutz des Klienten. Ich erklärte, es bestünde trotz bester Absicht von seiner Seite ein Missverständnis und seine Methode erbringe nicht das gewünschte Ergebnis und fragte ihn, ob er bereit wäre, probeweise für eine Woche still zu sein und zuzuschauen oder auch für diese Zeit zum Wohl des Klienten probeweise das Gegenteil des Bisherigen zu tun. Wenn das Verhalten sich bewährte, solle er anschließend mehr desselben tun, wenn nicht, dürfe er zum bisherigen Muster zurückkehren oder etwas Neues probieren. Er möge sich des Kopfes des Klienten bedienen und seine Antwort durch Nicken oder Kopfschütteln mitteilen. Der Persönlichkeitsanteil stimmte dem zu.
Dieselbe Vereinbarung traf ich mit den anderen vier Anteilen, von denen mir der Mann mitgeteilt hatte, dass sie seine Sexualität blockierten.
Die Erektionsstörung verschwand innerhalb der nächsten Tage.
Die Fallsituation habe ich beschrieben und weiterführend besprochen in: Stefan Hammel, Handbuch der therapeutischen Utilisation. Vom Nutzen des Unnützen in Psychotherapie, Kinder- und Familientherapie, Heilkunde und Beratung. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, S. 102ff.
Frohe Ostern euch allen! Also, diese Geschichte habe ich mir weder ausgedacht, noch hab ich sie erlebt. Ein Freund hat sie mir geschickt. Sie stammt von einem Autor namens Tilman Haberer. Ich mag diese Geschichte sehr, und ich dachte mir, weil heute Ostern ist, … oder vielleicht auch einfach sowieso … egal, ich möchte diese Geschichte gerne mit euch teilen. Also…
Ich stell‘ mir vor, ich bin gestorben, und ich stehe vor der Tür des Himmels. Die ist, so nehme ich an, eine ganz normale Tür an einem ganz normalen Haus. Aber ich weiß, hinter der Tür wohnt Gott. Ich habe ein ganz schön mulmiges Gefühl im Bauch, schließlich habe ich ja Gott noch nie von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden. Trotzdem fasse ich mir ein Herz und drücke auf die Klinke.
Ich brauche nicht lange zu warten, da geht die Tür auf. Ich bin als erstes sehr überrascht, denn Gott sieht anders aus als ich erwartet habe. Er ist noch recht jung, noch keine 30, er ist ganz normal gekleidet, nicht anders als ich. Als er mich sieht, strahlt er mich an und sagt: „Mensch, Tilman, schön, dass du da bist! Komm rein!“ In demselben Moment, in dem ich Gott sehe, ist mein mulmiges Gefühl fort.
Gott sieht sehr sympathisch aus, und ich merke sofort, dass er mich mag. Ich folge ihm in die Wohnung. Sie ist ziemlich einfach eingerichtet, aber sehr gemütlich. Sofort fühle ich mich wohl. Ich fühle mich zu Hause. Hier gehöre ich hin. Gott bietet mir einen Platz an, dann stellt er zwei Weingläser auf den Tisch und macht einen guten Frankenwein auf. Meine ursprüngliche Spannung und Nervosität ist wie weggeblasen, und dann fangen wir an zu reden.
Wir reden über mein ganzes Leben, über die guten und schönen Erfahrungen, die ich gemacht habe, aber auch über das, was nicht gut war, wo ich etwas falsch gemacht habe, wo mich andere falsch behandelt haben, wo ich gelitten habe und anderen Leid zugefügt habe. Aber aus der Art und Weise, wie Gott mit mir darüber redet, merke ich: Das alles steht nicht zwischen uns, es trennt mich nicht mehr von Gott; ja, ich erkenne, was für ein miserables Leben ich teilweise geführt habe. Aber ich weiß: Gott trägt mir das nicht nach. Gott nimmt mich einfach so, wie ich bin. Diese Erkenntnis tut gut, sie tut aber auch sehr weh. Gott hat mich einfach gern mit all dem, was ich verbockt habe, und das tut wirklich weh.
Ja, und dann sagt Gott zu mir: „So, jetzt gehen wir zu den anderen.“ Und er steht auf und öffnet eine Tür. Da steht eine große Festtafel, und da sitzen alle, die mir in meinem Leben lieb waren: meine Eltern, meine Freunde, und auch die, die mir nicht lieb waren. Aber ich spüre: Auch von denen trennt mich nichts mehr. Noch einmal reißt mich ein Schmerz fast in Stücke. Ich sehe die Menschen, mit denen ich zusammen war. Und mir wird klar, wie viel Dummheit und Gemeinheit und Bosheit zwischen uns lag. Aber der Schmerz vergeht, und wir können uns in die Augen sehen. Und dann beginnt das Fest. Und das ist der Himmel.
(Quelle: Andreas Ebert, Auf Schatzsuche. 12 Expeditionen ins Innere des Christentums, Claudius Verlag 1993, S. 14f.)
Letzte Woche hatte ich eine Frau in Therapie, mit der ich im letzten Jahr an der Auflösung ihrer Depressionen gearbeitet hatte. Die letzen Monate war es ihr ausgezeichnet gegangen. Jetzt hatten familiäre und berufliche Belastungen dazu geführt, dass sie wieder ganz im Sumpf des Unglücklichseins steckte. Sie saß vor mir als ein Häufchen Elend, bewegte sich kaum und sprach ganz leise. Ihr Partner, der sie hergebracht hatte, saß ratlos neben ihr. „Wie kam denn das?“ fragte ich. Sie erzählte von ihrer Mutter, die nicht mehr mit ihr sprechen wollte, von Schwierigkeiten mit ihrer Tochter und davon, dass zuletzt der Hinweis eines Kunden, dass ihr Angebot „nicht das Richtige“ für ihn sei, genügt habe, um sie ganz zusammenbrechen zu lassen. Die Kritik, die sie darin empfunden habe, erinnere sie an die Art, wie ihr Vater sie früher kritisiert habe… Ich fragte die Frau, was ich für Sie tun könne, und sie antwortete, sie wisse es nicht. Was ihr Ziel sei? Das wisse sie auch nicht. Ob sie möchte, dass ich tue, was ich für sie für richtig halte? Ja, das sei gut, antwortete die Frau.
So sagte ich zu ihr: Weiterlesen
Heute ist er mir wieder begegnet. Diesen Text liebe ich sehr.
Ich gehe eine Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren.
Ich bin ohne Hoffnung.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos, wieder hinauszukommen.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben,
schon wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch.
Ich falle schon wieder hinein…
aus Gewohnheit.
Meine Augen sind offen.
Ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine Schuld.
Ich komme auch sofort wieder heraus.
Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch.
Ich gehe darum herum.
Ich gehe eine andere Straße.
(Sogyal Rinpoche)
Eugen war mit seiner Frau und seinem siebzehnjährigen Sohn Till in Urlaub. Der Junge war unglücklich darüber, dass er so schüchtern war, und fragte seinen Vater, wie er etwas dagegen tun könne. Eugen sagte: „Vor einiger Zeit war ich mit unserem Freund Stefan abends unterwegs. Uns störte, dass wir uns nicht trauten, mit Frauen, die wir nicht gut kannten, ins Gespräch zu kommen. Also vereinbarten wir einen Wettbewerb. Erst durfte ich ihm eine Mutprobe auferlegen, dann er mir, und dann abwechselnd den ganzen Abend so weiter. Durch ein Punktesystem sollte der Gewinner des Abends ermittelt werden. Es gab zwei Punkte für jede bewältigte Herausforderung, einen für jeden ernsthaften Lösungsversuch und null Punkte fürs Aufgeben. Die einzige Bedingung für die Lösung der Aufgaben war, dass unsere Experimente für niemanden kränkend sein sollten. Die erste Aufgabe bestand darin, der Bedienung im Café ein Kompliment zu machen, die zweite war es, mit einer Dame von irgendeinem Nachbartisch eine mindestens einminütige Konversation zu beginnen. Am Ende gab ich Stefan die Aufgabe, einer ihm unbekannten Frau einen Handkuss zu geben, ohne dass diese sein Vorgehen beanstandet.“ „Hat er das gemacht?“ „Er hat zwei Frauen, die uns auf dem Bürgersteig überholen wollten, angesprochen. Eine von ihnen redete gerade irgendetwas über ‚Mut‘. ‚Apropos Mut‘, sagte er zu ihr, ‚wir machen gerade eine Mutprobe. Ist das für Sie in Ordnung, wenn ich Ihnen einen Handkuss gebe?‘ Die Frau hat gestutzt: ‚Wer wäre denn dasnn mutig?‘, antwortete sie. ‚Sie und ich‘, sagte Stefan. ‚Und danach?‘ ‚Dann gehen Sie in die eine Richtung weiter, und wir in die andere.‘ ‚Mehr nicht?‘ ‚Mehr nicht.‘ Und Stefan bekam ihre Hand zum Kuss. Wir haben die beiden später an dem Abend noch einmal gesehen und haben uns sehr fröhlich gegrüßt.“ „Das mache ich auch“, sagte Till. Das nächste, was Eugen sah, war, dass Till in dem italienischen Dorf, in dem sie sich gerade befanden, Jeden, aber auch wirklich jeden Passanten, den er traf, mit einem überschwänglichen „Hi!“ begrüßte. Die Leute schauten etwas irritiert, aber einige grüßten zurück. Dann probierte er dasselbe mit „Ciao!“. Er bekam noch mehr Grüße und kam, obwohl er kein Italienisch sprach, mit etlichen Dorfbewohnern auf Deutsch, Englisch und Zeichensprache ins Gespräch. Einige Zeit später erwähnte seine Mutter, sie müsse in die Apotheke, Tampons kaufen. „Laß mal, ich mach das für dich“, meinte Till. Und er ging in die Apotheke. Die Apothekerin verstand ihn nicht und brachte ihm einen Schnuller. „Nicht hier“ antwortete Till, schüttelte den Kopf und deutete auf den Mund, „sondern hier“, und deutete zwischen seine Beine. „Tampons!“ „Wie? Für wen?“ fragte die Apothekerin. „Für meine Mutter“, sagte Till und strahlte.
Gestern fragte mich jemand nach einer Geschichte für eine Borderline-Patientin, die sich ritzt und sich oftmals schämt, weil die Haut ihrer Arme so rau und vernarbt ist. Ich sagte zu ihr:
„Vielleicht ist es dir auch schon passiert, dass du auf der Autobahn auf die Randlinie gefahren bist. Früher hat man zum Zeichnen dieser Randlinien einfach Farbe verwendet. Man hatte aber das Problem, dass manchmal Leute auf der Strecke eingeschlafen sind und von der Spur abgekommen sind. Dann hatte jemand eine gute Idee. ‚Wenn die Randlinie aus einem Material mit Querrillen ist, dann gibt es ein lautes Geräusch, sobald jemand mit seinem Auto die Rille berührt. Man wacht sofort auf und kommt zurück auf die richtige Spur.‘ Sie haben das ausprobiert, und schon nach den ersten Versuchen hat es immer besser geklappt: jedesmal, wenn jemand diese Grenzlinie schnitt oder sie überhaupt auch nur am Rande mit seinem Reifen berührte, gab es ein so lautes Signal, dass die Leute sofort zurücklenkten und weiterfuhren auf der dafür vorgesehenen Spur. Seit sie dieses Warnsignal beim Berühren derRandlinie eingeführt haben, sind Unfälle dieser Art weit zurückgegangen. Man kennt die Methode inzwischen auch bei Mittellinien und anderen in Frage kommenden Markierungen.“